Korbinian Engstler und sein Porsche – „Ich will den Moment genießen!“

Mit dem Mountainbike macht Korbinian Engstler Dinge, die sich wohl nur die wenigsten zutrauen würden: Skipisten auf dem Hinterrad hinunterbrettern, waghalsige Sprünge über mehr als zehn Meter oder in einem Wahnsinnstempo von einem malerischen Gipfel in Richtung Tal fahren. All das setzt der 26-Jährige gekonnt in Szene und lässt die Fahrrad-Welt über Instagram an seinen Abenteuern teilhaben. Aus seinem Hobby machte der Mountainbiker in den letzten fünf Jahren seinen Beruf. Mittlerweile immer häufiger dabei: Sein roter 911 Carrera 3.2.

Vom Industriekaufmann zum Content Creator auf zwei Rädern

„Ich bin kein Profi, ich fahre keine Rennen, ich will einfach eine gute Zeit haben“, so fasst Korbinian Engstler sein heutiges Leben zusammen. Vor fünf Jahren wagte er den Schritt, sich mit seinem Hobby selbstständig zu machen. Heute zählt er zu den bekanntesten Content Creatorn im Fahrradbereich. Doch wie kam es dazu?

„Meinen Eltern hatte ich versprochen, mein Abitur und eine Ausbildung zu machen. Nach der Schule habe ich also eine Lehre zum Industriekaufmann bei Edelrid gemacht, einem Hersteller für Kletterausrüstung“, erinnert sich der frühere Büroangestellte. „Ich bin als Teenager noch Fahrradrennen gefahren. Mein Vater fuhr mich zu den Rennen und es lief auch gut. Aber trotz der Erfolge habe ich gemerkt, dass das nicht meine Passion ist“.

Dass das mal mein Job wird, hätte ich nie gedacht!

Korbinian Engstler

Statt Rennen zu fahren, sparte Korbinian Engstler während seiner Ausbildung jeden Cent. Damit finanzierte er sich nach seinem Abschluss einen sechswöchigen Trip nach Kanada. „Nach der Ausbildung hätte ich in der Firma weiterarbeiten können, habe aber abgelehnt. Stattdessen bin ich mit meinem besten Freund nach Kanada geflogen und dort sechs Wochen Fahrrad gefahren. Das Highlight war ein 14 Meter weiter Sprung über eine Bahntrasse“. Die gemeinsam produzierten Videos dazu gingen kurz danach viral und aus Spaß wurde Beruf. „Dass das mal mein Job wird, hätte ich nie gedacht!“

Schon als Kind hat sich Korbinian Engstler in einen Porsche 944 verliebt

Korbinians Leidenschaft für Autos begann früh. „In meiner Familie herrschte schon immer ein gewisses Auto-Interesse vor. Mein Vater mochte Porsches, aber das war finanziell doch etwas zu weit weg. Trotzdem hatten er und meine Opa immer coole Autos, zum Beispiel einen der ersten Chevy Blazer Pick-Ups in Deutschland, oder eine Ente“, erinnert sich der Mountainbiker. „Aber auf einem Nachbarhof stand ein Auto, das mich als Kind total abgeholt hat – ein Porsche 944. Die Klappscheinwerfer waren das Coolste überhaupt. Ich dachte mir damals: Irgendwann fahre ich auch mal so ein Auto!“

Diesen Traum verwirklichte sich Korbinian Engstler 2021. „In Fürstenfeldbruck bei München fand ich einen silbernen Porsche 944. Mit dem Verkäufer – einem Professor der Ökonomie – wurde ich mir schnell einig. Wir schreiben heute noch ab und zu über das Auto“, freut sich Korbi. Für ihn war der Transaxle-Porsche allerdings kein Garagenstück, sondern ein echter Alltagsbegleiter. „Ich bin mit dem Mountainbike auf dem Dachträger regelmäßig an die umliegenden Bikeparks oder in die Berge gefahren“, erzählt mir Korbinian mit einem Lächeln.

Ich möchte wissen, wie die Fahrrad-Community darauf reagiert hat. „Darüber hatte ich mir anfangs schon ein bisschen Sorgen gemacht. Gerade in der Bike-Szene sind die meisten mit einem Van unterwegs. Aber der 944 hat alle begeistert – er ist sozusagen ein erreichbarer Traumwagen!“

Warum ein Klassiker mehr als nur ein Auto ist

Korbinian sucht nicht die perfekte Linie – weder auf dem Bike noch auf der Straße. Es geht ums Erleben, nicht ums Optimieren. „Ich fahre gar nicht nicht so gern Schaltgetriebe, ich will den Moment genießen. Der Sound, das Gefühl, die Landschaft – das zählt“, so der Allgäuer. Deshalb kam ihm die oft verschmähte 3-Gang-Automatik in seinem 944 ganz recht. Zumal ihn etwas ganz anderes als die Fahrleistungen am 944 fasziniert. „Das Design und die Klappscheinwerfer machen ihn total cool. Und wer keine Ahnung von Autos hat, identifiziert ihn auch nicht sofort als Porsche.“

Ich mag auch neue Autos, aber wenn ich mich in einen alten Porsche setze, denke ich mir „Das ist schon nochmal geiler“! Ich spüre ich sofort diesen besonderen Charme.

Korbinian Engstler

Im 944 erlebte der 26-Jährige zahlreiche Abenteuer – ganz ohne Angst vor Patina und Blessuren. „Mit dem 944 bin ich manchmal einfach aus dem Dorf herausgefahren und habe auf Feldwegen ein bisschen driften geübt.“ Das erklärt auch Korbinians Faible für eine bestimmte Art Umbau: „Diese 944 Safari finde ich total geil. Mit so einem Auto offroad zu fahren, ist einfach nur cool!“

Auf 944 folgt 911 – Korbinian Engstlers neuer Klassiker ist ein Porsche 911 Carrera 3.2

Knapp vier Jahre später gab Korbinian den 944 an seinen besten Freund weiter. Denn es tat sich eine Gelegenheit auf, die er nicht verstreichen lassen wollte. „Ein Freund wollte auf einen Camper umsteigen und hatte ein rotes G-Modell zu verkaufen, einen 911 Carrera 3.2. Indischrot war eigentlich nicht meine erste Wahl, aber ich hab‘ mich reingesetzt und sofort gemerkt, dass es passt“, erinnert sich Korbinian an den besonderen Tag.

„Gerade mit dem 915-Getriebe ist alles so oldschool und roh – das gefällt mir sehr an dem Auto“. Mit seiner Freundin Charlotte fährt Korbinian am liebsten aus. „Charlotte hat in dem Auto sogar fahren gelernt. Mittlerweile fährt sie darin besser an als ich! Am schönsten ist es, wenn wir zum Beispiel zum Bodensee in Richtung Sonnenuntergang fahren. Das Radio ist ohnehin kaputt, also hört man nur den Klang des Motors. Das sind für mich die besten Vibes.“

Für meine Generation ist eine „fette Karre“ viel selbstverständlicher als für unsere Eltern.

Korbinian Engstler

Den 944 vermisst er trotzdem manchmal. „Neulich bin ich einen 944 Turbo S gefahren und hab‘ mich gefragt, ob ich nicht doch eher der 944-Typ bin. Der fährt einfach mehr unter dem Radar. Beim Elfer wissen alle gleich, was Sache ist“, zweifelte der junge Porsche-Fahrer anfangs. Doch spätestens nach dem ersten Besuch mit dem G-Modell bei seiner Familie war diese Sorge wie weggewischt. „Meine Familie ist fast durchgedreht! Unsere Eltern haben für uns und das Haus gebuckelt, aber nicht für sowas. Mein Papa hat sich so für mich gefreut, dass ich so ein Auto kaufen kann. Der hatte sogar feuchte Augen!“

Mein Papa hat sich so für mich gefreut, dass ich so ein Auto kaufen kann. Der hatte sogar feuchte Augen!

Korbinian Engstler

Porsche & Bikes – Eine Frage des Stils

Korbinian Engstler ist nach Tibor Simai, Andi Wittmann und Anthony Richelot schon der vierte aus der Fahrradszene, der seine Porsche-Story bei Elferspot teilt. Ich komme nicht umhin zu fragen, was Korbinian denkt, wieso so viele Radfahrer auch Porsche fahren. „Wenn’s auf Social Media nicht läuft, kauf‘ dir ne coole Karre und spann ein Fahrrad hinten drauf“, witzelt er zunächst. Doch dann bringt er seine Sicht auf den Punkt: „Ich glaube, es ist die Ästhetik. Viele von uns sind – mittlerweile – eher kreativ als leistungsorientiert. Da passen vor allem klassische Porsche einfach sehr gut rein.“

Viele von uns sind – mittlerweile – eher kreativ als leistungsorientiert. Da passen vor allem klassische Porsche einfach sehr gut rein.

Korbinian Engstler über den Trend klassischer Porsche in der Fahrradszene

Traumdestinationen hat Korbinian Engstler genug

Korbinian Engstler hat schon viele Orte auf der Welt bereist, um beeindruckende Aufnahmen auf dem Fahrrad zu machen. Ob in Island, Namibia oder Vancouver – dachte er sich dabei schon häufig: „Hier wär ich jetzt gern mit meinem Porsche.“ Besonders beeindruckt haben ihn die Backroads Afrikas. Für die Zukunft träumt er von einer Tour durch die Toskana, vielleicht mit einem Safari-Umbau – Bikes oben drauf. Sein Ziel: Der Ätna auf Sizilien.

Ihm geht es dabei primär darum, mit seinen Liebsten eine gute Zeit zu verbringen. „Ich bin gar nicht so der Typ für große Treffen. Ich fahre am liebsten mit meinen engen Freunden, mit denen ich die Momente teilen und genießen kann. Gleichzeitig bin ich aber total offen, was das Teilen der Leidenschaft angeht. Ich habe meinen Nachbarn oft mit meinen Autos fahren lassen und ihn so mit dem Elfer-Virus infiziert. Er hat sich vor kurzem einen 997 Carrera 4S gekauft.“

Auch das Traumauto steht schon auf der Liste

Kein Interviewgast kommt um diese Frage herum: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was wäre dein Traum-Porsche? Korbinian Engstler hat auch diese Antwort sofort parat: „Ein Porsche 996 GT2. Kein ESP, nur ABS – einfach pur. Wenn ich den sehe, bekomme ich Gänsehaut.“ Auch ein 996 Turbo würde ihn reizen. „Generell finde ich den 996 spannend. Er fällt aus dem Rahmen – und das war schon immer mein Ding. Du brauchst nicht High-End. Wer sich wirklich mit der Sache beschäftigt, merkt: Auch mit etwas Einfacherem kann man unglaubliche Momente erleben.“

Wer sich wirklich mit der Sache beschäftigt, merkt: Auch mit etwas Einfacherem kann man unglaubliche Momente erleben.

Korbinian Engstler

© Bilder: Janik Steiner