“Setzt euch ans Steuer und fahrt!” – Birte Krause und ihre Vierzylinder-Porsche

Birte Krause ist das, was man authentisch nennt. Im Leben der selbstständigen Stylistin dreht sich alles um Mode, Design und alte Autos. Auf Instagram gewährt sie uns als Turbo Birdy Einblicke in ihre große Leidenschaft. Sie ist ein Kind des Ruhrpotts und hat sich den Traum des eigenen Porsches mittlerweile schon zweimal erfüllen können. Neben ihrem weißen Porsche 924 Turbo ist neuerdings auch ein Porsche 912 in ihrer Garage. Beide sind übrigens – genau wie Birte selbst – alles außer gewöhnlich. 

Birte Krause – Zwischen Pinsel, Porsche und Pott

An einem sonnigen Nachmittag reiste ich in die Nähe von Bottrop, mitten im Ruhrpott. Vor einer Garage mit schwerem Eisentor stehen ein paar Holz-Liegestühle, wie in einer Beach Bar. Aus einem der Stühle springt Birte Krause auf und wir begrüßen uns, als kannten wir uns schon ewig. Dabei haben wir vorher nur ein paar Mal telefoniert. Diese Herzlichkeit ist es, die Turbo Birdy, wie Birte sich auf Instagram nennt, auszeichnet – ehrlich, ungekünstelt und stets mit einer Prise Rock ’n Roll!

Birte Krause schlug nach dem Abitur eine akademische Karriere ein. Nach dem Studium ging sie 2010 allerdings einen anderen Weg: „Ich war gelangweilt von der akademischen Welt“, sagt Birte heute. „Ich habe mich schon immer sehr für Kunst und Design interessiert, war immer kreativ und habe in einer Band gespielt“. Die Bücher tauschte sie gegen Pinsel, Bürsten und Rouge – nach einer weiteren Ausbildung wurde sie zum freiberuflichen Make-Up Artist.

Wer nun denkt, dass Birte nur für Shootings und das Leben um den Catwalk unterwegs ist, denkt zu kurz. Denn Birtes Portfolio besteht nicht nur aus Fashion und Beauty. Die gefragte Stylistin schraubt in ihrer knappen Freizeit nämlich genauso gern mit ihren Freunden an Autos – ganz lässig in Hoodie und Cap – das ist die wahre Birte! Heute arbeitet die 40-Jährige für internationale Fashion-Marken und ihr vertrauen auch zahlreiche Sportler und Rennfahrer, wie Dirk Nowitzki oder Klaus Ludwig.

Ein echtes Kind der 80er

„Die Musik und das Design der 70er und 80er Jahre fand ich schon immer mega!“ Diese Liebe zum Design wurde Birte in die Wiege gelegt, wie sie selbst sagt. „Meine Eltern haben mir da sehr viel mitgegeben. Durch sie habe ich angefangen, mich für Architektur und Design-Klassiker zu begeistern“, sagt die Bottroperin. Diese Leidenschaft spiegelt sich auch in Birtes Autogeschmack wieder. „Neben meiner Vespa, die ich auch niemals hergeben würde, habe ich seit gut vier Jahren einen Porsche 924 Turbo in der Garage. Das Design mit den klaren Linien und den Klappscheinwerfern ist einfach zeitlos und genau mein Ding!“ 

Doch Birtes Passion geht noch weiter. „Ich liebe den Motorsport!“ – Aus einem fröhlichen Lächeln wird begeistertes Strahlen. „Ich verbringe meine freie Zeit gern an der Rennstrecke. Ganz egal, ob historischer oder moderner Rennsport”. Durch ihre gute Freundin Eve Scheer, Moderatorin und Rennfahrerin, wurde diese Liebe noch deutlich intensiver. „Natürlich begleite ich sie, wenn ich kann, zu den Rennen. Für mich ist das ein toller, ehrlicher Ausgleich zur verrückten Fashion-Welt“, erklärt Birte.

„Jedes Mal, wenn ich das Garagentor öffne, bekomme ich Gänsehaut!” – Birte Krause

Die Liebe zum Detail zeigt sich auch in Birtes Garage: „Jedes Mal, wenn ich das Garagentor öffne, bekomme ich Gänsehaut! Und ich hoffe, dass dieses Gefühl für immer bleibt.” Mit dem Turbo erfüllte Birte sich einen langgehegten Traum: „Porsche war für mich immer schon DIE Marke“. In den letzten zwei Jahren fuhr sie in ihrem weißen Turbo so oft es ging. „Er begleitet mich auf Roadtrips. Wir waren zum Beispiel schon an der Nordsee und auf der Hamburger Reeperbahn“, berichtet Birte von ihren Touren.

Es ist für mich nach wie vor nicht selbstverständlich, dass ich diese beiden tollen Autos besitzen darf. 

Birte Krause, Turbo Birdy

Der extrem tiefe, weiße Porsche 924 Turbo hat zweifelsfrei Präsenz. Seine Rial Kreuzspeichen mit zeitgenössischem Tiefbett stehen ihm hervorragend und machen die äußerliche Zeitreise in die frühen 80er Jahre perfekt. Innen lockert der graue Berberstoff das ansonsten sachlich schwarze Interieur auf. „Manchmal setze ich mich einfach ins Auto, mache mir Musik an und genieße die Eindrücke – die Materialien, den Geruch, den Hüftschwung im Rückspiegel…“ Dabei fällt mir der TURBO-Ring an Birtes Mittelfinger ins Auge – It’s all about the details.

Und als wäre ein 924 Turbo für sich nicht schon sportlich genug, hat Birte ihm noch ein paar Extra-Pferde implantiert. „Gemeinsam mit einem guten Freund habe ich eine Wasser-Alkohol-Einspritzung installiert“, erklärt mir Birte mit Blick auf die blitzsaubere Umsetzung im Motorraum. „Der Turbo fährt sich jetzt ähnlich wie ein 924 Carrera GT. Dabei dient die zusätzliche Einspritzung in erster Linie der Kühlung des Turbos. Die Mehrleistung ist ein schöner Nebeneffekt”, erklärt Birte mit einem Augenzwinkern. 

Für Birte ist echte Patina interessanter als ein perfekter Lack

Mit ihren Make-Ups und Stylings sorgt Birte dafür, dass sich ihre Modelle in Fotoshootings besonders wohl fühlen und ihre beste Seite zur Geltung kommt. Dabei geht es ihr jedoch nicht um Perfektion. „Viele eifern einem vermeintlichen Schönheitsideal nach. Ich freue mich aber viel mehr über Models, die einfach ein bisschen anders sind“, berichtet die Stylistin.

Ich mag Menschen mit Charakter, die etwas zu erzählen haben. 

Birte Krause, Turbo Birdy

Diese Einstellung spiegelt sich gewissermaßen auch in Birtes Auto wieder. „Ein Auto muss nicht perfekt sein, es muss Geschichten erzählen – und Patina erzählt Geschichten! Ich finde es viel reizvoller, wenn ein Auto kleine Imperfektionen mit Stolz trägt“, bringt Birte es auf den Punkt. Daher beantwortet sie meine Frage, ob sie lieber ein perfekt restauriertes oder ein patiniertes Auto fährt, wie aus der Pistole geschossen – „Ganz klar Patina!“

Birte Krause erfüllt sich einen weiteren Traum – ein 912 zur 40

Der erste Porsche sollte allerdings nicht Birtes letzter gewesen sein. „Kurz vor meinem 40. Geburtstag fand mich dieser 912er“, erinnert sie sich. Die Rede ist von einem silbernen 1967er Porsche 912 aus Los Angeles. „Wie schon beim 924 war ich gar nicht auf der Suche nach einem Porsche. Doch wie so oft im Leben, sind es die Zufälle, die die spannendsten Geschichten schreiben.”

Der 912 ist wie mein James Dean und der 924 wie der schöne Klaus von der Reeperbahn. Obwohl beide Autos charakterlich total unterschiedlich sind, fahre ich beide gleich gern.

Birte Krause, Turbo Birdy

“Die Sonne aus Kalifornien hat den Lack über die Jahrzehnte perfekt mattiert und ihn so zu einem echten Unikat gemacht”. Er war die perfekte Basis für Birte, um sich ihren Traum-912 daraus zu bauen. “Das Auto war komplett original. Ich wollte ihn einfach zu meinem Auto machen.” Birte installierte umgehend einen Überrollbügel. Mittlerweile kamen auch seltene Recaro Rally 1 und alte Schroth-Gurte dazu.

Autofahren als Meditation nach dem Job

Birte ist in ihrem Job viel unterwegs, oft unter Zeitdruck. “Wenn ich von meinen Jobs zurückkomme und das Wetter passt, fahre ich gar nicht erst nach Hause, sondern direkt zu meiner Garage, um den Alltag hinter mir zu lassen und in Richtung Sonnenuntergang zu fahren. Das würde ich am liebsten jeden Tag machen!” Während Birte mir das erzählt, sieht man das Leuchten in ihren Augen. 

Was für andere Mädels Yoga ist, ist für mich das Fahren in den alten Autos.

Birte Krause, Turbo Birdy

Ich möchte wissen, wo Birte mit ihren Autos noch gern hinfahren möchte. “Eigentlich ist es egal, Hauptsache ich kann fahren! Wir sind vor kurzem zum Beispiel spontan am Nachmittag von Bottrop aus nach Zandvoort an den Strand gefahren. Für solche spontanen Sachen bin ich immer zu haben! Wer weiß, wie viele Sommer wir erleben dürfen? Deshalb lasst uns jetzt die Autos fahren, die Nacht zum Tag machen und einfach den Moment genießen. Setzt euch ans Steuer und fahrt!”

Egal ob ihr am nächsten Tag zehn Kaffee braucht, um durch den Tag zu kommen – Macht einfach!

Birte Krause, Turbo Birdy

Was würde Turbo Birdy fahren, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Auf unsere traditionell letzte Frage hat Birte eine klare Antwort: „Ich habe schon meine perfekte Two-Car-Garage! Wenn Geld wirklich keine Rolle spielen würde, dann wäre es aber ein Porsche 911 Carrera RSR und ein BMW M1. Bei beiden faszinieren mich Design und Sound. Wer diese Autos schon mal an einer Rennstrecken fahren gesehen hat, wird die Faszination nachvollziehen können.“

© Fotos: Martin Hillmann