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Mit zwei 997 GT3 RS durch die USA – Ortrun & Christian Hartinger

16.02.2024 Von Richard Lindhorst
Mit zwei 997 GT3 RS durch die USA – Ortrun & Christian Hartinger

Der Porsche 911 GT3 RS gilt gemeinhin als schärfste Klinge der gesamten Porsche-Modellpalette. Vermutlich kommt er nur sehr wenigen Menschen als erste Wahl für einen Roadtrip quer durch die USA in den Sinn. Für Christian Hartinger und seine Frau Ortrun war er hingegen die einzige Wahl. Die beiden lieben den Porsche 997.2 GT3 RS so sehr, dass beide ihren eigenen haben. In einem sehr interessanten Gespräch verriet mir Christian, wie sie auf die Idee kamen, mit ihren GT3 RS Twins, wie sie ihre Autos nennen, die USA bereisen zu wollen.

Was müssen unsere User über dich wissen, lieber Christian Hartinger? Stell dich bitte kurz vor!

Ich bin Jahrgang 1967, geboren in der Oberpfalz. 1991 schloss ich mein Architekturstudium ab und ging in den Osten der noch jungen Bundesrepublik. Dort lernte ich 2010 bei einem Porsche-Club-Treffen meine heutige Frau Ortrun kennen. Ich weiß es noch genau. Damals machte die Runde, dass eine Frau zum Treffen kommt, die zwei Porsche fährt. Heute leben wir mit unseren Zwillingen, dem blauen und dem weißen 997 GT3 RS zusammen. (lacht)

Ich hatte 2022 die Idee, mich einmal im Monat ins Carrera Café des Porsche Werk Leipzig zu setzen und unabhängig vom Clubleben, mit jedem Porsche Fahrer, der vorbeischaut, einen Kaffee zu trinken und zu plaudern. Daraus ist der carreratreff.de entstanden. Mittlerweile eine feste Größe für aktive und fahrende Porsche Fahrer in der Region.

Wie seid ihr beide zu Autofreaks geworden? Wo und wie hat alles angefangen?

Ortruns Geschichte fing in der DDR an. Sie ist dort geboren und aufgewachsen. Im Sandkasten an einem Spielplatz hat sie mal ein Matchbox-Auto gefunden. Es war ein Auto, dass sie noch nie gesehen hatte. Es gefiel ihr, sie nahm es mit. Dann fragte sie ihre Mutter, was das für ein Auto ist. Sie sagte zu ihr, dass es ein Porsche ist, aber sie so ein Auto niemals fahren können wird. Das wäre in der DDR vermutlich auch unmöglich geblieben. Doch Ortrun sagte nur: „Das gefällt mir, das fahr ich mal“.

Sie wollte eigentlich Medizin studieren, doch das blieb ihr durch die Politik verwehrt. Stattdessen wurde es Pharmazie. Nach der politischen Wende machte sie sich als Apothekerin selbstständig und zu Beginn der 2000er erfüllte sie sich ihren Traum. Ihr erster Porsche wurde ein schwarzer 996 Carrera 4S. Seitdem fuhr sie unter anderem einen 997 Turbo und jetzt eben auch einen 997.2 GT3 RS.

Christian Hartinger Porsche 997 GT3 RS Twins
Nachdem Christian Hartinger nicht dauernd Beifahrer im eigenen RS sein wollte, kaufte sich Frau Ortrun kurzerhand ihren eigenen. © Christian Hartinger

Bei mir waren es die Spielkarten. Im Autoquartett war der Porsche 930 Turbo immer schnellster, immer bester. Da war wohl vorprogrammiert, dass ich sowas auch irgendwann brauche. Aber Ich bin in der Nähe von Regensburg groß geworden. Durch Walter Röhrl und seine Erfolge in der Rally-WM war ich totaler Audifan.

Wie hast du die Kurve wieder gekriegt?

Das fing 2001 so richtig an. Da habe ich mich besonnen und mich mit dem Gedanken befasst, meinen ersten Porsche zu kaufen. Ein paar Jahre später wollte ich dann einen Porsche 996 kaufen. Ich ging ins Porsche Zentrum mit zittrigen Knien. Rausgegangen bin ich mit einem unterschriebenen Vertrag für einen 997. Es war einer der ersten ausgelieferten Porsche 997 Carrera 2. Da war dann spätestens klar, es gibt nichts anderes mehr.

Wenige Monate später musste ich zum Wechsel auf Winterreifen wiederkommen. Ich bekam einen 997 Carrera S als Leihwagen und es war klar, dass ich wieder einen neuen Porsche brauchte. Also kam ein paar Jahre später – natürlich – ein Porsche 997 Carrera S.

Heute fahrt ihr beide Porsche 997 GT3 RS. Wie kam es zu dieser Konstellation?

Das fing ungefähr 2010 an, als wir unsere Hochzeit vorbereiteten. Ortrun kam zu mir und sagte, es wäre mal Zeit für ein richtiges Auto. Im Porsche Zentrum Stuttgart haben wir einen 997 GT3 RS gesehen und es war um uns geschehen. Wenn du den Wagen anmachst, schüttelt’s sich. Im RS passte für mich alles. Reingesetzt, angekommen, meiner. 2012 kaufte ich dann den Weißen und er wurde unser Hochzeitsauto.

Meine Frau wollte dann immer wieder auch den GT3 RS fahren. Aber ich wollte nicht immer teilen. Deshalb sagte sie irgendwann ganz trotzig: „Dann kauf ich mir halt einen eigenen“. 2014 schickte ich ihr dann den Link zum Blauen per Mail. Ihre Antwort war sehr trocken. Sie schrieb nur einen Satz zurück. „Ich hab mich neu verliebt“. Sie kaufte sich ihren eigenen RS und seitdem ist unsere kleine Familie komplett. Selbst wenn jemand achtstellige Beträge auf den Tisch legt, diese Autos geben wir nicht mehr her.

Woher kam die Idee zu eurem unglaublichen Amerika-Trip mit den RS-Twins?

Hier kommt mein Freund Erwin Pfeiffer ins Spiel. Er ist im Vorstand des Porsche Club Deutschland und zuständig für Touren, Events und vieles mehr. Er brachte uns auf die Idee, mit unseren Autos die Porsche Parade des Porsche Club of America (PCA) zu besuchen. Das ist für die amerikanischen Clubmitglieder DAS Jahreshighlight mit etwa 1.500 Porsche Fahrzeugen. Bei dem Aufwand, der dahinter steckt, sein Auto überhaupt nach Amerika zu verschiffen wurde aber schnell klar, dass wir sehr viel mehr Zeit einplanen sollten, als nur ein paar Wochen.

Zwar erreichten sie beim ersten Trip in die USA nicht alle geplanten Ziele, doch Sehnsuchtsorte wie den Arches Park oder Lake Powell wurden nachgeholt. © Christian Hartinger

Wie sah die Planung für die Reise konkret aus? Was wolltet ihr sehen?

Aus der Idee „nur“ die Porsche Parade zu besuchen, wurde immer mehr. So planten wir einen Abstecher zur Werks Reunion Amelia Island 2020. Auch die Werks Reunion in Monterey wollte wir sehen. Wir sind die Reiseplanung ganz anders angegangen als es reguläre Touristen machen würden. Die klassischen Touri-Spots und Nationalparks ließen wir ganz bewusst aus. Stattdessen war das Ziel alle Porsche Events einzuplanen, die wir finden. Ich habe uns überall angemeldet. Geplant war maximal ein Jahr. Denn länger bekommen die Autos kein „Visum“ für die USA.

Über 18.000 Meilen betrug die geplante Route der Twins.

Es ging also über den großen Teich. Ende Februar 2020 starteten wir unsere GT3-RS-Twin-Tours in Miami. Das erste große Ziel war also die Werks Reunion am 6. März 2020. Das Programm versprach 600 Porsche! Bevor wir ankamen, hatten wir schon einige tausend Meilen gefahren. Mir war klar, dass wir damit keinen Preis beim Concours gewinnen würden. Aber auf den Preis für die längste Anreise hatten wir ein Auge geworfen. Das Event war so verrückt. Ein 911 GT3 RS ist für sich genommen schon etwas Besonderes. Stell zwei davon mit deutschen Kennzeichen zur Werks Reunion und du kommst von deinen eigenen Autos nicht mehr weg.

Wir haben höchstens 30 andere Autos bei dem Event gesehen. Wir kamen kaum von unseren Autos weg. Irgendwoher kannten uns alle möglichen Leute und wollten mit uns reden. Es war unglaublich. Irgendwann hieß es, wir sollten zur Bühne kommen, weil wir einen Preis gewonnen hatten. Zu unserer großen Überraschung aber nicht für die weiteste Anreise. Zum ersten Mal überhaupt wurde in der Kategorie „Best Story“ der Preis an zwei Autos vergeben. Wir waren völlig baff.

Danach lief es nicht mehr ganz so rund weiter… Welche Probleme kamen auf euch zu?

Wir hatten für kurz nach der Werks Reunion Rückflüge nach Deutschland gebucht. Dadurch, dass wir nur unterwegs waren, hatten wir von Covid gar nicht wirklich etwas mitbekommen. Wir machten uns auf den Weg zum Flughafen Atlanta. Der ganze Flughafen war leer! Beim Check-In dachte ich, es gab einen Atomschlag!

Beim Check-In dachte ich, es gab einen Atomschlag!

Christian Hartinger

Danach fing eine ziemlich schwierige Zeit an. Denn wir kamen zwar zurück nach Deutschland, aber nicht wieder zurück in die USA! Es dauerte einige Monate, eh die Grenzen wieder geöffnet wurden. Aber wir mussten sehr kreativ werden. Denn es hieß: Du kannst nur dann in die USA einreisen, wenn du in den zwei Wochen vorher nicht in Europa warst. Anders ging es auch nicht mit anschließender Quarantäne oder ähnlichem. No Way!

Was war die Lösung?

Wir machten uns auf die Suche nach einem Land, in das wir als Europäer ohne Quarantäne einreisen konnten und von dem aus wir in die USA weiterreisen konnten. Die erste Idee war Burkina Faso, aber das war nicht möglich. Es stellte sich heraus, dass Costa Rica das einzige Land war, das uns die USA-Einreise im Anschluss ohne Quarantäne möglich machte. Da waren wir 2012 schon mal für unsere Hochzeitsreise, also war es naheliegend.

Daher entschieden wir uns, unsere Hochzeitsreise zu wiederholen, um die Autos schnellstmöglich wiederzusehen. Am zweiten Weihnachtstag 2020 flogen wir nach Costa Rica, in das gleiche Hotel wie in unseren Flitterwochen. Silvester war schon ein sehr komisches Gefühl. Wir waren im Warmen, genossen den Ausblick und in Deutschland ging nichts.

Wohin ging es weiter? Und war da nicht noch etwas mit den Auto-Visa?

Ja, die Auto-Visa waren tatsächlich ein Problem. Eigentlich hätten die Autos im Februar 2021 wieder zurück nach Deutschland gemusst. Aber durch einen Kontakt in den USA bekamen wir den Tipp, dass man unter bestimmten Voraussetzungen eine zehnmonatige Verlängerung erwirken kann. Dabei halfen unsere Freunde und wir gewannen nochmal viel Zeit.

Ganz oben auf der Liste stand für uns, Brenda und Ross Spence kennenzulernen. Die beiden haben eine tolle Geschichte von ihrer ersten gemeinsamen Fahrt in einem Porsche auf dem Tail of the Dragon gemacht. Das ist ein Teilstück des Highway 129 in North Carolina. Via Social Media nahm ich Kontakt auf. Wir schrieben ein wenig hin und her und die beiden luden uns zu sich ein. Ohne dass wir uns je vorher begegneten, fuhren wir direkt von Atlanta aus zu den beiden.

Ihr habt jetzt ein zweites Zuhause.

Wir kamen am Abend an, es war schon dunkel. Brenda und Ross empfingen uns wie Freunde, die sich ewig kannten. In der Küche stand auf einem Schild „Willkommen Twins“ und die beiden teilten ihr Zuhause mit uns. Am nächsten Morgen sind wir gemeinsam zum Tail of the Dragon gefahren. Bei der Verabschiedung von den beiden sagten sie zu uns: „Ihr habt jetzt ein zweites Zuhause. Wann immer ihr wiederkommt, seid ihr willkommen!“. Das war ein wahnsinnig tolles Erlebnis.

Auch 2023/2024 seid ihr ja wieder on Tour. Diesmal mit dem hellgrünen Speedster und dem weißen RS. Wie schlugen sich die Autos während der Reise? Es dürften ja einige Meilen zusammengekommen sein.

Du weißt schon, welche Marke wir fahren? (lacht) Beide Porsche fahren wie ein Uhrwerk. Außer der regulären Jahreswartung und einem Problem an der Lift-Achse war gar nichts. Beim Einlagern wurde mal ein Nagel in den Reifen gefahren. Ansonsten gehen die Autos genial. Mittlerweile sind es 70.000 Meilen beim Weißen und 40.000 Meilen beim Blauen. Unser hellgrüner Speedster, den wir 2020 bekommen haben, hat mittlerweile auch schon über 30.000 Meilen auf der Uhr.

Wir waren mit ihnen in der Rush Hour von Miami unterwegs, in der Wüste bei über 40°C, auf der Rennstrecke von Laguna Seca und sind sogar Walter Röhrl nachgeeifert und den Pike’s Peak hinaufgefahren. Die Motoren verbrauchen nicht mal Öl zwischen den Wechselintervallen!

Was würdest du Leuten empfehlen, die etwas Vergleichbares planen?

Es ist wichtig, sich jeden Tag ein ungefähres Ziel zu setzen. Man muss nicht alles bis ins letzte durchplanen. Zwischendurch bin ich sicher flexibler, aber du verlierst dich, wenn du dir keine Zwischenziele setzt.

Habt ihr noch weitere Ziele, die ihr mit den Twins bereisen wollt?

Nach 2020/2021 war für mich klar, dass die Autos nicht mehr dauerhaft zurück nach Deutschland kommen. Wir sind in der tollen Situation, dass wir – trotz Zeitverschiebung – viel unterwegs arbeiten können. Deshalb gibt es schon noch ein paar Träume. Wenn ich mal ganz verrückt denke, fallen mir da die Panamericana ein, die Alaska mit Feuerland verbindet. Oder die Targa Tasmania in Neuseeland. Der Weg ist das Ziel und die Reise ist noch nicht zu Ende. So viel kann ich versprechen.

Die Geschichte von Christian & Ortrun Hartinger mit ihren 997 GT3 RS Twins zeigt, wie viel Freude ein Porsche spenden kann, wenn man ihn in vollen Zügen in freier Wildbahn auskostet.

© Christian Hartinger

Über den Autor

Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.

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