Pop Art auf Rädern: Ein Porsche 928 Art Car für den guten Zweck
Ein Mann aus der Schweiz kauft in Spanien einen frühen Porsche 928, Baujahr 1978. Auf der Heimfahrt platzt der Traum: Motorschaden. Der Wagen geht nach Stuttgart, der Motor wird komplett revidiert, Unterboden und Radhäuser werden mit Trockeneis gereinigt, das Interieur ausgebaut, die Karosserie soll frisch lackiert werden – doch der Spezialist schließt altershalber seine Werkstatt. In diesem Zwischenzustand landet der 928 bei Boxer Motor in Dotternhausen bei Stuttgart. Christoph Schlagenhauf übernimmt, obwohl schon mehr als 60.000 Euro investiert sind und jedem klar ist, dass sich dieser Neuaufbau nicht rechnen wird. Der Grund? Er möchte daraus ein Porsche 928 Art Car machen: „Ich wollte immer schon ein Auto im Geiste von Andy Warhol und Janis Joplin bemalen lassen.“
Aus einem pausierten Projekt, das kurz vor dem Abbruch stand, wird ein karitatives Kunstwerk. Zugunsten der Kinderkrebshilfe Tübingen e. V. wird dieser Porsche 928 am 18. November 2025 auf der Classic Expo in Salzburg über Humer & Granner versteigert. Natürlich rollt das Art Car für den guten Zweck auch mit dem passenden Kennzeichen an: A – RT 928H.
Die Vorgeschichte
„Der Schweizer Kunde wusste, dass es betriebswirtschaftlich keinen Sinn mehr ergab“, sagt Christoph Schlagenhauf. „Aber mir ließ die Idee keine Ruhe, aus diesem 928 etwas Einzigartiges zu machen, das anderen hilft. Uns war klar, dass wir ein karitatives Projekt daraus machen, da der Markt für Porsche 928 nicht das hergibt was investiert worden ist.“ Der Entschluss fällt schnell: Boxer Motor übernimmt das Auto, richtet Technik und Innenraum, erneuert Dichtungen, perfektioniert den Unterboden.
Bei Boxer Motor wurde dieser Porsche 928 vor seiner Verwandlung in ein Art Car technisch wieder auf Vordermann gebracht.
Fehlte nur noch der passende Künstler. „Wir fragten unseren Freund Christian Rott, ob er sich an dem Projekt beteiligen möchte“, erklärt Schlagenhauf. Der Pop-Art-Künstler sagt kurzerhand zu. Ein Teil der Malerei entsteht direkt in der Werkstatt, ein weiterer live vor Publikum im Frühjahr auf der Retro Classics in Stuttgart.
Uns war klar, dass wir ein karitatives Projekt daraus machen, da der Markt für Porsche 928 nicht das hergibt was investiert worden ist.
Christoph Schlagenhauf, Boxer Motor
Die Leinwand: Porsche 928, Baujahr 1978
Der Porsche 928 der ersten Serie gilt als automobiler Meilenstein. Als erster Transaxle-Porsche trat er mit einem vorn verbauten 4,5-Liter V8 Motor und Getriebe hinten an, um Porsche in eine neue Ära zu führen. Er wurde als einziger Sportwagen jemals zum europäischen Auto des Jahres gekürt. Ende der 1970er gilt der 928 als futuristischer Gran Turismo, der besonders in der ersten Serie ohne Spoiler eine sehr klare Linie trägt. Dezent, muskulös – ruhige, fließende Flächen, die förmlich nach Farbe rufen. Kurzum: Dieses Auto ist die ideale Leinwand für Pop-Art!




Passenderweise ist der Innenraum des Porsche 928 Art Car mit exzentrischem Pascha-Bezug ausgestattet. Türtafeln und Sitzmittelbahnen im psychedelischen Sitzmuster sind echte Eye-Catcher. Sie werden eingerahmt von einem spannenden Farbmix aus schwarz und grünen Kunststoffteilen sowie grünem Teppich. Auch innen ist der 928 somit eine Steilvorlage für Pop-Art-Zitate.

Die Verwandlung zum Porsche 928 Art Car – Anziehung durch Gegensätze
In der Welt der Kunst steht Pop Art für zeitgeistige Motive mit Bezug zur Konsumgesellschaft. Die Ausführung erfolgt oft in Form klarer Outlines, ähnlich dem Stil klassischer Comics. Ein völliger Gegensatz zum so klar und zeitlos gezeichneten 928. Die goldenen 8-Speichen-Räder im Minilite-Stil geben das Stichwort: Statt dezenter Finesse trägt der 928 jetzt Schmuck – nicht prätentiös, sondern augenzwinkernd.

Der renommierte Künstler Christian Rott verzierte den 70er Jahre Traumwagen mit unglaublich vielen, unverkennbaren Motiven. Auf der Haube macht Batman den Auftakt, flankiert von einem emphatischen POW! – ein Comic-Schlagwort, das die Energie des V8 in eine Sprechblase packt. Tag Heuer zieht die Brücke in den Motorsport, während das Michelin-Männchen schmunzelnd die Bodenhaftung verspricht. Ein paar Zentimeter weiter liegt Snoopy, sein gelber Gefährte Woodstock auf ihm sitzend.
Das ist erst der Anfang. Tweety sitzt lauernd am Übergang zum Kotflügel, als hätte er die perfekte Linie schon gefunden. Ganz in der Nähe entdeckt man Peter Griffin und Family-Guy-Kollege Quagmire – Figuren, die wie Zitate unserer Mediengegenwart wirken. Die Gegensätze des technokratischen, seriösen 928 und der spaßigen Kunst schaffen Anziehung durch bewusste Gegensätze.
Comicfiguren, Zigarettenwerbung, aus dem Rennsport bekannte Sponsorenlogos
Jede Fläche der aerodynamischen Flunder ist gespickt mit zahlreichen kleinen Kunstwerken. Klassische und moderne Comicfiguren reihen sich genauso aneinander wie Zigarettenwerbung oder Logos bekannter Marken aus dem Motorsport. Champion und Magneti Marelli treffen auf Micky Maus, Kermit den Frosch, Popeye, Elmo und Gulf oder Motul.




So entsteht ein Rundgang, der nie gleich ist. Jedes Mal, wenn man um das Auto geht, springt etwas Neues ins Auge. Der Lack ist die Bühne – und die öffnet sich in alle Richtungen: Film, Fernsehen, Werbung, Comics, Motorsport. Pop-Art als lebendige Collage. Kleine Details wie Woody Woodpecker auf den Nabendeckeln, der aussieht, als würde er mit dem Schnabel am Scheitelpunkt picken. Die verschiedenen Motive vermitteln unweigerlich den Eindruck, als würden sie mit- und zueinander sprechen.
Boxer Motors Porsche 928 Art Car ist nicht nur Show, sondern auch technisch solide
Unter der Kunst schlägt ein sauber revidiertes Herz. Der V8 aus Stuttgart wurde komplett überholt, der Unterboden per Trockeneis wieder aufgefrischt. „Wenn der neue Eigentümer in Salzburg den Schlüssel dreht, soll er spüren, dass hier ein seriös instandgesetztes Auto fährt“, betont Schlagenhauf. Neue Dichtungen, frisch bezogenes Interieur im Originalmaterial, sorgfältig justierte Mechanik – dieses 928 Art Car ist kein Museumsstück, sondern ein fahrbares Statement.
Wenn der neue Eigentümer in Salzburg den Schlüssel dreht, soll er spüren, dass hier ein seriös instandgesetztes Auto fährt
Christoph Schlagenhauf, Boxer Motor

Mit Sesamstraße, Muppet Show und Chupa Chups gemeinsam für die Kinderkrebshilfe Tübingen
Auf der rechten Seite gesellt sich Bart Simpson zu Lisa – zwei Generationen einer Serie, die Erwachsenwerden und Widerspruch als Alltag erzählt. Dagobert Duck lugt um die Ecke, als wollte er fragen, was echter Wert ist: der materielle Einsatz oder der gute Zweck. Bugs Bunny und Superman krönen die Seite: Cleverness und Ideal – beides braucht es, um aus einer gescheiterten Restaurierung ein leuchtendes Projekt zu machen.
An der einen Ecke Batman, hier die Muppets, dort die Sesamstraße… Auf dem Dach wacht Kermit über die Szenerie – als hätte jemand die Innenraumfarbe nach oben gespiegelt. Es ist genau diese Art von Verbindung, die der Collage Struktur gibt: Wiederholungen, Spiegelungen, kleine Anker für das Auge – dazwischen ein Geflecht aus Erinnerungen und Augenzwinkern. Erinnerungen an Samstagmorgen-Cartoons, an Werbeplakate im Stadtbild.
Schlagenhauf wollte mit Christian Rott den materiellen Einsatz verwandeln – in Aufmerksamkeit, in Freude, in Hilfe. Die Wahl fällt auf die Kinderkrebshilfe Tübingen e. V., die ganz in der Nähe von Boxer Motor wertvolle Arbeit für schwerkranke Kinder leistet. Das Auktionshaus Humer & Granner verzichtet bei der Versteigerung am 18. November auf der Classic Expo Salzburg auf jegliche Auktionsgebühren – ein seltener Gleichklang von Idealismus und Professionalität.
In Salzburg wird der Porsche 928 zum Charity-Art-Car
Es ist dieser Kontext, der der Pop-Art auf der Karosserie eine zweite Ebene gibt. Die Markenlogos sind nicht bloß Reklamezitate, sie werden zu Vermittlern: Sie holen auch jene Menschen ab, die mit Autos nicht so viel anfangen können, aber mit Pop-Ikonen aufgewachsen sind. Sie öffnen ein Gespräch über Wert und Werte – und am Ende über den Wert des Helfens.




Wenn der Wagen in Salzburg unter den Hammer kommt, wird man zunächst die farbenreichen Motive sehen. Dann das Kennzeichen. Schließlich den Menschen dahinter: den Schweizer, der nicht aufgab, die Spezialisten von Boxer Motor, den Künstler Christian Rott. Das Auto bleibt ein Porsche 928, doch es wird helfen, Kindern mit so traurigem Schicksal etwas Freude zu spenden.
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