Der erste 911 Turbo, der Mitte der 70er Jahre geborene 930, war weder ein zahmes noch ein einfaches Auto. Sein mechanisches Potenzial schreckte unerfahrene Fahrer schnell ab, die sich von dem plötzlichen Leistungsschub des Turboladers einschüchtern ließen. Im Laufe der Zeit und über Generationen hinweg blieb der 911 Turbo ein wildes Auto, das nur einigen wenigen Nervenkitzel-Suchenden vorbehalten war.
Doch 1987 bot der 959 zu einem astronomischen Preis ein für den 911 noch nie dagewesenes Leistungsniveau mit Allradantrieb und einem 450-PS-Doppelturbomotor. Der extrem seltene und kurzlebige Wagen ebnete dennoch den Weg für die Weiterentwicklung der Spezies, die zum 993 Bi-Turbo führte.
Das Konzept hätte eigentlich schon früher mit dem Projekt 965 auftauchen sollen, das neben dem 964 zum Porsche 969 werden sollte. Leider musste sich Porsche aufgrund wirtschaftlicher Zwänge mit dem 965, wie wir ihn kennen, mit Heckantrieb und einem einzigen Turbo begnügen. Am Ende seiner Karriere hatte der luftgekühlte Sechszylindermotor den Porsche-Kunden noch mehr zu bieten. Im Jahr 1995 setzte der neue 993 Turbo für alle Sportwagenfans erneut den Maßstab in seiner Kategorie. Die deutsche Zeitschrift Auto Motor und Sport kürte den 993 Bi-Turbo zum "Sportwagen des Jahres".
Der 993 Turbo behielt seine zuverlässige und robuste mechanische Basis bei und führte gleichzeitig mehrere Innovationen ein, darunter die Doppelturboaufladung - eine Premiere für ein Serienfahrzeug. Der Ladedruck der KKK-Turbos erreichte ein Maximum von 0,8 bar. Das Verdichtungsverhältnis betrug 8,0:1. Der von einer Bosch Motronic M5.2-Einspritzanlage gesteuerte Reihensechszylinder leistete 408 PS bei 5.750 U/min und ein Drehmoment von 540 Nm bei 4.500 U/min - 80 % davon standen zwischen 2.600 und 6.000 U/min zur Verfügung. Der beeindruckende Wirkungsgrad des Motors lag bei 113 PS/L und 150 Nm/L. Später wurde diese Leistung mit einem Motorkit auf 430 PS und 59 kgm Drehmoment gesteigert.
Die Kraftübertragung auf alle vier Räder erfolgte über ein innovatives 6-Gang-Getriebe mit Doppelkonus-Synchronisation in den ersten beiden Gängen. Der hydraulisch unterstützte Kupplungsweg wurde ebenfalls verkürzt.
Trotz seines Gewichts von rund 1.500 kg blieb der 993 Turbo der schnellste Serien-Elfer seiner Zeit. Seine Höchstgeschwindigkeit erreichte 290 km/h! Und für die Liebhaber der Beschleunigung spurtete er mühelos in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und legte den stehenden Kilometer in 23 Sekunden zurück. Gewiss, der 911 Turbo stellte keine Rekorde in Sachen Leistung, Geschwindigkeit oder Beschleunigung auf. Aber dank seines Allradantriebs und seiner einfachen Handhabung zeichnete er sich durch Ausgewogenheit, Vielseitigkeit und Benutzerfreundlichkeit aus - seltene Tugenden im Reich der Supersportwagen.