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Ein Designer macht Kunst – Marco Giuliano

06.11.2023 Von Richard Lindhorst
Ein Designer macht Kunst – Marco Giuliano

Marco Giuliano ist Industriedesigner, begeisterter Zeichner und von Kleinauf autoverrückt. Seine Leidenschaften kombiniert er nun auch beruflich und kreiert sogenannte Line-Art-Designs. Neuerdings zieren diese auch limitierte Back-Print-Shirts im Elferspot Shop. Wie es dazu kam und weshalb er Kunst und Design selten in einem Atemzug nennen würde, verriet mir Marco bei einem Rundgang durch das Nationale Automuseum.

Hallo Marco, tolle Kulisse, die du vorgeschlagen hast, wie bist du darauf gestoßen?

Ich arbeite hauptberuflich als Designer für ein mittelständisches Industrieunternehmen hier in Hessen. Der Inhaber dieser Firma ist auch Eigentümer dieser einzigartigen Fahrzeugsammlung. So habe ich aus nächster Nähe verfolgen können, wie im etwas versteckten Ewersbach dieses Abenteuerland für Autofans entstanden ist. Es ist erst im Sommer 2023 eröffnet worden. Mein oberster Chef weiß von meiner nebenberuflichen Tätigkeit als Künstler und bot mir seine Unterstützung an.

Marco Giuliano Deusing mit Kunstwerk neben Porsche 917 im Nationalen Automuseum
Im Nationalen Automuseum in Ewersbach holt Marco Giuliano sich gern Inspiration.

Interessant! Stell dich doch bitte unseren Lesern kurz vor!

Aber gern! Ich bin Marco Giuliano, 35 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in der Nähe von Gießen in Hessen, dem Geburtsort von Stefan Bellof. Nach dem Abitur und meinem Zivildienst habe ich an einer Kunstschule in Denver, Colorado, Industrial Design studiert.

Marco Giuliano klingt italienisch. Hast du dort familiäre Wurzeln?

Giuliano ist mein zweiter Vorname. Nach italienischen Wurzeln bin ich schon oft gefragt worden. Die Antwort ist leider nein. Vielleicht haben meine Eltern eine umfangreichere Antwort. Womöglich mochten sie einfach den Klang. Und ich muss sagen, als Designer gibt es sicher schlechtere Assoziationen als Italien.

Da hast du Recht! Woher kam dein Interesse an Design, Kunst und Autos?

Mein Vater betreibt ein kleines Büro für Fahrzeugtechnik. Dort werden Schadens- und Wertgutachten gemacht. Wenn ich als Kind früh von der Schule kam, musste ich dort oft die Zeit totschlagen. Was ich zur Beschäftigung hatte, waren Stifte und unsere legendären „Deusing“-Schreibtischunterlagen. Also seitenweise großes Papier zum Zeichnen. Dort hat mich die Freude am Malen erstmals gepackt.

Ich zeichnete alles Mögliche, von Comics bis hin zu den Kundenfahrzeugen draußen auf dem Hof. Natürlich damals noch nicht so wie heute. Dafür mussten erst große Mengen Papier dran glauben. Und irgendwann habe ich dann festgestellt, dass ich da wohl eine Fähigkeit entwickelt habe. Anderen aus meinem Umfeld fiel das Zeichnen nicht so leicht und ich merkte, dass ich ganz gut darin war. Das hat mich motiviert, auch nach dem Abitur meine weitere Ausbildung in diese Richtung zu lenken.

Hat dir diese Erfahrung im Studium geholfen? Und wieso gerade die USA?

Nach dem Abitur und meinem Zivildienst habe ich für knapp vier Jahre in den USA gelebt. An dem Art Institute of Colorado studierte ich Industrial Design. Dort hatte ich tatsächlich erstmals Unterricht im Zeichnen. Trotzdem hatte ich dort vermutlich einen kleinen Lernvorsprung durch das ständige zeichnen als Kind. Einer meiner Professoren sagte immer: „It’s about the mileage on your pen!“ – frei übersetzt: „Der Kilometerstand deines Stifts ist entscheidend“. Da ist wohl was dran.

Das Interesse an den USA ist vermutlich durch meinen Vater geweckt worden. Als er aufwuchs, waren in unserem Heimatdorf Amerikaner stationiert. Nahe der Kaserne gab es wohl eine Bar und ein kleines Kino, wo Amerikaner und Deutsche einen ungezwungenen Austausch pflegten. Davon fasziniert trat mein Vater bereits in den 70ern seine erste USA-Reise an und war begeistert.

„Man meinte, an einem Filmset zu sein, wenn man eine gewöhnliche Kreuzung überquerte.“

Später waren es dann Familienurlaube. Als Kind war ich fasziniert von der Flugreise und das “Look and Feel” der USA hat alles bestätigt, was mir Hollywood versprochen hatte. Man meinte, an einem Filmset zu sein, wenn man nur eine gewöhnliche Kreuzung überquerte. Nachdem mein älterer Bruder dann ein Austauschjahr dort absolviert hatte, war auch für mich ein längerer Zeitraum in den USA vorstellbar.

Mit Ausnahme der Pandemie war und bin ich auch immer mal wieder dort, um Freunde zu besuchen und Urlaub zu machen. Zuletzt habe ich im Mai mit meiner Freundin einen Roadtrip von Denver zur Westküste gemacht. Da habe ich übrigens einen Print persönlich an Lara (ThatPorscheGirl) in Newport Beach übergeben. Sie war die Inspiration für das Motiv der neuen Elferspot Shirts.

Kannst du bitte beschreiben, warum du genau dieses Motiv einfangen wolltest?

Das Motiv feiert die Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit, die uns das Auto gibt. Es zeigt den letzten Moment in Schrittgeschwindigkeit bevor wir einsteigen und unseren Bewegungsradius auf hunderte Kilometer erhöhen. Die Perspektive ist bewusst sehr niedrig gewählt. Das menschliche Auge bleibt darauf unweigerlich „hängen“, da dieser Blickwinkel für uns ungewöhnlich ist.

Die für das Designhandwerk typische Linienschraffur und die noch sichtbaren Konstruktionslinien lassen die Komposition spontan und etwas roh aussehen. Durch die unterschiedlichen Linienstärken werden Vorder- und Hintergrund voneinander unterscheidbar gemacht. Und der Fluchtpunkt der einzelnen Linien lenkt das Auge auf die Mitte der legendären Fuchsfelge. Es ist wie die Einleitung zu einer Geschichte, auf die das Design neugierig machen soll.

Du hast eingangs strikt getrennt zwischen Designer im Hauptberuf und Künstler im Nebenberuf. Wo liegt für dich der Unterschied?

Nun Richard, sehr gute Frage! Ich versuche, mit meinen Fähigkeiten als gelernter Industriedesigner etwas Künstlerisches zu erschaffen. Der Begriff Künstler ist daher nicht komplett falsch, aber ich habe damit zwei Probleme. Zum Einen finde ich ihn etwas inflationär verwendet. Mit Vielen, die sich heute als Künstler inszenieren, habe ich so gar nichts gemein. Zum Anderen sind weder ich, noch viele meiner Käufer große Kunstkenner. Uns verbindet Leidenschaft für gutes Design und die Geschichte dahinter.

Heißt das, du siehst Kunst und Design widersprüchlich zueinander?

Ich denke, beide Seiten wollen visuell ansprechende Kompositionen erzeugen, die etwas mit dem Betrachter machen. Es gibt in meinen Augen aber tatsächlich Widersprüche. Abstrakte Kunst ist in meinen Augen sehr widersprüchlich zu Design.

Hier werden oft recht unwillkürlich wirkende Farbanordnungen mit bedeutungsschweren Erklärungen aufgeladen. Am Ende darf dann jeder fühlen, was er will, und deshalb ist alles richtig. Das ist mir irgendwie zu einfach. Versteh mich nicht falsch. Es gibt beeindruckende abstrakte Gemälde, deren Farben und Kompositionen ich klasse finde, aber übergestülpte Mystifizierung nervt mich.

[…] wenn ich einen Porsche 911 zeichnen will und es kommt ein VW Käfer heraus, dann habe ich schlicht die Proportionen verbockt und kann mich nicht schulterzuckend auf „künstlerische Freiheit“ berufen.

Marco Giuliano

Als Designer kommunizierst du hingegen Lösungsvorschläge. Ich zeichne Ideen auf, die sofort und eindeutig zu verstehen sind. Spielraum für Interpretation entsteht hier nur aus handwerklichem Unvermögen heraus und sollte nicht gefeiert werden. Das klingt zwar streng und unsexy, aber wenn ich einen Porsche 911 zeichnen will und es kommt ein VW Käfer heraus, dann habe ich schlicht die Proportionen verbockt und kann mich nicht schulterzuckend auf „künstlerische Freiheit“ berufen.

Apropos Elfer: Was fährst du eigentlich privat und wovon träumst du?

Im Alltag fahre ich eine ältere Mercedes C-Klasse. Der Wagen ist für mich ausreichend, um von A nach B zu kommen. Wenn ich ein bewussteres Fahrerlebnis möchte, bewege ich in freundlicheren Monaten noch einen Mercedes 560 SEC. Auch wenn es kein Porsche ist, finde ich das Auto optisch wahnsinnig spannend.

In den 80ern ist Stardesigner Bruno Sacco mit klaren und sachlichen Linien eine Wahnsinns-Silhouette gelungen. Die große schnörkellose Haube, die flach abfallende Heckscheibe, das Entfernen der B-Säule und der lange Überhang des Hecks ergeben ein echtes Statement. Es sieht elegant und trotzdem leistungsstark aus, so wie es optisch „satt“ auf der Straße liegt – ein Gedicht!

Der Schönheit eines klassischen Porsche 911 kann keiner widerstehen.

Marco Giuliano

Aber auch ich träume von der Designikone unter den Sportwagen. Der Schönheit eines klassischen Porsche 911 kann keiner widerstehen. Ich müsste allerdings noch einige Gemälde und Designs verkaufen, um mir diesen Traum erfüllen zu können. Vielleicht schaue ich ja irgendwann mal auf dem Elferspot-Marktplatz rein und finde meinen allerersten Porsche. 

Wir drücken dir fest die Daumen! Deine Arbeiten sind zwar von Schuhen bis Autos sehr vielschichtig, aber Porsches ziehen sich wie ein roter Faden durch. Warum ist das so?

Ich glaube, Porsche ist anders als andere Hersteller. Und damit meine ich nicht nur, dass der Zündschlüssel links ist. Wir sind fast alle Autofahrer. Aber Porsche-Fahrer sind sehr oft eine Fangemeinde. Sie teilen eine tiefe Passion für sportliches Fahren. Sie beten mit leuchtenden Augen die Leistungsdaten ihres Boliden runter und schwärmen von historischen Heldentaten aus Le Mans oder vom Nürburgring. 

Einige haben schon selbst in ihrer glänzenden vierrädrigen Rüstung die Gespenster der “grünen Hölle” niedergerungen. Für Sie ist das Auto mehr als ein Fortbewegungsmittel. Es ist ein Symbol. Ein Symbol für Ästhetik, Sportlichkeit, Freiheit und – sind wir ehrlich – auch für sozialen Aufstieg. 

Bei Ausstellungen meiner Werke komme ich oft mit sehr netten und begeisterten Porschefreunden ins Gespräch. Wenn sie ihre persönlichen Erinnerungen in meinen Bildern reflektiert sehen und mit mir darüber sprechen, ist das ein großartiges Gefühl. 

Was werden wir in Zukunft von dir sehen?

Wie so oft ist natürlich Zeit der größte limitierende Faktor. Derzeit stehen zwar noch einige Auftragsarbeiten an, aber ich möchte in nächster Zeit vermehrt ausstellen. Den Aufschlag mache ich hoffentlich bald mit einer Ausstellung hier im Automobilmuseum. Vielleicht kommen – inspiriert durch den Artikel hier – ja auch einige Leser des Elferspot Magazins vorbei. 

Ihr findet Marco Giuliano auf Instagram unter @giuliano_design

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