Der Porsche-Code – Was steckt hinter den Bezeichnungen?
Porsche 911 ist nicht gleich Porsche 911 und Cayman ist nicht gleich Cayman. Jedes Porsche-Modell hat eine interne Typennummer. Zwischen 911, 959, 964, 993, 991 usw. kann man dabei auch mal den Überblick verlieren. Wir wagen uns an eine kleine Einführung in den Porsche-Code und verschaffen einen Überblick über die verschiedenen Porsche 911 Typen.
Der Porsche-Code geht bis in die 1930er Jahre zurück
Porsches werksinterne Zählweise hat ihren Ursprung im Jahr 1931. Im Konstruktionsbüro Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH von Ferdinand Porsche wurde jeder Auftrag mit einer Nummer versehen. Auftrag Nummer 7 war beispielsweise eine Limousine für den Autohersteller Wanderer. Auftrag Nummer 22 war der Auto Union Rennwagen, Nummer 60 der Volkswagen. Damals wuchsen die Zahlen sehr schnell, denn jeder Auftrag, von Motor, über Achse, Getriebe oder Traktor erhielt eine eigene.
© RSC Automobile, Classic Car Service Restorations & Motorlegenden by Michael Schnabl
Bis 1948 konstruierte Porsche weiter für andere Unternehmen, ehe der Entwurf Nummer 356 das Licht der Welt erblickte. Der am 8. Juni 1948 vorgestellte Porsche 356 war das erste Automobil, dass den Namen Porsche trug. Das Modell wurde kontinuierlich weiterentwickelt und erhielt als Ergänzung die Buchstaben A, B und C. Darüber hinaus verwandt Porsche damals gern den Hubraum des Fahrzeugs in der Modellbezeichnung oder in Anlehnung an den von Ernst Fuhrmann konstruierten Motor, dessen Namen Carrera. So entstand beispielsweise der Porsche 356 Carrera 1600 GT oder der 356 A 1600 Speedster.
Volle Auftragsbücher – rasanter Anstieg der Auftragsnummern
Durch den kommerziellen Erfolg des Porsche 356 füllten sich die Auftragsbücher bei den Zuffenhausenern. Der 1953 vorgestellte Spyder, dessen Charme auch James Dean nicht widerstehen konnte, hielt schon bei Nummer 550. Doch der Porsche-Code änderte sich beim Nachfolger des 356.
Ursprung der folgenden Änderung war übrigens Volkswagen. Porsche hatte bereits weitere Kooperationen mit den Wolfsburgern im Sinn und wollte eine Typbezeichnung wählen, die mit Volkswagens internen Codes kompatibel ist. Bei der heutigen Konzernmutter waren die 900er Zahlen noch frei.
Den Porsche-Code, wie wir ihn heute kennen, verdanken wir Peugeot
In Zuffenhausen war eigentlich vorgesehen, den 356 Nachfolger als Porsche 901 mit Sechszylindermotor an den Markt zu bringen. Später sollte der von vier Zylindern befeuerte 902 folgen. 1963 wurde der Neue auf der IAA in Frankfurt präsentiert und kam gut an. Die Produktion für die Kundenfahrzeuge lief kurz darauf an.
Da meldete sich allerdings die Rechtsabteilung von Peugeot. Seit 1929 hatten die Franzosen Ziffernfolgen mit einer 0 in der Mitte für ihre Fahrzeuge verwandt und somit in Frankreich einen rechtlichen Schutz dieser Nummern. Die Stuttgarter waren wieder mal pragmatisch und änderten die Bezeichnung in Porsche 911. Warum? Die Ziffer 1 für Prospekte und Typenzeichen musste nur verdoppelt werden. Der Rest ist Geschichte…
Irgendwann wurden auch die 900er Nummern knapp. Deshalb musste Porsche den Code erneut ein wenig anpassen.
Beim Porsche 911 wurde die interne Typennummer zunächst nicht verändert. Überarbeitungen wurden von den Ingenieuren intern mit A-, B-, C-Serie usw. bezeichnet. Bis zur ersten umfangreicheren Überarbeitung, die 1973 im landläufig als G-Modell bezeichneten 911 mündete. Besondere Modelle innerhalb der Baureihe behielten jedoch auch weiterhin eigenständige Nummern. Prominentes Beispiel an dieser Stelle: Der Porsche 930, oder auch 911 Turbo.
914, 924, 928, 944, 964, 968… Der Porsche-Code macht einfache Zahlen zu Synonymen für Fahrspaß
Es folgten viele weitere Modelle in der 900er Nomenklatur. Mit dem 914 ein leichter Mittelmotorsportler, 924 und 928 als Transaxle-Modelle mit Vier- bzw. Achtzylindermotor. Die dreistellige Typenbezeichnung mit der 9 am Anfang galt mittlerweile als klassisches Porsche-Markenzeichen. Wer heute von 964 oder 928 liest, der verbindet damit sofort Sportwagen aus Zuffenhausen.
Mit Einführung des Porsche 964 veränderte sich der Porsche-Code nachhaltig
Der 1988 vorgestellte, komplett neu entwickelte Porsche 911 erhielt die interne Bezeichnung 964. Damit wurde eine drastische Änderung des Porsche-Codes eingeleitet. Auf den 964 folgte 1993 der intern 993 bezeichnete Elfer, auch der 968 kam hinzu.
Mitte der 90er dann der erste Porsche Boxster vom Typ 986 und der wassergekühlte 996. Nach 997 und 991 wird der aktuellste Porsche 911 intern als 992 bezeichnet. So gesehen wird die Tradition der dreistelligen Typbezeichnungen fortgeführt, wenn auch weniger stringent als noch vor 60 Jahren. Während Porsche Sportwagen heutzutage Zahlen im Modellnamen tragen, erhalten die Viertürer tatsächlich Namen.
© Selected Car Investment & House of Cars Belgium
Um diesem Credo gerecht zu werden, ergänzte Porsche in Anlehnung an den historischen Bergrennwagen 718K die Bezeichnung des Boxster und Caymans um die 718. Die viertürigen Modelle erhalten keine Zahlen in den offiziellen Bezeichnungen und nur intern noch Nummern. Stand 2020 gibt es also den 718 Boxster/Cayman (intern 982) sowie den Porsche 911 vom Typ 992 als Porsche Sportwagen.
© Oliver Neumann SportClassics
Porsche-Code für aktuelle Modelle
- Boxster: Seit 1993 verwendeter Kunstname aus Boxer(-motor) und Roadster
- Carrera: Ursprünglich war „Carrera“ der Name des 1953 von Dr. Ernst Fuhrmann konstruierte Viernockenwellen-Motors Typ 547. Später nutzte Porsche diesen Zusatz für die stärksten Motorvarianten, etwa den 356 A 1500 GS Carrera oder den 911 Carrera RS 2.7. Für die 911-Modellreihe hat sich Carrera jedoch beinahe als Synonym eingebürgert. Der Name stammt von der Carrera Panamericana, einem mexikanischen Langstreckenrennen, bei dem Porsche mit dem 550 Spyder große Erfolge verbuchte.
- E-Hybrid: Außer dem Verbrennungsmotor haben die E-Hybrid-Modelle einen Elektromotor an Bord, der für mehr Schub bei gleichzeitig geringerem CO2-Ausstoß sorgt.
- Executive: Die Executive-Modelle des Panamera haben eine um 15 cm verlängerte Karosserie, die vor allem den hinten sitzenden Passagieren zugutekommt.
- GT2: Sehr sportliche Modelle mit Turbomotor und Heckantrieb aus der Porsche GT Abteilung.
- GT3: Mit Hochdrehzahlmotoren ausgestattete, extrem sportlich ausgelegte Fahrzeuge aus der GT Abteilung. Oft als Homologationsmodelle für Renneinsätze genutzt.
- GTS: GTS bedeutet Gran Turismo Sport und ist ursprünglich eine Homologationsbezeichnung aus dem Motorsport. Der 904 Carrera GTS erhielt den Beinamen erstmals 1963. 1991 nahm der 928 GTS die Tradition wieder auf. Aktuell bezeichnet der Namenszusatz GTS besonders sportliche und exklusive Modelle einer Porsche-Baureihe.
- R: Ursprünglich „Racing“ als Beiname des historischen Homologations-Fahrzeugs 911 R. Heute für puristische Straßenwagen genutzt.
- RS: Der RS (steht für RennSport) ist ein von der Rennversion abgeleitetes und mit Straßenzulassung versehenes Modell. Die Bezeichnung wird aber auch für besonders sportliche Modelle verwendet, z.B. den 911 RS America.
- RSR: Der RennSport Rennwagen (RSR) ist die reine Wettkampfversion ohne Straßenzulassung.
- S: S für „Super“ oder „Sport“: Eine stärker motorisierte Version. Heute steht das S einheitlich für „Sport“ und beinhaltet neben dem extra sportlicheren Triebwerk zusätzlich Verbesserungen bei der Ausstattung im Vergleich zum Grundmodell.
- Speedster: Bei den Speedster-Modellen ist die Windschutzscheibe im Vergleich zum Basismodell deutlich niedriger, was dem Wagen eine schnittigere Silhouette verleiht. Auf Komfort bei der Ausstattung muss der Fahrer dafür verzichten.
- Spyder: Die Bezeichnung stammt ursprünglich aus dem Kutschenbau für leichte, offene Kutschen für zwei Personen. Analog zum Begriff Roadster werden bei Porsche offene Mittelmotorsportwagen als Spyder bezeichnet. Mit dem 550 Spyder von 1953 hat der 918 bereits einen legendären Vorläufer.
- T: Zwar war er auch als Targa-Ausführung erhältlich, doch stand das T beim 1967er 911 T für „Touring“ – und somit für eine schwächer motorisierte, günstigere Einstiegsversion des Klassikers. Beim 991 feierte das T eine Renaissance mit dem Carrera T. Ein mehr auf Fahrspaß orientiertes, leicht abgespecktes Modell des 911 Carrera.
- Targa: Der 911 Targa ist eine offene Version des 911, die sich durch ihren markanten Überrollbügel und einen festen Dachteil auszeichnet. Der Name stammt von dem legendären sizilianischen Straßenrennen Targa Florio und bedeutet auf Deutsch „Schild.“
- Turbo: Diese Modelle besitzen einen Motor mit Abgas-Turbolader, der eine gewaltige Leistungssteigerung bringt. Seit 2015 besitzen alle Porsche-Modelle einen Abgas-Turbolader.
- 4: Modelle mit Allradantrieb
Historische Modelle
- CS bzw. Clubsport: Die ab 1992 erhältliche ClubSport-Version (CS) des 968 wurde – bei gleicher Motorisierung – im Vergleich zur Basisversion sportlich entschlackt: Ohne Fensterheber, Rückbank und Klimaanlage war er zwar weniger komfortabel, aber deutlich leichter und somit schneller als der 968.
- GT: Ähnlich wie GTS bezeichnet der Zusatz Gran Turismo (GT) eine sportlichere Version des Basismodells; Ursprung der Bezeichnung ist der Motorsport, da Fahrzeuge für die GT-Klasse homologiert werden konnten. Erstmals 1955 beim 356 A 1500 GS Carrera GT verwendet, griff Porsche die Bezeichnung 1989 für den 928 GT wieder auf.
- GT-Cup: Seriennahe Rennversionen ohne Straßenzulassung, beispielsweise beim Porsche Carrera Cup eingesetzt.
- L: L wie “Luxus”: Die dritte Version des Ur-911er erhielt 1967 diesen Zusatz.
- LWB/SWB: LWB steht für long wheelbase, SWB für short wheelbase. Von 1964 bis 1968 wurde der 911 mit kurzem Radstand (SWB) gebaut, Modelljahr 1969 bis zur Einführung des G-Modells dann mit langem Radstand (LWB).
- MFI: Dabei handelt es sich um die Abkürzung für „mechanical fuel injection“, also die mechanische Einspritzanlage von Bosch.
- Pre-A: Von 1948 bis 1955 prodziertes Urmodell des Porsche 356.
- R: R wie „Racing“, Beiname des für Motorsport, Rally und Rekordfahrten entwickelten Porsche 911 R von 1967.
- SC: Im Modelljahr 1964 eingeführt, sollte der 95 PS starke 356 SC (Super C) das Ende der Baureihe markieren. Analog dazu wurde 1977 der 911 SC (Super Carrera) vorgestellt, der zunächst ebenfalls als letzter Elfer vorgesehen war. Mit dem 911 Carrera 3.2 fand die Baureihe jedoch ihre Fortsetzung.
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