Der Porsche 911 Carrera 2.8 RSR
Er gilt als einer der bedeutendsten Rennwagen der frühen siebziger Jahre und als Meilenstein in der Entwicklung des 911 zu einer der erfolgreichsten Rennsportplattformen aller Zeiten. Vorgestellt 1973, entstand der RSR auf Basis des Carrera RS 2.7, der seinerseits aus der Notwendigkeit geboren wurde, ein für den Motorsport homologiertes Fahrzeug zu schaffen. Porsche reagierte damit auf die damals gültigen FIA Gruppe 4 Regularien. Nach dem großen Erfolg des 2.7 RS entwickelte Porsche eine weiter verfeinerte Version für den professionellen Einsatz auf der Rennstrecke, wodurch der Carrera 2.8 RSR entstand. Sein Ziel war maximale Performance bei möglichst geringem Gewicht und höchster Zuverlässigkeit. Der RSR erhielt gegenüber dem RS zahlreiche technische und aerodynamische Modifikationen. Unter der Haube arbeitete ein luftgekühlter Sechszylinder Boxermotor mit 2.808 ccm Hubraum, der mit einer mechanischen Einspritzanlage von Bosch und neuen Doppelzündungen ausgerüstet war. Diese Technik ermöglichte eine Leistung von rund 308 PS bei 8.000 Umdrehungen pro Minute. Dies waren beeindruckende Werte für ein Auto, das kaum über eine Tonne wog. Eine Trockensumpfschmierung sorgte für optimale Schmierung unter extremen Rennbedingungen. Das überarbeitete Kurbelgehäuse sowie leichtere Kolben trugen zu einer hohen Standfestigkeit bei. Das Fahrwerk wurde gegenüber dem Serienmodell deutlich überarbeitet. Porsche verwendete härtere Torsionsstäbe, Bilstein Stoßdämpfer und einstellbare Stabilisatoren. Breitere Achsen und der Einbau von Distanzstücken erlaubten eine deutlich größere Spurweite, was die Straßenlage spürbar verbesserte. Der RSR stand auf breiten Magnesium-Felgen im Fuchs-Design mit Zentralverschlüssen, welche mit speziellen Slickreifen bestückt waren. Die Bremsanlage stammte aus dem 917, Porsches legendärem Le Mans Prototypen und garantierte außergewöhnliche Verzögerungswerte.
Äußerlich war der 2.8 RSR sofort an seinen stark ausgestellten Kotflügeln und dem charakteristischen Entenbürzel Heckspoiler zu erkennen, der bereits beim RS 2.7 eingeführt worden war, beim RSR aber in einer noch größeren Version für zusätzlichen Abtrieb sorgte. Frontspoiler, Leichtbauscheiben und aus Aluminium gefertigte Bauteile rundeten das konsequente Leichtbaukonzept ab. Das Gewicht des Fahrzeugs betrug rund 960 Kilogramm. Dies war ein entscheidender Faktor für seine enorme Agilität. Im Innenraum war alles auf Funktionalität und Gewichtsersparnis ausgerichtet. Der RSR besaß keine Dämmmaterialien, keine Teppiche und keine Komfortausstattung. Ein Überrollkäfig, Schalensitze, Renngurte und ein verkleidetes Armaturenbrett prägten das Bild. Die Instrumentierung blieb Porsche typisch übersichtlich, klar auf den Fahrer konzentriert. Sein Debüt feierte der 2.8 RSR 1973 beim 24-Stunden-Rennen von Daytona, wo er auf Anhieb den Gesamtsieg errang. Ein spektakulärer Erfolg für ein Fahrzeug, das sich noch in der Entwicklungsphase befand. Auch bei der Targa Florio, 12 Stunden von Sebring und zahlreichen europäischen Langstreckenrennen erwies sich der RSR als nahezu unschlagbar. In Kundenhand erzielte er weltweit unzählige Klassensiege und Gesamterfolge, womit er die Grundlage für eine ganze Reihe von Renn-911-Modellen legte. Knapp 50 Exemplare des 2.8 RSR wurden 1973 gebaut, was ihn zu einer der seltensten und begehrtesten Varianten des klassischen 911 macht. Seine Mischung aus puristischer Technik, kompromisslosem Leichtbau und renntauglicher Zuverlässigkeit machte ihn zu einem der legendärsten Porsche Rennwagen überhaupt. Bis heute steht der Carrera 2.8 RSR als Sinnbild für die Verbindung von Straßenfahrzeug und Rennmaschine. Er ist ein Auto, das die DNA des Porsche Motorsports wie kaum ein anderes verkörpert.
Über das hier angebotene Fahrzeug
Dies ist der einzige Prototyp des 2.8 RSR und trägt die Fahrgestellnummer 9113600002. Seine Geschichte startete laut Porsche Zertifikat als gewöhnlicher 911 S im März 1972 mit dem Verwendungszweck „Eigenbedarfsfahrzeug der Porsche AG, Versuchsfahrzeug“. Im August 1972 geschah schließlich der Umbau zum RSR Prototypen, in wessen Rahmen er für Tests und die Homologation verwendet wurde. Das damals rot lackierte Fahrzeug machte unter anderem bei den 1.000 km von Zeltweg am 25. Juni 1972 einen Auftritt. In diesem Rennen erreichten Fahrer Waldegrad und Steckkönig den 10. Platz. Kurze Zeit später geschah der Verkauf an das Martini Racing Team, welches sich unter der Führung des berühmten „Count Rossi“ befand. Dort erhielt das Fahrzeug seine Erstzulassung am 01. Januar 1973 mit dem deutschen Kennzeichen „LEO-ZA 60“ und wurde silber lackiert. Dazu erhielt der RSR die legendären Martini Streifen. Nach einem Langstreckentest in Paul Ricard wurde das Fahrzeug am 05. März 1973 in Paris der Öffentlichkeit präsentiert. Auf historischen Bildern ist das Fahrzeug auf einer Bühne hinter Gregorio Rossi di Montelera neben 917-053 platziert. Für die Pressekonferenz trug der Wagen die Startnummer 3, welche aktuell auf diesem RSR steht.
Das Martini Racing Team setzte 0002 am 13. Mai 1973 bei der Targa Florio mehrere RSR ein. Nach dem Totalschaden des Chassis 0974 mit der Startnummer 107, wurde diese für das Rennen auf Chassis 0002 genutzt, mit welchem Pucci und Steckkönig letztendlich auf den sechsten Platz der Gesamtwertung fuhren. Das Schwesterfahrzeug Chassis 0588 mit der Nummer 8 gewann das Rennen. Von diesem Rennen sind viele historische Bilder vorhanden. Anschließend verkaufte Martini das Fahrzeug an den Reifenhersteller Dunlop, welche den Prototypen erneut für die Entwicklung einsetzten, dieses Mal für Reifen. Nach einem Jahr in Dunlops Hand, verkauften diese das Fahrzeug ohne Motor über Peter Gregg an den Amerikaner Dave White, welcher im Nachhinein einen neuen Motor einbauen ließ. Bei dem neuen Motor, welcher bis heute in dem Fahrzeug verbaut ist, handelt es sich um einen von nur vier jemals gebauten Werksmotoren mit kurzem Hub. Der Motor wurde zuvor 1973 in Chassis 0307 bei den 24 Stunden von Daytona, so wie den 6 Stunden von Vallelunga durch Chassis 0588 eingesetzt. 1975 verkaufte der Rennfahrer den RSR an den in Costa Rica wohnhaften Edgar Ramirez. Dieser nutzte das Fahrzeug für die folgenden 10 Jahre für Rennen in Mittel- und Südamerika, bis er ihn 1985 an den Rennfahrer Diego Febles verkaufte. Der neue Besitzer betrieb einen „Rennmietwagen“ Betrieb, für welchen er den Prototypen nutzte.
Weitere 10 Jahre später, Mitte der 90er, wurde der 911 für die Nutzung im öffentlichen Straßenverkehr umgebaut. Diese Form behielt das Fahrzeug bis 2012, als Dave White, welcher bereits in den 70er Jahren das Fahrzeug besessen hatte dieses erneut kaufte und sich dazu entschloss den einzigen Prototypen zurück in seine alte Form zu versetzen. Nachdem Dave White 2015 verstorben war, verkaufte John Starkey den Wagen nach Frankreich an den letzten privaten Besitzer. Dieser registrierte das Fahrzeug im September 2018 und präsentierte im Oktober 2021 das Fahrzeug bei dem Saint Tropez stattfindenden „Paradis Porsche“ Event. 2022 folgte ein Wertgutachten durch Jean Pierre Cornu und 2023 schließlich ein FIA Historic Technical Passport. 2025 erfolgte schließlich der Ankauf durch unser Unternehmen. Für Detailfragen steht Ihnen unser Verkaufspersonal jederzeit gerne zur Verfügung. Bitte beachten Sie, dass Fahrzeugbesichtigungen grundsätzlich nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich sind.