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„Einfach fahren“ – Paula & Ken über ihren Roadtrip im 911 Carrera 3.2

28.07.2025 Von Richard Lindhorst
„Einfach fahren“ – Paula & Ken über ihren Roadtrip im 911 Carrera 3.2

Viele Porsche-Fahrer reden nur davon, wie schön es wäre, mal einen ausgiebigen Roadtrip im Klassiker zu machen. Paula Conraads und Ken Vogel haben es einfach gemacht. Von Holland aus brachen die beiden auf eine Rundreise durch sieben Länder auf. Statt in einem modernen Auto mit allen Annehmlichkeiten, verzichteten sie bewusst auf Luxus, reisten mit leichtem Gepäck und erlebten – trotz eines unverhofften Endes – einen der schönsten Urlaube ihres Lebens. Im Elferspot Porsche Talk teilten die beiden ihre Erfahrungen, ihre Leidenschaft und was sie anderen Reiselustigen empfehlen würden.

Danke, dass ihr zwei eure Geschichte mit uns teilen möchtet. Stellt ihr euch unseren Lesern zu Beginn kurz vor?

Paula: Na klar! Ich bin Paula Conraads, 26 Jahre alt, Fotografin und Grafikdesignerin. Seit kurzem versuche ich, auch in der Automobil-Fotografie Fuß zu fassen. Gemeinsam mit Ken und unseren zwei Katzen lebe ich seit einigen Jahren in Limburg im Süden der Niederlande.

Ken: Mein Name ist Ken Vogel, ich bin 30 Jahre alt und Ingenieur. Ich entwerfe und baue Maschinen im Automotive-Sektor auf Kundenwunsch. Seit einem Jahr fahre ich einen Porsche 911 Carrera 3.2 und habe mir damit einen langgehegten Traum erfüllt.

Wie habt ihr zwei euch kennengelernt?

Paula: Das war vor knapp sieben Jahren. Mein Bruder arbeitete mit Ken in einer Firma. Und diese Firma organisierte ein Barbecue für die Angestellten und deren Familien, damit die Angehörigen die Arbeitsplätze kennenlernen konnten. Ich war damals Studentin und kam in erster Linie mit, weil es eben ein gratis Barbecue war. Als Studentin ist ein gutes Abendessen eine schöne Motivation (lacht)! Dort lernte ich dann Ken kennen und wir verstanden uns sehr schnell sehr gut.

Waren Autos damals schon ein Thema, das euch beide bewegt hat?

Paula: Nein, noch gar nicht. Ken hatte zwar einen Volvo P1800, aber der brauchte so viel Arbeit, dass das Projekt nie fertig wurde. Irgendwann verkaufte er das Auto. Dann war klar, dass es ein Porsche werden sollte. Und Kens Enthusiasmus für diese Marke war ansteckend für mich. Ich habe mich so für ihn gefreut, als er den Carrera gekauft hat, dass es mich einfach mitgerissen hat. Ken ist deshalb auch schuld daran, dass ich heute Porsches so cool finde.

Ken ist deshalb auch schuld daran, dass ich heute Porsches so cool finde.

Paula Conraads

Wie hat die Auto- und Porsche-Liebe bei dir denn angefangen, Ken?

Ken: Wir waren keine typische Auto-Familie. Aber ich war schon immer interessiert an luftgekühlten Autos. Ich weiß gar nicht genau, wieso. Aber ich war besonders von luftgekühlten Porsches schon immer fasziniert. Es wurde eine Art Obsession. Bei einem gemeinsamen Trip nach Italien musste Paula einmal über eine Stunde mit mir warten, nur um den Motor eines Porsche 911 Carrera 3.2 zu hören!

Porsche 911 Carrera 3.2 in Molveno, Italy

Während unseres Urlaubs sind wir zufällig beim Schlendern an einem Parkplatz vor einem Restaurant vorbeigekommen. Die Teilnehmer einer Ausfahrt von einem Oldtimer-Club waren im Restaurant gerade beim Abendessen. Auf dem Parkplatz stand eben ein 911 Carrera 3.2 vor der Tür. Er war genau so, wie ich ihn auch mal haben wollen würde. Paula wartete mit mir so lange, bis die Fahrer mit dem Essen fertig waren. Ich wollte unbedingt hören, wie der Carrera klingt!

Paula wartete mit mir so lange, bis die Fahrer mit dem Essen fertig waren. Ich wollte unbedingt hören, wie der Carrera klingt!

Ken Vogel

Diesen Traum konntest du dir mittlerweile ja erfüllen. Was für ein Carrera ist es genau geworden und welche Emotionen hat die erste Fahrt in dir ausgelöst?

Ken: Es ist ein 1989 gebauter Porsche 911 Carrera 3.2 in Leinenmetallic. Das Auto wurde ursprünglich in Italien ausgeliefert und 2004 in die Nähe von Stuttgart reimportiert. Vor einem Jahr kaufte ich ihn dann in Holland bei Nine1 Motors in ’s-Gravenzande. Er hatte sogar noch seine deutschen Kennzeichen. Die erste Fahrt war ehrlich gesagt total schräg. Es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, das erste Mal in deinem Traumauto zu fahren und zu wissen, dass du ihn dir jetzt wirklich kaufen kannst.

Die erste Fahrt im 911 Carrera 3.2 blieb Ken Vogel vor allem wegen der immer präsenten vorderen Kotflügel im Gedächtnis.

Was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war der Blick nach vorn mit den immer präsenten Kotflügeln, die auf die Straße zeigen. Es war ein phänomenales Gefühl. Die Fahrt nach Hause war an einem sehr heißen Tag mit zahlreichen Staus. Ich war also schon sehr nervös, dass das Auto überhitzen könnte. Doch nach 2,5 Stunden hatte der Carrera die erste Tour gut überstanden.

Es ist ein sehr eigenartiges Gefühl, das erste Mal in deinem Traumauto zu fahren und zu wissen, dass du ihn dir jetzt wirklich kaufen kannst.

Ken Vogel über die erste Fahrt in seinem Porsche 911 Carrera 3.2

Wie kam euch die Idee für den Porsche-Roadtrip?

Paula: Wir sind vorher häufiger im Camper von Kens Eltern unterwegs gewesen. Aber mit einem fremden Auto fühlt es sich eben doppelt blöd an, wenn unterwegs etwas kaputt geht. Gleichzeitig sind wir aber nicht die Typen für All-Inclusive-Urlaub. Also dachten wir uns, wir sollten einen Roadtrip machen und verschiedene Orte bereisen. Zuerst wollten wir das mit meinem Polo machen, aber haben uns dann doch für den Porsche entschieden.

Welche Route habt ihr für euren Trip geplant? Wo hat es euch besonders gut gefallen?

Paula: Wir hatten uns ein paar Ziele gesetzt, die wir unbedingt sehen wollten: Stuttgart, die Dolomiten, Molveno in Trentino, Èze an der Cote d’Azur und Dijon. Drum herum gab es einige kleine Ausflugsziele, zum Beispiel Villefranche sur Mer und Monte Carlo. Wir sind keine Stadtmenschen, daher haben wir eher in ruhigen Orten unsere Unterkünfte gesucht. Insgesamt hatten wir etwa 3.000 Kilometer für zwei Wochen geplant. Die Hotels haben wir im Voraus gebucht – immer mit bewachten Parkplätzen, damit Ken ruhig schlafen konnte.

„Genau wegen dieser Bergetappen sind wir schließlich mit dem Porsche gefahren!“

Nach dem Stopp in Stuttgart fuhren wir weiter über Innsbruck in Richtung Dolomiten. Unsere erste Basis für Tagesausflüge war das Grand Hotel Molveno. Molveno ist ein traumhaftes kleines Örtchen, etwa eine Stunde vom Gardasee entfernt. Es war super ruhig, perfekt für uns! Von dort aus haben wir einen Ausflug zum Monte Varagna am Nordufer das Gardasees gemacht. Die Serpentinenstraßen dort waren atemberaubend. Genau wegen dieser Bergetappen sind wir schließlich mit dem Porsche gefahren!

Von Molveno aus machten sich Paula und Ken in Richtung Monte Veragna auf.

Leider bin ich nicht die beste Beifahrerin. Deshalb musste ich Ken zwischendurch bitten, ein paar Minuten etwas langsamer zu machen, bei all den schnellen Kurven (lacht). Danach sind wir über Genua nach Èze weitergefahren. Das war etwa die Halbzeit unseres Trips. Der Zwischenstopp in Monte Carlo war natürlich ein Highlight. Es war cool, dass unser alter 911 hier fast mehr Aufmerksamkeit bekam als moderne Supercars. Auch unser Ausflug nach Villefranche sur Mer war grandios. Als wir uns Nizza ansehen wollten, hatten wir allerdings eine Panne…

Auf den Straßen Monte erregt ein klassischer Porsche heutzutage fast mehr Aufmerksamkeit als die vielen aktuellen Luxuskarossen.

Was ist passiert?

Ken: Dazu muss ich etwas ausholen. Vor der Abfahrt auf unseren Trip habe ich den Porsche intensiv auf Herz und Nieren durchgecheckt – Motor, Zündkerzen, Luftfilter, Fahrwerk, Flüssigkeiten, Lichtanlage, Reifen… Ich war zwar etwas nervös, immerhin ist es ein über 35 Jahre altes Auto, doch alles sah gut aus.

Porsche 911 Carrera 3.2 in Villefranche sur Mer

Wie sich im Nachhinein herausstellte, habe ich ein Teil nicht überprüft und genau das sollte uns Probleme bereiten – das Radlager! Bis zu diesem Tag lief der Carrera wie ein Uhrwerk. Doch dann hörte ich Geräusche in Rechtskurven – das linke vordere Radlager! Es wurde sehr schnell lauter und mir wurde klar, dass wir den Trip ohne eine Reparatur nicht im Elfer fortsetzen könnten.

Wie hast du reagiert? Hattest du eine Möglichkeit, selbst Hand anzulegen?

Ken: Normalerweise fahre ich nie ohne Werkzeuge und Wagenheber los. Doch bei der Reise hatten wir einfach keinen Platz dafür. Also suchte ich zuallererst nach einer Werkstatt, wo ich mir die nötigen Werkzeuge leihen könnte. Doch im direkten Umkreis gab es einfach niemanden. Wir fanden in einem kleinen französischen Dorf dann eine Stelle, an der ich das Auto so parken konnte, dass das Vorderrad in der Luft steht. Doch leider war vor Ort – ohne passendes Werkzeug – nichts zu machen.

Ein defektes Radlager wurde für Ken und Paula zum Stolperstein auf ihrem Roadtrip.

Paula: Wir haben versucht, über einen Freund von Ken, der eine Werkstatt betreibt und auch Ken heißt, etwas zu regeln. Er hat uns sogar angeboten, das Auto aus Südfrankreich, über 1.000 Kilometer von Zuhause abzuholen. Zum Glück mussten wir das nicht in Anspruch nehmen, aber es ist schön zu wissen, dass wir Zuhause jemanden haben, der uns sogar abgeholt hätte! Für den nächsten Trip ist klar, dass ich zugunsten eines Wagenhebers lieber auf ein Paar Schuhe und den zweiten Bikini verzichten würde (lacht).

Habt ihr euren Roadtrip dann abgebrochen?

Paula: Um ehrlich zu sein, haben wir kurz darüber nachgedacht. Ken war schon sehr enttäuscht. Über unsere Versicherung organisierten wir zunächst, dass der Porsche abgeschleppt wurde. Außerdem besorgten wir uns einen Mietwagen und entschieden uns, die Route etwas abzukürzen. Wie sich herausstellte, war es gar nicht so schlecht, in einem modernen Auto unterwegs zu sein. Denn bei 39°C Außentemperatur wäre es im Porsche ohne Klimaanlage ziemlich anstrengend geworden.

Bis zur Panne auf der Etappe nach Montpellier legten Paula und Ken über 1.600 Kilometer im G-Modell zurück.

Ich war zugegebenermaßen schon ziemlich niedergeschlagen. Doch bis dahin hatten wir so viele tolle Dinge erlebt, so viele schöne Eindrücke gesammelt. Und trotz allem ist es eine Geschichte, über die wir mittlerweile lachen können.

Ken Vogel

Würdet ihr nochmal im Porsche auf einen Roadtrip gehen? Und wenn ja: Wohin?

Paula: Ja, das auf jeden Fall. Wir haben tolle Ecken in den Bergen gefunden, so viele schöne Panoramen gesehen… Die Schweiz ist definitiv weit oben auf unserer Liste. Und den Trip nach Dijon würden wir gern nachholen, da wir dort gern Freunde der Familie besuchen wollen. Doch wir sind nicht total auf ein Ziel fokussiert, sondern entscheiden eher spontan aus dem Bauch heraus, wo es uns hinzieht.

Was war für euch das wichtigste Gadget auf der Reise?

Paula: Eigentlich hatten wir außer unserem Gepäck gar nichts dabei. Es war einfach kein Platz mehr übrig. Ich hatte nicht mal ein Stativ für die Kamera dabei. Grundsätzlich sollte man das meiner Meinung nach auch nicht zu verkopft sehen. Stattdessen würde ich sagen: „Einfach fahren!“ Wenn etwas schief läuft, läuft es schief. Wir hatten es zwischendurch auch schwer, positiv zu bleiben, aber wir wollten uns deshalb nicht die Ferien versauen. Wir wussten schließlich vorher, dass gerade bei einem so alten Auto auch mal etwas Unvorhergesehenes passieren kann.

Ein Teil war jedoch schon mit an Bord, dass die Reise deutlich angenehmer machte. Wir hatten kurz vor dem Trip eine Adapterkassette für das Originalradio gekauft. Damit konnten wir auf dem alten Blaupunkt Bremen Radio per Bluetooth Musik hören. Bis dahin hatten wir nur ein Tape von Fleetwood Mac im Auto, das wir schon Stunden hintereinander gehört hatten. Das wollten wir aber keine zwei Wochen durchziehen. Es war vollkommen surreal, auf einem Kasettenradio die Musik vom Handy zu streamen…

Zu guter letzt noch unsere traditionell letzte Frage: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was wäre euer Traum-Porsche?

Ken: Das wäre wohl ein Porsche 930 Turbo 3.3 in Oakgrün.

Paula: An der Farbe bin ich wohl schuld. Ich liebe grüne Autos und habe da Ken wohl ein wenig beeinflusst. Am schönsten fände ich es in Kombination mit einem cognacfarbenen Interieur.

Liebe Paula, lieber Ken, vielen Dank, dass ihr eure Geschichte mit uns geteilt habt! Viel Spaß auf euren weiteren Reisen!

Paula & Ken: Wir sagen danke!

Porsche 911 Carrera 3.2 am Mittelmeer

„Einfach fahren“ – so simpel und doch so wahr. Paula und Ken zeigen, dass man auch in einem Klassiker auf große Reise gehen kann und sollte. Denn die Erlebnisse sind – selbst wenn etwas schiefgeht – gleichsam einmalig wie prägend.

Richard Lindhorst, Elferspot

Falls ihr Paula und Ken auf ihren Reisen folgen wollt, findet ihr sie auf Instagram unter @the.classic.911 und @paulaconraadsphotography!

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