Manche Autos sind schnell. Andere sind selten. Aber manche Autos tragen etwas Tieferes in sich: Geschichte, Identität, Vermächtnis. „Number 1“ ist genau so ein Auto. Es ist das allererste Fahrzeug, das von Marlon Goldberg und seinem Team in Workshop 5001 in Los Angeles gebaut wurde. Fast ein Jahrzehnt später kehrt der Wagen zurück – nicht als Museumsstück, sondern als Einladung an jemanden, der genau weiß, wofür diese Maschine steht: ein fahrendes Statement in Stahl und Leder – auf der Suche nach einem neuen Zuhause.
Marlon Goldberg ist einer der wahren Pioniere der Porsche Outlaw/Restomod-Szene. Er war einer der Vordenker und technisch verantwortlich für die ersten Singer auf 964-Basis. Aber für Goldberg war das Kapitel, das 2014 folgte, viel persönlicher. Zusammen mit John Bowman – dem Technischen Leiter hinter den ersten beiden Singer G-Modellen – wollte Goldberg einen Raum schaffen, in dem sich die beiden erfahrenen Handwerker entfalten konnten, nur begrenzt durch ihre eigene Kreativität. Das war Workshop 5001. Die beiden wollten keine Backdates mit breiten Kotflügeln bauen. Sie wollten Präzision, Substanz und ein Auto, das sich als sprichwörtlicher Wolf im Schafspelz beschreiben lässt.
Marlon Goldberg wollte eine Umgebung schaffen, in der es keine Grenzen außer seiner eigenen Kreativität gibt. Mit Workshop 5001 wollte er der Welt zeigen, wozu er fähig ist.
Diese Vision wurde in „Number 1“ zum Leben erweckt. Es war ihr erstes gemeinsames Projekt. Sie wollten der Welt damit zeigen, wozu sie fähig sind. „Es war unser stilles Statement an die Hotrod-Porsche-Welt“, sagt Goldberg. Statt für Spektakel entschieden sie sich für Finesse: ein Porsche 911 F-Modell von 1972, lackiert in dezentem Nardo-Grau, mit einer Innenausstattung aus Spinneybeck-Leder, ergänzt durch maßgeschneiderte Schottenkaro-Einsätze. Number 1 rollt auf Stahlrädern, aber nicht etwa, um etwas Originales nachzuahmen. Stattdessen dienen sie als Brücke. Sie stehen sinnbildlich für den Ansatz hinter Number 1. Er sieht aus, als hätte er auch in den 70ern so gebaut werden können, nur mit modernster Präzision und Technik.
Wir wollten einen Wolf im Schafspelz bauen. Einen Rennwagen mit Understatement.
Marlon Goldberg, Workshop 5001 Gründer
Unter der verhältnismäßig unscheinbaren Karosserie verbirgt sich ernsthafte Technik. Im Heck befindet sich ein 3,4-Liter-Motor mit Doppelzündung und fast 320 PS. „Das wurde durch Jenvey-Einzeldrosselklappen und eine MoTec M84 ECU möglich“, fasst Goldberg zusammen. Die Kraft wird über ein gründlich aufgefrischtes 915-Getriebe mit 60-Prozent-Sperrdifferenzial übertragen.
Bowman und Goldberg legten sich auch beim Fahrgestell ins Zeug. Um die Steifigkeit zu erhöhen, nutzten die Spezialisten von Workshop 5001 eine besondere Schweißmethode. Im Stichschweißverfahren wurden die Karosseriefalze, die sonst nur mit Punkten verschweißt sind, auf einer Richtbank mit hunderten kleiner Schweißnähte verstärkt. Allein diese Arbeit schlug mit 40.000 Dollar zu Buche! Aber es hat sich gelohnt, denn auf diese Weise konnte die Workshop 5001 die strukturelle Steifigkeit um etwa 15 bis 20 Prozent erhöhen. Das wiederum sorgt für eine bessere Straßenlage und ein deutlich verbessertes Handling des 1.000-Kilogramm-Leichtgewichts.
„In Kombination mit dem KW 3-Wege-Motorsportfahrwerk haben wir wahrscheinlich eines der am besten zu fahrenden 911 F-Modelle geschaffen, die es gibt. KW hat die Fahrwerksabstimmung bei diesem Setup wirklich perfekt hinbekommen. Es fühlt sich fast so an, als ob er die Unebenheiten wegbügelt wie ein Trophy Truck. Und trotzdem ist sein Handling messerscharf“, sagt Marlon Goldberg. Schon während des Baus wusste er, dass dieses Auto das richtige Publikum ansprechen würde. „Wir wussten, dass wir etwas Besonderes schaffen würden“, sagt er. „Etwas, das Bestand haben würde.“
Seitdem hat sich viel verändert. Workshop 5001 hat inzwischen mehr als ein Dutzend Komplettumbauten und unzählige kleinere Projekte abgeschlossen – Motorüberholungen, Fahrwerksumbauten oder Restaurationen. Eines hat sich dabei nicht geändert: „Wann immer ich das Gefühl habe, dass ein Projekt am Ende nicht die Werte von Workshop 5001 widerspiegelt, lehne ich es ab“, sagt Goldberg.
Diese Konzentration auf seine Werte und sein Handwerk brachten Workshop 5001 einen guten Ruf ein. „Viele Kunden haben schon mehrere Autos bei uns bauen lassen“ – ein stilles Zeugnis für das Vertrauen, das nicht durch Marketing, sondern sorgfältige Arbeit erworben wurde. Es scheint, als hätte Goldberg ein enges Team, fast wie eine Familie, mit dem Ziel zusammengestellt, es dem Establishment zu zeigen. Und das ist ihnen so bemerkenswert gut gelungen, dass sie selbst längst ein Teil davon sind.
Der Auftrag für „Number 1“ kam nicht von einem Sammler, der das Rampenlicht suchte, sondern von jemandem, der eine klare Vorstellung hatte: ein Auto, das sich in den Canyons von Malibu so sportlich anfühlt, wie es nur geht, und dabei die klassische 911er-Optik beibehält. „Anstatt den Trends der frühen Restomod-Bewegung zu folgen, war das Ziel eine eher unauffällige, leistungsorientierte Maschine“, sagt der Besitzer, der lieber anonym bleiben möchte. Der Porsche-Rennfahrer Patrick Long gab den Anstoß für das Projekt, indem er ihn mit Marlon Goldberg zusammenbrachte – der Beginn von Workshop 5001.
Das Auto, ein später Porsche 911 T, wurde wegen seiner guten Basis ausgewählt. Eine der schwierigsten Entscheidungen war die Wahl der Farbe. „Ursprünglich war der Wagen nicht silber, sondern in dem sehr seltenen Flieder. Eine Farbe, die bei keinem der Beteiligten auf Gegenliebe stieß“, erinnert sich Marlon. Nach langem Hin und Her fiel die Entscheidung auf Nardograu. Goldberg zögerte zunächst: „Du weißt, dass das eine Audi-Farbe ist, oder?“, fragte er den Kunden. Aber die Antwort war klar: Dies war keine Restauration. Es war ein Restomod mit eigenem Charakter – leistungsorientiert, mit zahlreichen Teilen, die ohnehin nicht historisch korrekt sind. „Also haben wir uns für Nardograu entschieden.“
Doch wie der Wagen in der Porsche-Szene ankommen würde, konnten weder Marlon, noch der Besitzer einschätzen. „Es war in vielerlei Hinsicht ein Novum – fast das Gegenteil von allem, was damals in der Porsche-Hotrod-Szene gebaut wurde“, beschreibt Marlon. „Als wir das Auto bei Luftgekühlt vorstellten, waren alle Beteiligten noch ein bisschen nervös. Aber das Publikum hat es geliebt! Ein Instagram-Video des Motorraums hat innerhalb einer halben Stunde 250.000 Likes bekommen“, erinnert sich der begeisterte Besitzer heute.
Doch jenseits der Begeisterung in den sozialen Medien wurde die wahre Magie auf der Straße sichtbar. Die erste Canyon-Fahrt mit Patrick Long am Steuer hinterließ einen bleibenden Eindruck beim Halter von Number 1: „Es war ein Moment der Ehrfurcht, in dem mir bewusst wurde, wie weit das Projekt fortgeschritten und wie leistungsfähig das Auto war“. Dank der akribischen Liebe zum Detail – darunter die umfangreichen Schweißarbeiten, ein leichtes Karbondach und das erste KW 3-Wege-Gewindefahrwerk seiner Art in einem F-Modell – wurde „Number 1“ schnell zu einer Art Maßstab.
Sein ursprünglicher Besitzer zog Number 1 von Workshop 5001 einem 997 GT3 RS vor. Doch jetzt ist es an der Zeit, ihn an einen anderen Enthusiasten weiterzugeben, der ihn genauso genießen wird.
Mein Auto wurde von Verrückten entworfen, um ein echtes Fahrerauto zu sein, ein Wolf im Schafspelz. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich einen 997 GT3 RS verkauft habe, weil ich Number 1 bevorzugte. Er ist so gut, dass ich – auch heute noch – buchstäblich nichts daran ändern würde.
Der Erstbesitzer von Number 1
Und doch ist Workshop 5001 Number 1 immer noch präsent – als eine kühne, zweckbestimmte Kreation, die nicht dem Erbe hinterherjagt, sondern es neu definiert. Ein echtes Fahrerauto, geboren aus Vision, Handwerk und der Überzeugung, dass echte Innovation leise spricht – und hart in die Kurve geht.
Obwohl sich Number 1 immer noch bemerkenswert gut hält, räumt Goldberg ein, dass die technische Entwicklung der Werkstatt nicht stehen geblieben ist. Wenn es eine Sache gibt, die er gerne eingebaut sehen würde, dann ist es eine elektronisch angesteuerte Drosselklappe. „Sie ist ein entscheidender Faktor für das Fahrverhalten und hat sich bei neueren Projekten zu einem subtilen, aber sinnvollen Upgrade entwickelt“, fügt Marlon hinzu.
„Das allermeiste haben wir beim ersten Mal schon richtig hinbekommen“, sagt Goldberg. „Aber wenn man versucht, sein Handwerk zu perfektionieren, wird man von ganz allein immer besser.“ Neue Zulieferer, intelligenteres Motormanagement, Verfeinerungen an allen Ecken und Enden – das Lernen hat nicht aufgehört. Trotzdem bleibt er dabei: „Dieser Motor in diesem Chassis trifft immer noch den schwer fassbaren Sweet Spot“.
Die Rückkehr des Autos zu Workshop 5001 ist mehr als eine Transaktion. „Es ist wie ein Wiedersehen mit einem alten Freund“, sagt der Gründer. Der Stolz ist immer noch da – genau wie am ersten Tag. „Die Nummer 1 ist kein Relikt, sondern eine Machbarkeitsstudie. Eine zeitlose Kreation, die heute noch genauso aufregend ist wie damals, als sie aus dem Workshop rollte. Ich habe so viele schöne Erinnerungen an den Prozess. In der Werkstatt herrschte eine außergewöhnlich gute Stimmung. Selbst nach zehn Jahren bin ich immer noch stolz darauf!“
Niemand hatte zuvor in der Restomod-Szene etwas auf diesem Niveau gemacht. Es wurde so gut ausgeführt, dass ich sogar eine Einladung bekam, das Auto einmal an einer Kunsthochschule in Pasadena zu zeigen.
Der Erstbesitzer von Number 1
„John und ich sahen dieses Auto wirklich als eine Gelegenheit, der Welt zu zeigen, was wir selbst bauen können, ohne dass jemand anderes als der Kunde mitredet“, erinnert sich Goldberg. Und nun ist es an der Zeit, dass es ein neues Zuhause findet. Aber nicht irgendein Zuhause. „Wir wollen jemanden, der es wirklich versteht. Jemand, der es fühlt. Und wir wollen diese Person in unserer Werkstatt, in unserer Familie willkommen heißen.“
Wer beim Lesen dieser Zeilen den Wunsch verspürt, selbst ein Projekt bei Workshop 5001 in Auftrag zu geben, sollten Sie sich auf eine gewisse Wartezeit einstellen. Der Bau eines kompletten Fahrzeugs dauert in der Regel 18 bis 24 Monate, zuzüglich der Zeit für die Beschaffung des richtigen Basisfahrzeugs. „Meistens sind wir ein bisschen schneller. Der letzte 964 hat 14 Monate gedauert“, sagt Marlon. Aber wenn Number 1 etwas beweist, dann, dass das Warten sich lohnt.
Mit Workshop 5001’s Number 1 hat die L.A.-Style Hotrodding-Szene gewissermaßen ihr eigenes Vorbild erhalten. Wer dieses Auto in Zukunft besitzt, wird sich seiner Bedeutung sicher bewusst sein und es in vollen Zügen genießen.
© Bilder: Trevor Dalton
Elferspot Magazin