Das diesjährige Finale von DTM (Deutsche Tourenwagen-Masters) und Porsche Carrera Cup Benelux fand am badischen Hockenheimring statt. Auf Einladung unserer Partner vom Porsche Zentrum Eindhoven durften wir uns hineinstürzen ins Fahrerlager und erlebten hautnah, was Motorsport wirklich bedeutet. Wir nehmen euch mit auf die Reise durch das Paddock und das Rahmenprogramm rund um die Deutsche Tourenwagen Masters.
Begrüßung um 9 Uhr durch Porsche 992 GT3 Cup Sound vom Feinsten
Wir waren beim DTM Saisonfinale am Hockenheimring live dabei. Dort gastierte auch der Porsche Carrera Cup Benelux.
Am Samstagmorgen passierten wir den Haupteingang des Hockenheimrings und wurden begrüßt von einem klanglichen Inferno, das jedem Porschefan die Nackenhaare aufstellt. Denn im Rahmenprogramm der Deutschen Tourenwagen-Masters gastierte der Porsche Carrera Cup Benelux in Hockenheim. Um 9 Uhr eröffneten die Porsche 911 GT3 Cup, 22 an der Zahl, den Reigen mit der Qualifikation zu Rennen 1. Glaubt mir, der Soundtrack dieser 510 PS-Raketen ist zum Niederknien. Allein beim Schreiben dieser Zeilen bekomme ich Gänsehaut…
Der Porsche Carrera Cup Benelux fährt in insgesamt drei Klassen. Neben den absoluten Profis, die in der Pro-Klasse antreten, gibt es noch die Pro-Am- und die Am-Klasse. Die Pro-Am-Klasse setzt sich aus den schnellsten Gentlemen-Fahrern mit Motorsporthintergrund zusammen, während die Am-Klasse den Gentlemen-Fahrern ohne Motorsporthintergrund und Novizen vorbehalten bleibt. Die Am-Klasse ist dabei die einzige, die mit aktiviertem ABS fährt. Andere Fahrhilfen gibt es im Carrera Cup nicht.
Der Porsche Carrera Cup Benelux bietet puristischen Motorsport. Alle fahren das gleiche Material, die Klassen sind nach Profis, Halbprofis und Amateuren aufgeteilt. Einzige Fahrhilfe ist das ABS für die Am-Klasse. Alle anderen müssen ohne auskommen.
Porsche ist seit 2022 erstmals in der DTM vertreten
Zur Saison 2021 änderte die DTM ihr Gesicht. Seitdem hat die DTM Fahrzeuge nach GT3-Reglement vorgeschrieben. Das öffnete Tür und Tor für zahlreiche Hersteller. Statt zwei Herstellern 2020 waren 2021 fünf, 2022 sogar sechs Autobauer mit dabei. 2022 erstmals unter den Teilnehmern: Porsche. Neben dem Porsche 911 GT3 R sind außerdem Fahrzeuge von Audi, BMW, Ferrari, Mercedes-AMG und Lamborghini vertreten.
Diese Markenvielfalt machte auch den Soundtrack des anschließenden DTM-Qualifikationstrainings zu einem besonderen Erlebnis. Vom Porsche Sechszylinderboxer gibt es über BMW-Reihensechszylinder, Mercedes- und Ferrari-Achtzylinder bis hin zum Zehnzylinder von Audi und Lamborghini ein breites Klangspektrum. Auch wie unterschiedlich sich die Fahrzeuge sich auf der Strecke bewegen, war deutlich von der Tribüne erkennbar.
Zum Finale der DTM war bereits beim ersten Rennen am Samstag Einiges los am Hockenheimring.
Durch die sogenannte Balance of Performance, ein System zur Leistungsanpassung der Fahrzeuge über Strafgerichte und Restriktoren im Ansaugtrakt, ist das Fahrerfeld zudem sehr eng beisammen. Am Ende des nach der Carrera Cup Qualifikation folgenden Zeittrainings der DTM waren 25 von 27 Fahrern durch gerade mal neun Zehntelsekunden getrennt. So enge Zeitabstände sind immer auch ein Beleg für die Qualität eines Fahrerfelds. Nicht zu Unrecht zählt die DTM also zu den stärksten GT3-Meisterschaften weltweit.
Schon im ersten Jahr zählte der KÜS Team Bernhard Porsche zu den Titelanwärtern
In den Händen des Österreichers Thomas Preining entfaltete der Porsche 911 GT3 R aus dem KÜS Team Bernhard des dreifachen Le-Mans-Siegers Timo Bernhard sein volles Potenzial. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten zu Saisonbeginn mit vier Ausfällen in sechs Läufen war Preining regelmäßiger Gast im Vorderfeld. Durch Siege am Norisring und Red-Bull-Ring kam er sogar mit Außenseiterchancen auf den Titel zum Finale nach Hockenheim. Auch Dennis Olsen im SSR-Porsche konnte in Spa einen Laufsieg für den 911 sichern.
Leider ging für Bernhards Mannschaft alles schief, was schiefgehen konnte. Thomas Preining schlug nach einer Kollision mit David Schumachers Mercedes heftig in die Leitplanke ein. Während der Fahrer unverletzt blieb, war das Chassis nicht mehr zu retten. Preining konnte auch Sonntag keine Punkte mehr sammeln. Noch schlimmer erwischte es den SSR Porsche von Olsen. Vor der Osttribüne schlug der Wagen so heftig in die Streckenbegrenzung, dass das Chassis und der Motor seines Porsche 911 GT3 R getrennt voneinander zum Stehen kamen.
Der Porsche 911 GT3 R vom KÜS Team Bernhard war bis zum Saisonfinale ein Anwärter auf die Meisterschaft. Leider wurde Thomas Preining nur wenige Minuten nach dieser Fotoaufnahme in einen schweren Unfall verwickelt. Dabei wurde das Chassis des Porsche so schwer beschädigt, dass er nicht nur Samstag leer ausging, sondern beim zweiten Rennen am Sonntag gar nicht mehr an den Start gehen konnte. Herzlichen Dank an dieser Stelle an das GRT Grasser Racing Team, welches uns den Gridwalk in der DTM ermöglichte.
Den Meistertitel holte sich am Sonntag Sheldon van der Linde im BMW, vor Lucas Auer auf Mercedes-AMG, Audi-Altmeister Rene Rast und Lamborghini-Star Mirko Bortolotti. Thomas Preining und KÜS Team Bernhard mussten sich also mit Gesamtrang fünf begnügen. Für eine Debütsaison in der DTM jedoch trotzdem aller Ehren wert.
Das Rahmenprogramm mit dem Porsche Carrera Cup Benelux ist fantastisch
Für Porsche-Fans war in Hockenheim also einiges geboten. Der Porsche Carrera Cup Benelux war dabei sicherlich das absolute Highlight des DTM-Rahmenprogramms. Die Serie gastiert wechselnd bei der DTM, der ADAC GT-Masters, der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft und der European Le Mans Series. Sie bietet echten, fairen Motorsport ohne viele Fahrhilfen. Dass sich dabei Profis, Amateure und Rennsport-Neulinge auf einer Strecke messen, macht es umso packender.
Doch auch darüber hinaus gibt es mit der DTM Trophy, einer GT4 Nachwuchsklasse, dem BMW M2-Markenpokal und der DTM Classic mit historischen Fahrzeugen eine Menge für die Fans zu sehen. Die Rennaction ist dabei über alle Klassen hinweg auf tollem Niveau, das Event selbst hervorragend organisiert. Lange Warteschlangen suchte man vergeblich.
Bei der DTM gibt es noch Motorsport zum Anfassen
Die Teams im Porsche Carrera Cup Benelux glänzten mit penibel vorbereiteten Porsche 911 GT3 Cup. Rechts Timo Bernhards Meisterschaftsauto aus dem Porsche Carrera Cup Deutschland 2001.
Anders als in vielen anderen Motorsportklassen können Zuschauer bei der DTM Paddock-Karten für schmales Geld einfach kaufen. Trotzdem ist es im Fahrerlager nicht überlaufen, sondern absolut entspannt. Als Fan kann man sich völlig frei bewegen und überall Fotos machen, mit Fahrern und Mechanikern ins Gespräch kommen. Hier gibt es noch Motorsport zum Anfassen – Fahrerlagerromantik.
Es ist außerdem sehr beeindruckend, wie viel Detailarbeit selbst die vermeintlich kleineren Teams in die Rennfahrzeuge investieren. Dadurch, dass zum Beispiel im Carrera Cup gar keine Absperrungen vor den Teamzelten standen, konnte ich den Mechanikern live bei der Arbeit zusehen. Selbst bei den kleinsten Teams aus der DTM Classic war alles penibel aufgebaut, die Zelte hochprofessionell ausgestattet.
So nah kommt man sonst selten an echte Rennfahrzeuge, wie hier beim Porsche Carrera Cup Benelux im Rahmenprogramm der DTM.
Das absolute Highlight für Porsche-Enthusiasten: Grid-Walk im Porsche Carrera Cup
Vor dem ersten Lauf zum Saisonfinale des Porsche Carrera Cup Benelux ging ein Kindheitstraum in Erfüllung: der Grid-Walk stand an. Sich durch elf Startreihen zu bahnen, alle gefüllt Porsche 911 GT3 Cup, ist extrem besonders. Bei absolut goldenem Herbstwetter war das gesamte Grid kurz vor Sonnenuntergang in malerisches Licht gehüllt. Ein Anblick, den ich sicher nicht so schnell vergessen werde. Doch seht selbst.
Ein Anblick, den man nicht so schnell vergisst: Das 22-köpfige Starterfeld des Porsche Carrera Cup Benelux beim vorletzten Lauf der Saison 2022 in Hockenheim.
Herzlichen Dank an unsere Partner aus dem Porsche Zentrum Eindhoven. Der Porsche Carrera Cup Benelux und auch die DTM werde ich sicher erneut besuchen. Das Gleiche empfehle ich jedem Autoliebhaber, egal ob motorsportbegeistert oder nicht. Die Emotionen der Podiumsplatzierten, der Geruch von Champagner nach der Siegerehrung, die Aufregung beim Rennstart – all das macht den Besuch eines Rennwochenendes zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Den Meistertitel errang der 21-jährige Brite Harry King mit einem ungefährdeten Doppelsieg am Hockenheimring. Gratulation! Übrigens auch herzlichen Glückwunsch an Ad Geerts, hauptberuflich Leiter des PZ Eindhoven, der sich am Ende in beiden Rennen Gesamtrang 20 sichern konnte. Chapeau!
Ad Geerts sicherte sich im Porsche 911 GT3 Cup mit Startnummer 911 am Ende der Saison Rang 8 in der Amateurwertung des Porsche Carrera Cup Benelux.