Der Porsche 911 (964) Carrera RSR 3.8
Der Porsche 911 Carrera RSR 3.8 wurde Anfang der 1990er-Jahre von Porsche als reines Wettbewerbsfahrzeug für internationale Langstrecken- und Sprintrennen entwickelt. Grundlage für die Homologation war der straßenzugelassene 964 Carrera RS 3.8, auf dessen Basis die RSR Version für die GT-Klasse der FIA aufgebaut wurde. Ziel war es, ein konkurrenzfähiges Fahrzeug für den ADAC-GT-Cup, die 24 Stunden von Le Mans, IMSA sowie weitere internationale GT-Serien bereitzustellen. Der RSR 3.8 verfügte über einen luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor des Typs M64/04 mit 3746 ccm Hubraum, Zweiventiltechnik, Doppelzündung und einer Verdichtung von 11,4:1. Die Leistung betrug je nach Reglement bis zu 350 PS, in den meisten Serien war sie auf 325 PS limitiert. Das maximale Drehmoment lag bei 360 Nm bei 5500 U/min. Die Kraftübertragung erfolgte über ein manuelles Fünfgang-Getriebe mit 40/40 Sperrdifferential. Das Fahrzeuggewicht betrug je nach Einsatz 1120 kg oder gemäß ADAC-GT-Cup-Reglement 1300 kg. Das Rennfahrwerk verfügte über Uniballgelenke und Bilstein-Stoßdämpfer. Große Bremsanlagen mit ABS, Rennbelägen und einstellbaren Stabilisatoren gehörten zur Serienausstattung. Die Karosserie ähnelte äußerlich dem 911 Turbo, wies jedoch zahlreiche Leichtbaukomponenten wie Türen und Kofferraumdeckel aus Aluminium sowie einen Heckflügel aus Kunststoff auf. Sicherheitsausstattung wie Überrollkäfig, Sechspunktgurte, Feuerlöschanlage und Haubenverschlüsse waren serienmäßig.
Für die Rennversion wurden unterschiedliche Tankgrößen nach FIA-Standard (43 oder 120 Liter) angeboten. Die RSR 3.8 konnten optional mit Zentralverschlüssen, zusätzlicher Bremsenkühlung und Lufthebeanlagen ausgerüstet werden. Serienmäßig kamen dreiteilige Leichtmetallfelgen mit den Dimensionen 9,5 x 18 Zoll vorne und 11 x 18 Zoll hinten zum Einsatz, bestückt mit 245er und 305er Rennreifen. Der RSR 3.8 war für den weltweiten Einsatz homologiert und startberechtigt in verschiedenen Meisterschaften. Erste Kundenauslieferungen erfolgten im Frühjahr 1993, parallel zu den Testeinsätzen in Italien und Frankreich. Im ADAC-GT-Cup trat das Fahrzeug gegen Marken wie BMW, Ford und Honda an. Neben Einsätzen auf dem Nürburgring und in Spa wurde der RSR auch bei 24 Stunden Rennen in Le Mans und Daytona gemeldet, teils durch Werksteams, teils durch private Rennställe. Die Fahrzeuge wurden in Weissach in Handarbeit aufgebaut. Dabei kamen für die Karosseriestruktur zusätzliche Verstärkungen sowie spezielle Sicherheitszellen zum Einsatz. Der Innenraum war weitgehend auf das Nötigste reduziert, um Gewicht zu sparen. Verschiedene Ausführungen, etwa für den GT-Cup oder für Langstreckenrennen, unterschieden sich in Tankgröße, Motorleistung, Abgasanlage und Detailabstimmung. Der Porsche 911 Carrera RSR 3.8 gilt heute als einer der letzten reinrassigen luftgekühlten Renn-Elfer, der konsequent auf Kundenmotorsport ausgerichtet war. Mit seiner Kombination aus robuster Technik, hohem Fahrdynamikpotenzial und vielseitiger Einsetzbarkeit setzte er Anfang der 1990er-Jahre Maßstäbe im GT-Rennsport und genießt bis heute unter Sammlern und Historikern einen hohen Stellenwert.
Über das hier angebotene Fahrzeug:
Die Geschichte dieses RSR begann laut den Zulassungsdokumenten am 01. November 1993 mit der Erstzulassung in den USA. Am 23. Dezember 1993 folgte die Erstauslieferung durch AJ-USA bzw. Lou Milone, welcher der Inhaber des Unternehmens war an Richard Raimist, den ersten Besitzer des RSR, ansässig in San Diego, USA. In den Jahren von 1994 bis 1998 wurde das Fahrzeug vom A.R.E. Team bei mehreren Rennen in Nordamerika eingesetzt. Während dieser Zeit blieb das Fahrzeug in dem Besitz des angesehenen Porsche Sammlers und ehemaligen Rennfahrers Richard Raimist. Dieser war damals in San Diego wohnhaft und nahm an dem Großteil der folgenden Rennen teil, für wessen Zweck er das A.R.E. Team gründete. Den größten Erfolg erreichte er am 04. Februar 1996, als das Team bestehend aus den Fahrern Wagner, Dente, Doolin und Raimist bei den 24 Stunden von Daytona den zweiten Platz ihrer Klasse und den sechsten Platz der Gesamtwertung sicherten.
24.07.1994 – 1 h Laguna Seca – Gesamtwertung: 20 – Klasse: 6
07.08.1994 – 1 h Portland – Gesamtwertung: 15 – Klasse: 5
01.10.1994 – 1 h Phoenix – Gesamtwertung: 20 – Klasse: 9
18.03.1995 – 12 h Sebring – Gesamtwertung: 64 DNF – Klasse: 24
30.04.1995 – 3 h Road Atlanta – Gesamtwertung: DNF – Klasse: DNF
24.06.1995 – 3 h Watkins Glen – Gesamtwertung: 20 – Klasse: 8
16.07.1995 – Sears Point – Gesamtwertung: 9 – Klasse: 9
09.09.1995 – Laguna Seca – Gesamtwertung: 13 DNF – Klasse: k.A.
30.09.1995 – 1 h Phoenix – Gesamtwertung: 11 – Klasse: 11
30.09.1995 – IMSA Supercar Phoenix – Gesamtwertung: 4 – Klasse: k.A.
08.10.1995 – IMSA Supercar New Orleans – Gesamtwertung: 4 – Klasse: k.A.
04.02.1996 – 24 h Daytona – Gesamtwertung: 6 – Klasse: 2
16.03.1996 – 12 h Sebring – Gesamtwertung: 16 – Klasse: 4
21.04.1996 – Grand Prix of Atlanta (Road Atlanta) – Gesamtwertung: 14 – Klasse: 14
05.05.1996 – 500 Meilen Texas – Gesamtwertung: 10 – Klasse: 3
27.05.1996 – Dodge Dealers Grand Prix Lime Rock – Gesamtwertung: 12 – Klasse: 12
09.06.1996 – 6 h Watkins Glen – Gesamtwertung: 11 – Klasse: 3
14.07.1996 – California Grand Prix Sears Point – Gesamtwertung: 8 – Klasse: 8
25.08.1996 – Chrysler Mosport 500 – Gesamtwertung: 16 – Klasse: 7
01.09.1996 – Sprint Grand Prix of Dallas – Gesamtwertung: 3 – Klasse: 3
06.10.1996 – IMSA GT Daytona – Gesamtwertung: 16 – Klasse: 4
12.01.1997 – Test Daytona – Gesamtwertung: 32 – Klasse: 5
02.02.1997 – 24 h Daytona – Gesamtwertung: 29 – Klasse: 14
10.10.1998 – IMSA Road Atlanta – Gesamtwertung: 9 – Klasse: k.A.
Ende 1999 fiel schließlich die Entscheidung das Fahrzeug nach vielen Jahren zu verkaufen, was anhand einer Zeitungsanzeige in welcher Raimist 105.000 USD für das Fahrzeug verlangte ersichtlich ist. Pünktlich zur Jahrtausendwende kaufte ein britischer Sammler das Fahrzeug und importierte es nach England. Hier blieb das Fahrzeug bis 2009. In dem Jahr ließ der damalige Besitzer das Fahrzeug am 01. Oktober in England zu. Kurze Zeit vorher, verifizierte Porsche Great Britian, dass es sich um einen originalen RSR 3.8 handelt. Ein MOT Termin hielt zu der Zeit die Laufleistung von 14.941 KM fest.
Ende 2009 verkaufte der britische Sammler den Wagen nach Monaco, wo er über Scuderia Classica an einen dort wohnhaften Sammler veräußert und auf diesen zugelassen wurde. In diesem Zuge wurde eine große Wartung zum Preis von 6.100 € durchgeführt. Am 07. Dezember 2009 folgte bei einer Laufleistung von 14.962 KM ein ausgiebiges Wertgutachten, welches das Fahrzeug als im „Concours-Zustand“ mit einem Wiederbeschaffungswert von 285.000 € bewertete. Am 18. Januar 2010 erschien ein Video auf YouTube, in welchem der Besitzer den filmenden Beifahrer für eine Fahrt über die lokale Autobahn mitnahm. Derselbe Beifahrer postete am 11. Juli 2012 erneut ein Video von dem Fahrzeug. Dieses Mal von außen an einer Tankstelle.
Im Jahr 2013 verkaufte der Monegasse den RSR an einen Sammler aus Frankreich. Dieser scheute keine Kosten, um den perfekten Zustand des Fahrzeugs zu erhalten und gab in den folgenden 10 Jahren insgesamt 100.000 € für den erhalt des Fahrzeugs aus. Ein Großteil dieser Kosten entstanden durch eine Restauration durch Porsche Rouen & Caen, auch bekannt als „IMSA“. Die Restauration begann am 04. Februar 2014 und dauerte bis zum 30. Juni 2015, als sie abgeschlossen wurde. Alle erledigten Arbeiten inkl. Lackierung der Karosserie wurden in einer 55 seitigen Restaurationsdokumentation festgehalten. In dem 2017 erschienenen Buch „RS 3.8“ von Jürgen Barth, welcher während der Zeit des 964 3.8 RSR von Seiten des Herstellers im Kundensport tätig war. Hier beschreibt er nicht nur die Geschichte des Modells, sondern auch die von genau diesem Exemplar inkl. Daten zu der Ausstattung und Erstauslieferung. Die Entscheidung des französischen Sammlers das Fahrzeug zu verkaufen viel 2023, wobei die Wahl auf das Aktionshaus Artcurial fiel, welche am 22. Oktober 2023 das Fahrzeug bei Ihrer „Sale Automobile sur les Champs“ mit einem Schätzpreis bis zu 1.200.000 € anboten. Die Versteigerung verblieb jedoch ohne Erfolg, weshalb das Fahrzeug zurück an den langjährigen Besitzer ging.
Der Ankauf durch unser Unternehmen erfolgte schließlich 2024, wodurch der RSR ein Teil der Mechatronik Sammlung wurde, in welcher er für ein weiteres Jahr stand, bis der Entschluss getroffen wurde das Fahrzeug öffentlich anzubieten. Heute steht dieser 964 3.8 RSR mit einer Laufleistung von lediglich 18.150 KM, im restaurierten Zustand bereit für den nächsten Liebhaber. Hinzu kommen sehr viele Dokumente, Bilder und Videos aus den vergangenen Jahrzehnten, welche eine vollständige und nachvollziehbare Historie vorzeigen.
Für Detailfragen steht Ihnen unser Verkaufspersonal jederzeit gerne zur Verfügung. Bitte beachten Sie, dass Fahrzeugbesichtigungen grundsätzlich nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich sind. Nachfolgend finden Sie die Ausstattungsliste des hier angebotenen Fahrzeugs:
M005 – Rennausführung Carrera RSR 3.8
M220 – Sperrdifferenzial 40/40
M388 – Rennschalensitz, links
M389 – Rennschalensitz, rechts
M405 – RS-Cup-Rad 18 Zoll Zentralverschluss
M413 – Lederlenkrad
M481 – Fünfgang-Schaltgetriebe
M491 – Breite Karosserie
M546 – 120 Liter Benzintank, Catchtank
M564 – Ohne Airbag Fahrer- und Beifahrerseite
M656 – Lenkung ohne Servounterstützung
L908 – grandprixweiß
M64/04 – Motortyp
G50/10 – Getriebetyp
COO – Deutschland (LHD)
87 – Kunstleder schwarz Sitzschale schwarz mit schwarzem STO Polsterstoff