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Porsche Cayman R – Der letzte R unter dem Radar?

29.11.2024 Von Richard Lindhorst
Porsche Cayman R – Der letzte R unter dem Radar?

In einer Zeit vor der gläsernen Internet-Welt gab es sie noch häufig, die echten Geheimtipps. Heute eigentlich kaum vorstellbar, doch Porsche Sondermodelle haben nicht immer ein vielfaches ihrer „biederen“ Geschwister gekostet. Dieser Trend entstand vermehrt in den letzten 15 Jahren. Man hatte teilweise das Gefühl, limitierte Porsche verkaufe man immer mit Gewinn. Modelle wie der Porsche 911 R kletterten preislich in schwindelerregende Höhen. Doch es gibt eben auch Modelle, die viel seltener, aber nach wie vor verhältnismäßig erschwinglich geblieben sind. Eines davon ist der Porsche Cayman R. Dessen Wertentwicklung folgt nicht dem üblichen Muster. Wir gehen auf Ursachenforschung!

Die Nomenklatur des Porsche Cayman R ging bis in die späten 1960er Jahre zurück

Als Porsche 2010 das Kürzel R auf dem Cayman reaktivierte, hinterließ das einige fragende Gesichter. Denn das R – im Hause Porsche Abkürzung für „Racing“ – ging auf den nur 23 mal produzierten Porsche 911 R zurück. Dieser 1967 vorgestellte Elfer war ein reinrassiges Renngerät, 830 Kilogramm leicht und 210 PS stark. Das bedeutete 50 PS mehr und 200 Kilogramm weniger als der zweit-sportlichste Elfer dieser Zeit. Mit dem serienmäßigen Straßenmodell der Zeit hatte der 911 R, wenn man ganz ehrlich ist, nurmehr den Namen gemein.

Außen Peridot Metallic mit vielen schwarzen Akzenten – So stellte Porsche den Cayman R 2010 in Los Angeles vor.

Der Porsche Cayman R auf der anderen Seite, schien auf den ersten Blick sehr nah am Cayman S zu liegen. Äußerlich unterschied er sich durch schwarze Scheinwerfer- und Lüftungsgittereinfassungen, schwarze Spiegelkappen, einen PORSCHE-Schriftzug im Stil des 911 R über dem Schweller und einem relativ schmalen, feststehenden Heckflügel.

Leistungsgewicht und Schriftzug des Porsche Cayman R entsprachen dem 1967er Porsche 911 R

Mit 330 PS auf 1.295 Kilogramm lag sein Leistungsgewicht von knapp unter 4 kg/PS quasi gleichauf mit dem 911 R von 1967. Doch verglichen mit dem zivileren Cayman S waren 10 PS Mehrleistung und gute 50 Kilogramm Gewichtsersparnis auf dem Papier kein Grund zur Euphorie. Was also rechtfertigte nun den legendären Beinamen?

Um Gewicht zu sparen, verschwand die Abdeckung über dem Armaturenbrett. Auch die Einstiegsleisten fielen der Diät zum Opfer und wurden durch Sticker ersetzt.

Viel Feinschliff im Verborgenen

Der Porsche Cayman R war mit Sicherheit kein Fahrzeug für die Massen. Das wurde schon bei der Präsentation auf der Los Angeles Auto Show am 17.11.2010 deutlich. Denn farblich war der R in Peridot Metallic Grün sehr auffällig. Doch man musste schon etwas tiefer in die Materie einsteigen, um zu verstehen, warum dieser Cayman R mit knapp 70.000 Euro Basispreis gute 7.000 Euro Aufpreis zum Cayman S wert sein sollte.

Zunächst wäre da die angesprochene Diät. Porsche nutzte die Aluminium-Türen des 997 GT3 – natürlich mit Zugschlaufen statt Kunststoffgriffen im Innenraum. Damit sparte sich der Cayman R schon mal 15 Kilogramm. Weitere 12 Kilogramm sparten die genialen Klapp-Schalensitze. Wer auf Klimaanlage und Radio verzichtete, sparte weitere 15 Kilogramm und konnte optional eine Lithium-Ionen-Batterie ordern. Am meisten spürbar waren allerdings die leichten 19-Zoll-Räder. Ein Radsatz in dieser Dimension mit unter 40 Kilogramm Gesamtgewicht war bis dato im Serienfahrzeugbau kaum zu finden.

Außerdem gab Porsche sich viel Mühe bei der Abstimmung des Fahrwerks. Die Arbeiten gingen weit über die bloße 20-Millimeter-Tieferlegung hinaus. Wie es sich für ein sportlicheres Sondermodell gehört, sind die Federraten höher, die Stabilisatoren härter und die Dämpfer straffer. Außerdem erhöhten die Stuttgarter den Radsturz an der Vorderachse um 0,3° und an der Hinterachse um 0,2°. Diese Anpassungen führen zu agilerem Einlenkverhalten und weniger initialem Untersteuern. Außerdem spendierte Porsche dem Cayman R ein mechanisches Sperrdifferenzial für bessere Traktion.

Die Absatzzahlen ließen zu wünschen übrig – Wurde der Cayman R einfach missverstanden?

In der Fachwelt fand der Porsche Cayman R schnell viel Zuspruch. Als überaus gelungener Kompromiss verzückte er Autotester auf dem gesamten Globus. Einige waren derart verzückt, dass sie den Cayman R sogar als perfekten Sportwagen bezeichneten. Doch obwohl für die meisten Sportfahrer der Cayman R von allem genug und von nichts zu viel hat, schlich sich ein Gefühl ein. Das Gefühl, dass er noch viel mehr könnte, hätte er nur einen Motor aus der GT-Abteilung.

Und vielleicht war es dieser Hintergedanke, der den Porsche Cayman R zurückhielt? Denn trotz ausnahmslos gutem Presse-Echo war der Cayman R nicht gerade ein Kassenschlager. Der Funke bei der Kundschaft wollte einfach nicht so recht überspringen. War das scharfe Krokodil am Ende vielleicht zur falschen Zeit am falschen Ort? Oder wurde der R vielleicht sogar missverstanden? Vermutlich werden wir das Geheimnis nie ganz lösen können.

Eigentlich war 2011 für Porsche ein gutes Jahr. Die Absatzzahlen des Cayenne und Panamera entwickelten sich prächtig. Doch der Porsche 997, sowie 987 Boxster und Cayman kamen dem Ende ihres Produktionszyklus nahe und schwächelten. Die Taktik, den Absatz nochmals mit Sondermodellen anzukurbeln, ist in solchen Situationen bewährte Praxis. Doch trotzdem gelang es den Stuttgartern nicht, mehr als 5.188 Cayman im Kalenderjahr abzusetzen. 2012 waren es sogar nur noch 1.614. Vom Cayman R baute Porsche insgesamt – dem Vernehmen nach – nur 1.621 Exemplare.

Vom kommerziellen Flop zum Liebling der Sammler? Nicht ganz…

Der schwächelnde Absatz führte zunächst auch zu nachlassenden Preisen. Der 987 Cayman R war kein Flipper-Auto, das man für mehr als den Neupreis verkaufen konnte. Im Gegenteil, die Preise fielen. Nach Markteinführung des Nachfolgers 981 ließ sich ein Cayman R zeitweise für um 40.000 Euro finden.

Doch Fahrzeuge von zweifelhaftem wirtschaftlichen Erfolg werden mit steigendem Alter oft zu gesuchten Sammlerstücken. Beim Porsche Cayman R ist das allerdings nach wie vor nicht der Fall. Zwar legte er preislich – wie so ziemlich jeder Porsche – zwischen 2020 und 2022 etwas zu, doch seitdem tut sich wenig. Wie vorher auch bleibt der Cayman R seitdem preisstabil. Wo liegen die Ursachen? Wieso ist der Cayman R nach wie vor oft für Preise unterhalb des ursprünglichen Neupreises zu haben?

Trotz allen Feinschliffs ist der Cayman R fahrerisch zunächst nicht Welten von einem gut ausgestatteten Cayman S entfernt. Als weiterer Grund muss auch die Konkurrenz innerhalb der Baureihe genannt werden. Denn mit dem Porsche 987 Cayman S Black Edition brachte Porsche ein weiteres Sondermodell kurz nach dem Cayman R heraus. Dieser auf 500 Stück limitierte Cayman war – vereinfacht gesagt – eine etwas komfortablere Variante des Cayman R. Auch der vor ihm präsentierte Boxster Spyder zählte auf eine ähnliche Käuferschaft.

Mit dem Porsche Cayman S Black Edition bekam der Cayman R Konkurrenz innerhalb der Baureihe.

Warum fliegt der Porsche Cayman R mehr als zehn Jahre später noch immer unter dem Radar? Liegt es am Namen?

Nicht nur die eigene, sondern auch die nächste Baureihe, der Cayman 981, machte es dem Cayman R schwer. Einerseits war bereits der Cayman S und später der GTS derart gut, dass der 987 ein bisschen in Vergessenheit geriet. Andererseits rang sich Porsche durch, endlich ein GT-Modell auf Cayman-Basis auf den Markt zu bringen – den GT4. Hierin liegt vermutlich eines der größten „Probleme“ des Cayman R. Er war einfach kein GT-Porsche, sondern ein nachgeschärfter Cayman S.

Was heißt das für die Wertentwicklung des Porsche Cayman R?

Eine Sache vorweg: Natürlich ist es schon großartig genug, Sportwagen fahren zu können, ohne viel Wertverlust befürchten zu müssen. Das trifft vermutlich auch auf den Porsche Cayman R zu. Bei einem so seltenen Modell steht allerdings immer auch die Frage im Raum, ob in Zukunft nicht sogar mit Wertsteigerung zu rechnen ist. Zwar ist jede Prognose an dieser Stelle ein Schuss ins Blaue, doch Geschichte wiederholt sich, sagt der Volksmund.

Porsche Cayman R Peridot Metallic

Fans klassischer Modelle dürften ohnehin bei einem rennsportlichen Sondermodell mit 10 PS Mehrleistung sofort an den Porsche 964 Carrera RS gedacht haben. Und beim Blick in dessen Historie fallen schon einige Parallelen zum Cayman R auf… Einen 964 Carrera RS mit einem etwas nachgeschärften Cayman vergleichen? Was im ersten Moment für manch eingefleischten Elfer-Fan nach Sakrileg klingt, ist gar nicht so weit hergeholt! Denn als der RS anno 1991 vorgestellt wurde, war das Medienecho gespalten. Wieso sollte ein etwas erleichtertes Carrera 2 Coupé mit 10 PS mehr den Namen des legendären Carrera RS 2.7 tragen?

In der britischen Presse wurde sogar empfohlen, statt des RS einfach einen Carrera 2 zu kaufen und das gesparte Geld in Sprit zu investieren! Es dauerte viele Jahre, bis der 964 Carrera RS ein wirkliches Sammlerauto wurde. Selbst Ende der 2000er Jahre lag der noch weit davon entfernt, sechsstellige Preise zu erzielen. Der wirkliche Hype begann erst in den 2010ern. Zugegeben, wir reden hier vermutlich von etwas anderen Dimensionen, aber in kleinerem Maßstab könnte dieses Schicksal so auch den Cayman R ereilen. Schließlich geht die Ära benzingetriebener Porsche Mittelmotor-Fahrzeuge zu Ende.

Geht der Cayman R irgendwann einen ähnlichen Weg wie der Porsche 964 Carrera RS? © Steffen Miethke für Jansen Classische Automobile

Selbst wenn der Cayman R kein Überflieger werden sollte – günstiger wird er sicher nicht mehr!

Am Ende der Indizienkette bleibt weiterhin die Frage offen, ob der Porsche Cayman R in den nächsten Jahren näher an die 100.000-Euro-Grenze herankommt, oder weiter im Bereich zwischen 60.000 und 80.000 Euro angeboten wird. Wir würden zumindest prognostizieren, dass die Preise nicht mehr weiter fallen. Dafür spricht zum Einen die generelle Entwicklung des Porsche 987. Sowohl Boxster als auch Cayman haben die Talsohle bereits durchschritten und bewegen sich preislich wieder nach oben.

Hinzu kommt außerdem, dass die Eigentümer ihre Cayman R offenbar auch gern behalten. Denn groß ist die Auswahl am Markt nicht. Gerade Modelle mit manuellem Schaltgetriebe, Radio, Navi und Klappschalen sind sehr begehrt. Wenn also dein Cayman R in der persönlichen Traumausstattung auf den Markt kommt: Schnell sein und einen echten, analogen Sportwagen der Spitzenklasse ohne Reue genießen!

© Bilder: Porsche AG, falls nicht anders gekennzeichnet.

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