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Zwei Porsche, ein Preis – 911 Cabrio für 75.000 Euro

06.05.2025 Von Richard Lindhorst
Zwei Porsche, ein Preis – 911 Cabrio für 75.000 Euro

Wer die Wahl hat, hat die Qual – so auch beim Porsche-Kauf. Und je mehr Auswahl es im gesteckten Budget gibt, desto schwieriger die Entscheidung. Objektiv betrachtet, ist natürlich das neuere Auto immer auch die bessere Option. Doch was, wenn wir nicht auf Rundenzeiten, sondern einzig die Emotion und den Spaß schauen? Wenn wir nicht nach „schneller, höher, weiter“ streben, sondern auf unser Herz hören? Wir könnten – ganz frei von Vorurteilen – einfach mal ein Budget setzen und schauen, welche Optionen der Markt so bietet. Um ein wenig Inspiration zu liefern, vergleichen wir zwei Porsche 911 Cabrios, die sehr unterschiedlichen Epochen entspringen, aber doch auf erstaunlich ähnliche Weise Freude spenden.

Die Ausgangslage: „Ich suche einen offenen Porsche 911 für maximal 75.000 Euro“

Mit dem Sommer vor der Tür wächst natürlich auch die Lust auf Cabrio-Fahren! Und worin ließe sich eine offene Ausfahrt entlang der Cote d’Azur oder in den Alpen besser genießen, als in einem Porsche 911 Cabriolet? Es soll also ein Elfer werden. Klassischer Sechszylinder-Boxermotor, ohne Turbolader, um das größtmögliche Klangerlebnis bei offenem Dach zu bieten. Wir setzen uns ein Budget von nicht mehr als 75.000 Euro. Vom luftgekühlten 911 G-Modell bis zum 997.2 mit wassergekühltem Direkteinspritzer-Motor (DFI) steht uns damit quasi die gesamte Elfer-Welt der 70er bis in die frühen 2010er Jahre offen.

Wie wäre es mit einem Porsche 964 oder 997.2 Cabriolet?

Schnell kristallisieren sich zwei auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Kandidaten heraus, die bei genauerem Hinsehen allerdings viele Parallelen bieten: Porsche 964 Carrera Cabriolet und Porsche 997.2 Carrera (S/4S) Cabriolet. Der 1989 bis 1994 gebaute 964 markiert innerhalb der luftgekühlten Epoche nämlich das, was die Baureihe 997 – Bauzeitraum 2004 bis 2012 – innerhalb der wassergekühlten Elfer-Ära darstellt: Einen echten Sweet Spot!

Das Porsche 964 Carrera Cabriolet gewann in den letzten Jahren stark an Popularität. Auch Auftritte im Fernsehen, wie in der Kultserie Californication hatten großen Anteil daran. © Porsche Classic Center Gelderland

Zwar brauchte der 964 einige Jahrzehnte, um in seiner jetzigen Position anzukommen, doch mittlerweile ist er der beliebteste luftgekühlte Porsche 911. Er vereint die Abmessungen des G-Modells mit deutlich modernisierter Technik, wie Schraubenfedern an der Front und Bremsen mit ABS. So gesehen dient er als Bindeglied zwischen dem klassischen, rohen 911 und dem wesentlich zivilisierteren 993. Das schlägt sich einerseits im Käuferinteresse und darüber hinaus auch in den Preisen nieder. Das G-Modell hat er längst hinter sich gelassen und liegt praktisch gleichauf mit dem Nachfolger 993. Nicht wenige sehen in ihm die perfekte Mischung aus klassischem Styling mit moderner Fahrbarkeit.

In dieselbe Kerbe schlägt auch der 997. Durch die Rückkehr zum Rundscheinwerfer und die nach heutigen Maßstäben kompakten Dimensionen ist er binnen weniger Jahre zum absoluten Klassiker gereift. Sein damals runderneuerter Innenraum ist zeitlos und funktional. Dank moderner Annehmlichkeiten wie optionalem Doppelkupplungsgetriebe (PDK), Klimaautomatik, Sitzheizung und eines guten Soundsystems ist der 997 noch immer alltagstauglich. Denn auch Geräuschdämmung und Fahrwerkskomfort müssen sich nicht verstecken. Dank der durchzugsstarken und sparsamen DFI-Motoren ist besonders die Generation 997.2 sogar ausgesprochen wirtschaftlich.

Porsche 964 und 997 Cabrio liegen enger beisammen, als man denkt

Natürlich ist der 997 das schnellere, komfortablere, modernere und wirtschaftlichere Fahrzeug als der 964. Doch wer denkt, es würden im subjektiven Fahrempfinden Welten zwischen ihnen liegen, der irrt. Fährt man ein Porsche 964 Carrera Cabrio im direkten Vergleich mit einem 997.2 Carrera, oder gar Carrera S/4S Cabrio, punkten beide mit den gleichen grundsätzlichen Tugenden. Gasannahme, Klang, Drehfreude und Getriebe-Betätigung spielen nach wie vor in der oberen Liga. Auch nach 15, respektive 35 Jahren.

Dieser subjektive Eindruck wird auch durch die Fahrleistungen bestätigt. Dem 1.350 beziehungsweise 1.450 Kilogramm leichten 964 Carrera (4) Cabrio reichen 250 PS für beeindruckende Spurtfähigkeiten. Im Sprint von Null auf Hundert verliert der 964 mit 5,7 Sekunden nicht mal Sekunde auf den 345 oder gar 385 PS starken 997 – je nach Getriebe und Fahrmodus.

In Sachen Querdynamik hat der Porsche 997 weitere Vorteile. 15 Jahre Fahrwerksentwicklung und deutlich breitere Reifen bieten – bei nahezu gleichem Gewicht – einfach mehr Grip. Doch hier kommt erneut die subjektive Komponente ins Spiel: Der 964 ist weicher, bewegt sich mehr und hat das insgesamt etwas höhere Geräuschniveau. Dadurch fühlt sich die flott gefahrene Landstraße im 964 mindestens genauso aufregend an wie im 997.

Dass ein über 30 Jahre altes Auto noch immer so gut fährt, ist beeindruckend

Es ist erstaunlich, wie gut ein 964 auch nach 35 Jahren fährt. Man sieht einerseits natürlich, dass man in einem „alten“ Auto sitzt. Das Armaturenbrett versprüht 80er Jahre Charme. Doch die Fahreindrücke erzählen eine ganz andere Geschichte: Leichtfüßig, ungefiltert und – besonders mit dem legendären Cup-Rohr – auch klanglich ein Genuss. Dass dieses Auto mittlerweile rechtlich als historisches Fahrzeug zu sehen ist, erschließt sich nicht anhand des Fahrgefühls. Wer diesen luftgekühlten Klassiker in die Garage stellen möchte, muss erstaunlich wenig Abstriche bei Fahrdynamik und Fahrerlebnis machen, weil er auch heute noch so gut ist.

Das soll allerdings keinesfalls die Qualitäten des 997 schmälern. Vielmehr muss man ihm das große Kompliment aussprechen, alles nochmals besser zu machen als sein älterer Bruder. Die Lenkung ist direkter, der Motor spricht noch spontaner an, der Innenraum ist modern, aufgeräumt und funktional… Ein 997.2 Carrera Cabriolet, egal ob mit oder ohne S im Namen, bietet eine beeindruckende Bandbreite. Er ist hervorragender Wochenend-Cruiser, echter Sportwagen für Bergetappen oder Trackdays und Daily Driver in einem!

Sowohl der 964 als auch der 997 überzeugen nach wie vor. Ihr Niveau ist so hoch, dass man unweigerlich die Frage stellen muss: Braucht es wirklich mehr?

Welches der beiden Porsche 911 Cabrios bietet mehr Potenzial bei der Wertentwicklung?

Sportwagen aus Zuffenhausen, gerade 911er, stehen mittlerweile für hervorragenden Werterhalt. Porsche 964 und 997 sind da keine Ausnahme. Allerdings war das auch mal anders. Noch vor 20 Jahren war der 964 ein ungeliebter 911. Seitdem legte er eine beispiellose Preisrallye hin. Statt – wie damals – 15.000 bis 20.000 Euro kosten ordentliche Cabriolets heute mindestens drei- bis viermal so viel. Damit liegen sie sogar noch ein gutes Stück hinter den Coupés zurück, die in einigen Fällen bereits sechsstellige Budgets erfordern.

Durch die hohe Nachfrage und den verhältnismäßig kleinen Bestand ist tendenziell nicht mit nachlassenden Preisen für gute 964 Cabriolets zu rechnen. © Manufaktur 964

Auch der Porsche 997 war schon günstiger. Allerdings reden wir hier eher von etwa 45.000 Euro als günstigste Preise für schöne 997.2 Carrera S/4S Cabriolets. Reguläre Carreras gab es sogar schon für etwa 35.000 Euro. Heute geht es bei etwa 60.000 Euro für 997.2 Carrera Cabrios los. Carrera S und 4S mit fünfstelligen Laufleistungen kosten ab 70.000 Euro. Preislich liegen 964 und 997 somit ungefähr gleichauf. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, ist schwer einzuschätzen. Die immer weiter ansteigenden Preise für Neufahrzeuge lassen theoretisch viel Luft für Wertzuwachs bestimmter Klassiker.

Die immer größer werdende Beliebtheit des Porsche 997 spricht dafür, dass auch 997.2 Carrera Cabriolets in Zukunft nicht dramatisch günstiger werden dürften. © Eleven Cars

Die Baureihe 964 ist am Markt sehr beliebt und mit insgesamt 64.762 gebauten Fahrzeugen die seltenste 911er-Baureihe – vom Vorgänger entstanden dreimal so viele! Zudem wurden bereits zahlreiche 964 für Backdate-Projekte umgebaut, sodass der Bestand guter Fahrzeuge immer weiter abnahm. Insofern ist vermutlich nicht mit drastischem Preisverfall zu rechnen. Die Preise des 997.2 hingegen stiegen vermutlich unter anderem durch das konstant hohe Preisniveau des Nachfolgers 991 sowie die teils drastisch angestiegenen Preise des Vorgängers 996. Auch hier sieht die Prognose also tendenziell gut aus.

Service beim 964 arbeitsintensiver, Teile beim 997 teurer

Ein Vorteil des neueren Fahrzeugs ist das Thema Wartungsarbeiten – häufig ein etwas stiefmütterlich behandeltes Thema. Doch ein Porsche 964 Carrera erfordert deutlich mehr Arbeitsaufwand als ein 997. Als Beispiel sei hier die alle 20.000 Kilometer nötige, arbeitsintensive Prüfung des Ventilspiels beim 964 genannt. Sie entfiel ab dem Nachfolger der Baureihe 993.

Allerdings sind die Ersatzteilpreise für klassische Verschleißteile wie Reifen, Bremskomponenten oder auch Fahrwerke wiederum beim 997 höher. Mit etwa 20 bis 25 Prozent Mehrkosten für Teile sollte man hier auf jeden Fall kalkulieren. Allerdings entspricht das auch in etwa dem durchschnittlichen Mehrverbrauch des luftgekühlten Modells. Hier gibt’s also keinen klaren Sieger.

Retro-Charme oder doch lieber moderne Technik?

Am Ende ist die Entscheidung schwieriger als auf den ersten Blick gedacht. Wenn es um reinen Fahrspaß auf kurvigen Straßen zu ausgewählten Anlässen geht, dann bietet ein Porsche 964 Carrera Cabriolet ein beeindruckend gutes Paket im sympathischen Look des klassischen Elfers. Dank des gut zu schaltenden G50-Getriebes, ABS und bei Bedarf sogar Allradantrieb ist er fahrerisch kein Relikt. Stattdessen macht er die so lieb gewonnenen fahrerischen Eigenheiten des frühen 911 leichter für jedermann erlebbar.

Dem Reiz eines Porsche 964 Carrera Cabriolet kann man sich nur schwer entziehen. Auf kurvigen Landstraßen spielt er alle seine Trümpfe aus. © Leuba Collection

Der Appeal des 997.2 Carrera, vor allem als S oder 4S, kommt hingegen ganz besonders durch seine Vielseitigkeit zustande. Trotz des deutlich höheren Alltagsnutzens bleibt er im Herzen ein rassiger Sportwagen. Nachdem sein Vorgänger doch sehr cruiserhaft geriet, schärfte Porsche die Cabrio-Varianten beim 997 deutlich nach. Egal ob 345 oder 385 PS starker Carrera oder Carrera S/4S, der 997 glänzt mit verbessertem Durchzug, aufregendem Klang und genialem Fahrverhalten.

Welchen wir empfehlen würden? Wenn es rein um einen Porsche für die besonderen Tage und Momente handeln soll, ist es schwer, dem Retro-Charme des 964 nicht zu erliegen. Diese spannende Mischung aus relativ modernem Fahrverhalten, aber doch so klassischer Optik ist nicht ohne Grund so beliebt. Als Alltagsbegleiter hätte auch ein 997.2 Carrera 4S mit PDK einen unbestreitbaren Reiz. Daher ist der 997 unsere Empfehlung, sofern das Cabrio auch regelmäßig den Weg zur Arbeit oder die Fahrt in den Urlaub versüßen soll.

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