Die Fahrt in einem Porsche ist schon auf der Straße ein Vergnügen. Aber viele von uns träumen davon, auch mal auf einer Rennstrecke zu fahren, um das Potenzial des Autos voll auszuschöpfen. Schließlich wurden diese Autos auf der Nordschleife entwickelt! Wäre es da nicht eine tolle Sache, mit dem Auto ein paar Runden auf einer der legendären Strecken rund um den Globus zu drehen? Was sich im ersten Moment einfach anhört, braucht ein wenig Vorbereitung. Deshalb habe ich mich mit Porsche Club Instruktor Magnus Olsson beim 4367 Tribute auf dem Bilster Berg getroffen, um mit ihm darüber zu sprechen. Mit welchem Auto fängt man am besten an? Welche Umbauten brauche ich wirklich? Wie stelle ich das Auto richtig ein und welche Ausrüstung ist hilfreich? Gibt es spezielle Versicherungen? Auf diese und viele weitere Fragen hatte Magnus eine Antwort parat!
Es ist ein sonniger Tag am Bilster Berg. Organisator Jonas Nilsson hat rund 50 Porschefans zum 4367 Tribute Event zusammengebracht. Von 964 bis 997 ist alles dabei – einige modifiziert, einige serienmäßig und einige sogar in kompletter Rennausführung. Bei all diesen Traumautos fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Daher frage ich den erfahrenen Rennstreckenfahrer Magnus Olsson eine grundsätzlich simple Frage, deren Antwort aber extrem kompliziert sein kann: „Was wäre deiner Meinung nach ein guter Porsche für die ersten Schritte auf der Rennstrecke? Und sollte er serienmäßig sein oder bereits für den Rennbetrieb umgebaut?“
Nach ein paar Sekunden Bedenkzeit hat Magnus die Antwort parat: „Weißt du, ich liebe meinen 964. Es ist einfach, daran zu arbeiten, und man kriegt überall Teile dafür. Aber das gilt im Prinzip für alle Porsche-Modelle. Wenn du mich fragst, nimm einfach, was dir gefällt! Welche Generation ist dabei gar nicht so wichtig“, sagt der Rennstreckenveteran. Allerdings gibt er zu bedenken: „Wir sehen, dass eigentlich alle Porsche 911 immer teurer werden. Daher würde ich als Anfänger durchaus auch einen 944 oder 968 in Betracht ziehen. Schließlich darf man nicht vergessen, dass neue Modelle schneller und schwerer werden, was zu mehr Verschleiß führt. Und Verschleißteile sind bei neueren Autos meist auch teurer.“
Generell sind alle Porsches mit Mezger-Motor eine gute Wahl, da sie über eine Trockensumpfschmierung verfügen. Dazu gehören alle luftgekühlten Autos sowie wassergekühlte Turbo- und GT-Fahrzeuge bis zur Generation 997. Aber auch neuere 911 Turbo und GT2/3 sind großartige, zuverlässige Optionen. Wenn du nicht so viel Geld ausgeben möchtest, bietet die 944- und 968-Plattform auch eine tolle Basis zu einem Bruchteil der Kosten eines 911.
Der Kauf eines fertig umgebauten Autos ist in der Regel die einfachste und günstigste Option. Prüfe aber sorgfältig, ob die Arbeiten professionell durchgeführt wurden und das Auto noch in einem guten und sofort einsatzbereiten Zustand ist. Natürlich kannst du auch mit einem Serienfahrzeug anfangen und es Stück für Stück selbst umbauen. Für Hobby-Schrauber bietet dieser Prozess ebenso viel Spaß.
Wie sieht es mit der Wahl zwischen einem Serienauto und einem bereits rennstreckenoptimierten Porsche aus? „Nun, das hängt natürlich stark davon ab, wie viel Geld du ausgeben willst und was dein Ziel ist. Wenn man gerne selbst schraubt, kann es Spaß machen, sein eigenes Auto zu aufzubauen. Normalerweise ist die billigste und einfachste Option aber, sich ein fertig umgebautes Auto zuzulegen. Aber – noch mehr als bei einem Straßenauto – ist dabei Vertrauen in den Vorbesitzer und die Dokumentation entscheidend“, betont Magnus.
Wenn man das richtige Auto gefunden hat – oder schon eines hatte – sollte man natürlich nicht einfach auf die Rennstrecke fahren und schauen, wie es läuft. Aber wie bereitet man sein Auto am besten vor? Magnus hat eine sehr pragmatische Antwort parat: „Das Wichtigste ist gute Wartung! Dein Auto muss in perfektem Zustand sein. Die Belastung auf der Rennstrecke ist um ein Vielfaches höher als auf der Straße“, sagt der schwedische Ingenieur.
„Aus diesem Grund solltest du frische Flüssigkeiten haben – Öl, Kühlmittel und das Wichtigste: Bremsflüssigkeit! Neue Zündkerzen und Getriebeöl sind ebenfalls eine Investition wert. Außerdem brauchst du genügend Profil auf den Reifen und genügend Belag auf den Bremsbelägen sowie gute Bremsscheiben. Solltest du mit Serienbelägen und Straßenreifen fahren, rechne mit sehr hohem Verschleiß. Im schlimmsten Fall stehst du nach ein oder zwei Tagen mit abgefahrenen Reifen und Bremsen da. Das hängt natürlich stark von deiner Geschwindigkeit ab, aber je ernster es wird, desto mehr sollte beides auf die Rennstrecke ausgelegt sein.“
Auch darauf hat Magnus eine klare Antwort. „Wenn dein Motor in Ordnung ist, lass‘ ihn so, wie er ist, und konzentrieren dich auf Reifen, Ergonomie, Sicherheit und Fahrwerk. „Du brauchst natürlich richtige Rennreifen. Eines der ersten Dinge, die man außerdem tauschen sollte, ist der Sitz gegen einen Schalensitz – falls dein Auto noch keinen hat hat. So fühlt man besser was das Auto macht und rutscht nicht auf dem Sitz hin und her“, sagt er. Ein oft übersehener Punkt ist außerdem ein passendes Lenkrad und optional eine längere Nabe, die das Lenkrad dichter zu dir bringt.
Möchtest du dein Auto für die Rennstrecke optimieren, fang‘ mit dem Fahrwerk und den Reifen an. Danach solltest du über Sitze, Gurte und Überrollkäfig nachdenken. © Ashgood Classics & Sportscars
„Die Bremsen sind bei Porsches in der Regel ziemlich gut, so dass man für den Einsatz auf der Rennstrecke nicht mehr als gute Bremsbeläge benötigen sollte. Aber das Fahrwerk sollte man überarbeiten. Besonders bei den älteren Autos ist die Federung ziemlich weich und spricht nicht sehr gut an. Wenn du anfängst, dich auf der Rennstrecke schnell zu fühlen, ist es vielleicht auch an der Zeit, einen Überrollkäfig und Sechs-Punkt-Gurte anzuschaffen. Im Jahr darauf denkst du vielleicht über einen leichteren Radsatz nach und rechnest dein Erspartes nur noch in neuen Teilen“, lacht Magnus. Wenn man erst einmal süchtig ist, gerät es meist ein bisschen außer Kontrolle…
Die Bremsen sind bei Porsches in der Regel ziemlich gut, so dass man für den Einsatz auf der Rennstrecke nicht mehr als gute Bremsbeläge benötigen sollte. Aber das Fahrwerk sollte man überarbeiten.
Magnus Olsson
It can be a bit overwhelming to find the right event on track for you. There’s countless organizers, a wied variety of tracks and a lot of different concepts. You could for example opt for the very beginner-friendly Petrolhead Days in Zolder, where you’ll get small group instructions. At 4367 Tribute you might be perfect, if you want to take out your classic Porsche with like-minded people and are a bit afraid of overambitious hot hatches all around you.
Die Suche nach der passenden Rennstreckenveranstaltung ist gar nicht so einfach. Es gibt unzählige Veranstalter, eine Vielzahl von Strecken und viele verschiedene Konzepte. Da wären zum Beispiel für die sehr anfängerfreundlichen Petrolhead Days in Zolder. Dort wirst du von Instruktoren Stück für Stück angeleitet. Beim 4367 Tribute bist du genau richtig, wenn du deinen Porsche-Klassiker mit Gleichgesinnten ohne Angst vor überambitionierten Golf GTI und Konsorten ausfahren möchtest.
Für deinen ersten Trackday ist es nicht die beste Idee, direkt auf die Nürburgring Nordschleife zu fahren. Such‘ dir lieber eine kürzere, langsamere Strecke aus, die nicht zu viele Höhenunterschiede aufweist und keine blinden Kurven hat. Hier sind einige Strecken in verschiedenen Regionen, die sich gut für den Einstieg eignen*):
– USA: Arroyo Seco (NM), Starke (FL), Gingerman Raceway (MI), Lime Rock Park (CT)
– Schweden: Anderstorp, Mantorp Park
– Finnland: Kemora
– Deutschland: Oschersleben, Spreewaldring, Meppen
– Großbritannien: Bedford, Croft, Snetterton, Pembrey
– Belgien: Zolder
– Polen: Tor Poznan
– Tschechien: Brno
– Frankreich: Anneau du Rhin, Croix-en-Ternois
– Italien: Magione, Binetto, Mores
– Spanien: Monteblanco, Jerez, Valencia
– Portugal: Braga
*) Es gibt auch zahlreiche Trainingsgelände nationaler Automobilclubs, die sich für einen ersten Eindruck des Fahrens auf abgesperrter Strecke gut eignen.
Deshalb schlägt Magnus vor, sich zunächst einmal über die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten klar zu werden. „Fang‘ lieber langsam an und überschätz‘ deine Fähigkeiten nicht! Wähle nie eine zu schnelle Gruppe oder Veranstaltung. Wenn du für die Gruppe, in der du bist, zu langsam bist, kann das nicht nur anstrengend, sondern sogar gefährlich sein! Und du solltest nur auf dich selbst schauen, dein Auto, und dich nicht mit anderen vergleichen. Andere Autos haben vielleicht mehr Leistung, bessere Reifen, bessere Bremsen… Wenn du mit geführten Runden in der Anfängergruppe beginnen willst, ist das in Ordnung, genauso wie in einer höheren Gruppe zu starten, wenn du einen neuen GT3 hast und ein erfahrener Simracer bist.“
Es ist nicht einfach, die richtige Veranstaltung zu finden. Aber wenn du dich in deiner Umgebung nach einer Rennstrecke oder einem Testgelände umsiehst und einen Blick auf deren Veranstaltungskalender wirfst, ist das ein guter Ausgangspunkt. Dort sind in der Regel alle öffentlichen Track-Day-Veranstaltungen aufgeführt. „Eine weitere gute Möglichkeit wäre, sich an deinen örtlichen Porsche Club zu wenden. Sie bieten oft Fahr- und Rennstreckentrainings an“, fügt Magnus hinzu.
Wieder eine dieser Fragen, bei denen die Antwort mit „Es kommt darauf an“ beginnt. Magnus erklärt mir, dass es bei den meisten Veranstaltungen des Porsche Clubs die Möglichkeit gibt, entweder eine zusätzliche Versicherung abzuschließen. Diese Veranstaltungen sind sogar oft bei den gängigen Fahrzeugversicherungen mit abgedeckt. „Es gibt Unterschiede zwischen den einzelnen Veranstaltern. Sobald es sich um eine Veranstaltung mit Zeitnahme handelt, wird sie in der Regel als Renntraining eingestuft und die Versicherung deckt nichts ab. Daher empfehle ich dringend, vor der Veranstaltung mit den Veranstaltern und deiner Versicherung zu sprechen“, rät Magnus.
„Man bringt meist mehr mit, als man eigentlich braucht. Im Fahrerlager gibt es immer jemanden in der Nähe, der alles hat, was man braucht. Und wenn er oder sie nicht sofort helfen kann, kennt er oder sie mit Sicherheit jemanden, der es kann“, erklärt der erfahrene Track-Day-Instruktor. Die Fahrerlager an der Rennstrecke sind im Allgemeinen eine der freundlichsten Gegenden der Welt. Fast jeder ist bereit zu helfen und sein Wissen, seine Erfahrung und sein Werkzeug zu teilen.
Must-Haves:
– Reifendruckmesser
– Luftpumpe/Kompressor
– Mindestens ein zusätzlicher Liter Öl
– Drehmomentschlüssel
– Abschlepphaken
– geeignete Kleidung
– Helm
Nice to have:
– Handschuhe
– Head and Neck Support (HANS)
– Werkzeug
– Wasserflasche und Snacks
– Gehörschutz
Es gibt jedoch einige wesentliche Dinge, die man mitbringen sollte: „Als Must-Haves würde ich sagen, nimm einen Reifendruckmesser, mindestens ein Liter zusätzliches Öl, einen Drehmomentschlüssel für deine Räder und den Abschlepphaken deines Autos mit. Für dich selbst ist natürlich ein Helm Pflicht und Handschuhe sehr hilfreich“, sagt Magnus. „Eine weitere gute Ergänzung wäre eine Luftpumpe/ein batteriebetriebener Kompressor, damit du den Reifendruck selbst einstellen kannst. Eine Kopf- und Nackenstütze (HANS) ist ebenfalls sehr empfehlenswert.“
Bei der Anmeldung erhältst du – neben deiner Gruppeneinteilung – einen Zeitplan, der dir sagt, wann du an welchem Punkt der Anlage sein musst. Das Ganze beginnt in der Regel mit einem Briefing am frühen Morgen. Dort erklären euch die Organisatoren, was euch erwartet, welche Flaggenregeln zu beachten sind und alles, was die Sicherheit betrifft. Scheu‘ dich nicht, hier Fragen zu stellen – je sicherer du dich fühlst, desto besser ist das Erlebnis am Ende.
„Das Wichtigste ist, dass man langsam anfängt. Auf YouTube sieht man eine Menge Crash-Videos, in denen die Leute scheinbar vergessen haben, wie man bremst. Fang einfach locker an und steigere dich Stück für Stück. Denk‘ immer daran: Wenn man zum ersten Mal auf die Straße geht, ist man kalt und das Auto selbst ist auch kalt. Die Reifen, der Motor und auch die Aufhängung müssen auf Temperatur kommen, genau wie du selbst“, sagt der schwedische Instruktor.
Sobald man mit der Strecke vertraut ist und die Linie kennt, sollte man sich während einer Sitzung auf eine Sache konzentrieren. Such‘ dir eine Kurve aus, in der noch nicht ganz zufrieden bist. Dort konzentrierst du dich auf deine Problemzone. Zu früh gebremst und zu lange vor einer Kurve gerollt? Halte Ausschau nach späteren Bremspunkten. Bist du in einer Kurve regelmäßig „weit gegangen“? Brems‘ etwas früher und lenk‘ später ein. Und denke immer daran: Eins nach dem anderen. Wenn du Probleme hast, dich zu verbessern, such dir einen Instruktor.
Was sich zunächst etwas seltsam anhört, erschließt sich auf den zweiten Blick. Für die meisten Menschen hat das Fahren eines Autos auf der Rennstrecke einen hohen Suchtfaktor. Wer einmal vom süßen Nektar gekostet hat, möchte es immer wieder. Und das führt in der Regel dazu, dass man viel Geld ausgibt, um sein Auto zu verbessern und sich neue Ausrüstung wie Handschuhe, Schuhe, Overalls und so weiter zuzulegen.
Das hängt maßgeblich davon ab, welche Art von Veranstaltung du buchst, welches Auto du fährst und wie schnell du bist. Die Teilnahmegebühr kann von wenigen Hundert bis über 1.000 Euro pro Tag betragen. Die Preise variieren zum Beispiel aufgrund der sehr unterschiedlichen Kosten für die Anmietung einer Strecke. Grand-Prix-Strecken oder die Nordschleife sind zum Beispiel viel teurer als kleinere, weniger bekannte Strecken. Hinzu kommen die individuellen Reisekosten.
Hinzu kommen Benzin und Verschleiß für etwa 200 bis 300 Kilometer Fahrstrecke pro Tag. Das entspricht etwa 40 bis 100 Litern Kraftstoff, je nach Auto und Fahrweise. Die Lebensdauer der Reifen könnte auch zwischen 1 und 10 Tagen liegen.
Rechne als Anfänger mit mindestens 500, wenn nicht 1.000 Euro für Kraftstoff, Öl, Reifen- und Bremsverschleiß über den Tag verteilt. Aber wie immer: Es hängt von so vielen Variablen ab, dass man es nicht genau beziffern kann.
Auf der Rennstrecke zu fahren ist finanziell gesehen zwar keine sonderlich vernünftige Entscheidung, aber es gibt es nicht viele Dinge, die so viel Spaß bringen. Also sei mutig und probier es einfach aus!
Aber auch wenn es vielleicht langfristig gesehen der teuerste Tag in Ihrem Leben werden könnte, könnte es auch eines deiner schönsten Hobbies werden. Sich selbst herauszufordern, neue persönliche Bestzeiten aufzustellen und zu sehen, welche Fortschritte neue Teile ermöglichen, kann fast zu einer Obsession werden. Auf dem Weg dorthin wirst du viele neue Freunde kennen lernen. Und Rennstrecke fahren geht ohne Probleme bis ins hohe Alter! Auf der Rennstrecke zu fahren ist finanziell gesehen zwar keine sonderlich vernünftige Entscheidung, aber es gibt es nicht viele Dinge, die so viel Spaß bringen. Also sei mutig und probier es einfach aus!
Die Teilnahme an Track Days bringt nicht nur viel Fahrspaß. Du wirst auch sehr wahrscheinlich viele neue Freunde finden.
© Fotos: Claes Nilsson
Elferspot Magazin