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Ein ganz spezieller 911 964 Backdate – Porsche 964 GS „Der Apparat“

02.10.2019 Von Richard Lindhorst
Ein ganz spezieller 911 964 Backdate – Porsche 964 GS „Der Apparat“

Besonders durch amerikanische und japanische Einflüsse hat die Porsche Kultur in der jüngeren Vergangenheit einen Wandel vollzogen. Es ist nicht mehr verpönt, sondern fast schon en vogue, seinen Porsche zu modifizieren und zu individualisieren. In der badischen GS Manufaktur erfüllt Vater und Sohn ihren Kunden genau diese Wünsche in detailverliebter Handarbeit. Sie bieten mit ihrem 911 964 Backdate, dem Porsche 964 GS, den sie liebevoll „Apparat“ nennen, eine ganz besondere Spezies der Modified-Sektion. Philipp Göller, stellte sich unseren Fragen über das besondere Vater-Sohn-Projekt.

Hallo Philipp, es freut mich, dass du dir die Zeit nimmst, über euren Porsche 911 964 Backdate zu sprechen. Eine Frage vorab: Warum nennt ihr euren 964 GS “Apparat”?

Der Begriff „Apparat“ wird im badischen meist liebevoll für eine technische Maschine verwendet. Wir haben dem 964 GS diesen Kosenamen gegeben, weil der historische Hintergrund ganz gut zum Auto passt. Ein Apparat bedarf einer kundigen Hand, die ihn bedient und genau das ist es, was unseren „Apparat“ ausmacht. Es ist ein Auto, das dem Fahrer nicht zu viel abnimmt und gewisse Fähigkeiten erfordert, um es wirklich in vollen Zügen genießen zu können.

Ein Apparat bedarf einer kundigen Hand, die ihn bedient und genau das ist es, was unseren „Apparat“ ausmacht. – Philipp Göller

Wie kam euch die Idee dazu, einen 911 964 Backdate zu bauen?

Es dürfte so etwa 2013 gewesen sein. Unser Werkstattmeister hatte damals einen Singer Porsche 911 Backdate als Hintergrundbild auf dem Rechner eingestellt. Der war damals ja noch relativ unbekannt, sogar in der Porscheszene selbst. Die Idee hat uns damals alle fasziniert. Nachdem ich dann gute drei Jahre später selbst meinen Meistertitel erlangt hatte und in die Firma zurückkam, haben wir uns entschlossen: „Wir sollten auch mal einen Porsche nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten und bauen!“

Damals gab es auf dem Markt noch relativ wenig Teile und Know-How. Darum haben wir uns dazu entschieden, die Teile selbst zu fertigen. Angefangen haben wir mit dem sogenannten Clay-Design für die Karosserie. Dabei wird eine Tonmasse auf das Auto aufgetragen und wie Knete modelliert. Die entstandene Form dient dann als Negativ, ein sogenanntes Template. Während die ersten Prototypen aus GFK gefertigt wurden, produzieren wir die Teile mittlerweile aus Carbon.

Allein durch den Namen 964 GS ist natürlich klar, welches Modell die Basis für euren 911 964 Backdate ist. Doch warum gerade der 964?

Für uns gab es von vornherein nur eine Richtung und die hieß 964. Der 993 war uns schon zu modern und kultiviert. 911 Backdates auf G-Modell Basis sind relativ leicht umsetzbar und haben auch nicht die großen Vorteile wie die neue Bodengruppe, die dem Porsche 964 die Voraussetzungen gibt, optimalen Fahrspaß entstehen zu lassen. Da wir eine Herausforderung suchten, war der Porsche 964 schnell das Auto der Wahl. Er verfügt über gewisse neue Techniken wie ABS, Servolenkung, verbesserte Hinter- und Vorderachse sowie den großen 3,6 Liter Motor. Außerdem besteht beim 964 auch die Möglichkeit, auf einen Carrera 4 als Basis zurückzugreifen.

Welche Philosophie verfolgt ihr beim Umbau? Worauf liegt der Fokus?

Natürlich gibt es sehr unterschiedliche Anfragen von Kunden, aber es gibt einige Punkte, bei denen wir schon die Richtung vorgeben. Da das fertige Produkt unseren Namen trägt und wir unsere Qualitätsanforderungen sicherstellen wollen, verlässt zum Beispiel kein 964 GS unser Haus ohne Motorrevision. Auch beim Design machen wir verschiedene Vorgaben, damit es unverkennbar ein 964 GS bleibt. So sind die Instrumente immer auch in Wagenfarbe designt, wir verwenden ausschließlich Fuchs Felgen und auch die Folienschriftzüge sind in der Regel gleich, bis auf die Farbe.

Es soll kein Rennwagen sein, auch wenn er zweifelsohne gut performen würde, aber der Fokus liegt auf einem sportlichen und vor allem spaßigen Fahren. Klang und Individualität gehen beim 964 GS vor reine Fahrleistungen. Wenn man den Apparat beispielsweise mit einem 991 Turbo S vergleicht, fühlt man sich mit unserem Fahrzeug deutlich mehr verbunden. Es fühlt sich subjektiv auch nicht wirklich langsamer an. Moderne Autos sind unserer Ansicht nach fast schon zu perfekt. Mit unserem Apparat wollen wir, wie man im badischen so sagt, die rotzige und freche Seite des Autos in den Vordergrund stellen.

Und auf welche Bereiche kann man als Kunde beim Umbau zum Porsche 964 GS Einfluss nehmen?

Die Ausbaustufe des Motors, das Fahrwerk, die Farbe und das Interieur sind wählbar. Wir besprechen das mit unseren Kunden vor Ort um sie kennen zu lernen und individuelle Beratung zu bieten. Wir sind Perfektionisten und müssen hinter dem Design stehen. Deshalb wahren wir immer auch unseren Stil. Als Kunde soll man ein Auto erhalten, das wie ein Maßanzug passt. Es soll am besten so perfekt sein, dass die Kunden es nie wieder verkaufen wollen.

Die Ausbaustufe des Motors, das Fahrwerk, die Farbe und das Interieur sind wählbar.

Bei den Motorausbauten kann aus drei Leistungsstufen gewählt werden. Bei allen Motorrevisionen wird der Motor bis auf die Kurbelwelle zerlegt und vermessen. Anschließend wird das Triebwerk nach Kundenwunsch neu aufgebaut. Wir bieten drei Motorleistungsstufen an, die je nach Kundenwunsch realisiert werden. In Kombination mit weniger Gewicht als beim Basis 964 Carrera sorgt das für mehr als ausreichende Fahrleistungen.

Was macht Euren 911 964 Backdate im Vergleich zu anderen Umbauten so besonders? 

Natürlich in erster Linie das Design. Mein Vater hat alles von Hand gestaltet und jede Linie hat einen Schwung, der durch das ganze Auto läuft. Wir haben mehr als 100 selbst entwickelte Teile am 964 GS verbaut, wie beispielsweise die Mittelkonsole, den Spoiler oder auch die selbst designten und CNC-gefrästen Lüftungsgitter um nur einige zu nennen. Besonders stolz sind wir auch auf unsere selbst entworfenen und gebauten Bi-LED-Scheinwerfer, die es nur an unseren Autos gibt. Auch den Kofferraum haben wir umgestaltet. Jedes Auto bekommt einen individuellen, farblich abgestimmten Kofferraum, für den es auch ein passendes Kofferset gibt, das den Platz optimal ausnutzt.

Wir haben mehr als 100 selbst entwickelte Teile am 964 GS verbaut.

Häufig werden bei vergleichbaren Umbauten Sitze von der Stange mit neuem Stoff bezogen oder das Armaturenbrett einfach andersfarbig lackiert oder bezogen. Da wo andere aufhören, machen wir weiter und haben deshalb auch dort selbst entwickelte Teile im Einsatz. Gleiches gilt für die Auspuffanlage. Beim Fahrwerk arbeiten wir vorwiegend mit Bilstein und verbauen ein speziell abgestimmtes B16 Fahrwerk. Wenn die Kunden es wünschen, steht aber auch dem Einsatz von Öhlins oder KW Komponenten nichts im Wege. Übrigens sind alle unsere selbst entworfenen Teile auch Made in Germany!

Euer Porsche 964 GS ist sozusagen ein Mehrgenerationenprojekt, wer bringt welche Einflüsse mit ein?

Unser Auto zeigt meiner Meinung nach, dass wir eine besondere Vater-Sohn-Beziehung haben und unsere Charaktere in dem Fahrzeug vereint sind. Ich stehe für die Moderne mit innovativen technischen Lösungen. Auf der anderen Seite bringt mein Vater seine Vorstellungen von gelungenem Fahrzeugdesign mit verschiedenen Details aus den 70er und 80er Jahren sowie jahrzehntelange Erfahrung bei der Restauration von Porsche Fahrzeugen ein. Es ist unserer Ansicht nach eine gelungene Symbiose.

Ich denke, die Ansicht teilen einige Porsche Enthusiasten… Vielen Dank für den Einblick in dieses tolle Familienprojekt!

Es war mir ein Vergnügen!

© Bilder: Autohaus Stefan & GS Manufaktur

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