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Amadeus Schwed restaurierte seinen Porsche 924 S auf eigene Faust

27.05.2024 Von Richard Lindhorst
Amadeus Schwed restaurierte seinen Porsche 924 S auf eigene Faust

Das erste eigene Auto ist wie die erste Liebe – beides vergisst man vermutlich nie. Amadeus Schwed treibt das Ganze jedoch auf die Spitze. Der jungen Maschinenbau-Ingenieur entschied sich für einen Porsche 924 S als erstes Auto und stürzte sich ganz bewusst in eine Restauration! So machte Amadeus Schwed sich ohne große vorangehende Schrauber-Erfahrung daran, sich sein erstes Auto nach seinen Wünschen wieder herzurichten, bevor er damit die ersten Abenteuer unternahm. Wieso die Wahl gerade auf einen Transaxle-Porsche fiel und wozu ihn die Restauration motiviert hat, erfahrt ihr in dieser Ausgabe des Elferspot Porsche-Talk!

Herzlich willkommen Amadeus Schwed! Was müssen unsere Leser über dich wissen?

Ich bin Jahrgang 1994 und habe Maschinenbau studiert. Nach einem spannenden Praktikum im Porsche Entwicklungszentrum Weissach hat es mich nicht zuletzt auch wegen Porsches historischer Verbindung zu dem Thema in den 90er Jahren in die Produktionsoptimierung verschlagen. Mittlerweile hat es mich zu ZEISS gezogen. Dort unterstütze ich in den verschiedensten Produktionen – von der Halbleitertechnologie über Brillen bis hin zu hochpräzisen Messgeräten. In meiner Freizeit fahre ich einen zermatt-silbernen Porsche 924 S, den ich mit viel Liebe selbst restauriert habe.

Wodurch wurdest du überhaupt zum Petrolhead?

In der Kindheit war das noch gar nicht wirklich absehbar. Ich hatte zwar ferngesteuerte Autos und die auch zerlegt, um zu sehen, was dahinter steckt, jedoch war das Thema Auto bei mir gar nicht so richtig auf dem Schirm. Mein Umfeld hat das Thema auch nicht gepusht. Zwar habe ich hier und da mit meinem Vater mal was selbst repariert, aber präsent wurde es für mich erst im Studium.

Der Hauptschuldige war mein Kommilitone Jonas. Er war sehr tief im Porsche-Thema und hat mich letztlich mit in den Bann gezogen. Durch ihn war ich sofort auch in Richtung der Transaxle gepolt. Wir hatten in der Nähe unserer Studentenwohnung einen Kiesplatzhändler und dort stand ein weißer Porsche 944/I in katastrophalem Zustand. Jonas sprach diesen immer wieder an, während ich mich anfangs gefragt habe, was er damit will. Aber jedes Mal, wenn wir dran vorbeigingen , war Jonas auf’s Neue begeistert.

Was hat euch daran gereizt?

Wir haben uns überlegt, was ein gerechter Preis wäre, um vielleicht durch das Ausschlachten und Verkaufen einiger Teile die Studentenkasse etwas aufzubessern – für eine ernsthafte Restauration eignete sich dieser nicht. Als wir nachfragten, wo der Preis liegt, wusste der Händler es gar nicht. Er sagte, er müsse nachfragen, weil er den Wagen im Auftrag verkaufen soll. Das muss 2013 oder 2014 gewesen sein. Transaxle waren damals preislich auf dem absoluten Tiefstand. Wir dachten, 500 bis 700 Euro wären angemessen. Zwei Tage nach unserer Anfrage war der Wagen jedoch plötzlich verschwunden…

Auf der weiteren Reise wurde ich zunächst Meister im Suchen statt Finden. Ich habe zwar alle Anzeigen durchforstet und studiert, aber nie eine Kaufentscheidung getroffen. Es fehlte einfach Platz zum Schrauben und nötiges Kleingeld. Als wir mal die Retro Classic besuchten, fand ich dann tatsächlich in der Nachbarstadt den weißen 944 wieder und rief sofort an, doch erreichte niemanden. Im Inserat stand, er würde nur auf drei Zylindern laufen und 2.000 Euro kosten. Er verschwand wieder, tauchte aber kurze Zeit später wieder auf. Schicksal? Diesmal wollte ich ihn wirklich kaufen, doch er war wieder zu schnell weg. Seitdem hatte sich die Spur verloren, aber ich war gefesselt.

Wann hast du letztlich gekauft?

Jonas und ich gingen 2018 beide für ein Praktikum zu Porsche, ich sogar ins Gehirn, dem Entwicklungszentrum Weissach. Ein extrem spannender und prägender Einblick in das Unternehmen und die Fahrzeuge. Teilweise konnte ich bereits damals Modelle sehen, die erst die letzten zwei Jahren veröffentlicht wurden. Als kurz darauf das Berufsleben anfing, verschwand das Thema Porsche wieder etwas aus dem Fokus. Doch Mitte 2020 packte mich erneut das Suchfieber. Mein Wunsch konkretisierte sich auf die perfekte Mischung zwischen dem Porsche 924 und dem Porsche 944 – Es sollte die Entwicklungsnummer 946 werden, auch als 924 S bekannt.

Wie es der Zufall wollte, fand ich 2021 im März tatsächlich das Unmögliche: ein 924 S, nicht am anderen Ende von Deutschland, sondern in der Nähe und sogar noch mit gültiger Hauptuntersuchung. Der Verkäufer war Fahrzeugtechnikstudent, hatte mehrere Transaxle und ganz wilde Projekte. Der 924 S war sein Daily Driver und sollte nun gehen, um Platz für etwas Neues zu schaffen. Wir einigten uns auf 3.900 Euro und ich kaufte ihn nach einer kurzen Feldweg-Probefahrt. Technisch lief er, nur optisch war er… spannend.

War der Porsche 924 S dein erstes Auto? Wie waren deine ersten Eindrücke?

Ja, das war er. Ich hatte den Gedanken irgendwann bei meiner ewigen Suche, dass mein erstes Auto ja ein Porsche sein könnte. Aber diese verrückte Idee hatte ich fast aufgegeben. Stattdessen war ich parallel, vernunftgetrieben, auch auf der Suche nach einem VW Golf IV. Aber dann kam es doch noch so und ich war stolz wie Bolle! Auch wenn viele Leute das Auto nicht richtig einordnen können. Ich habe so oft gehört, dass der Wagen ja einen Fünfzylindermotor von Audi haben soll und sowas…

Aber mich persönlich hat allein die Geschichte des Porsche 924 sofort in den Bann gezogen. Ursprünglich als Entwicklungsauftrag EA 425 für Volkswagen konstruiert, die Antriebstechnik mit Know-How von Mercedes, VW und Audi… Und durch die ausgewogene Gewichtsverteilung macht das Fahren so viel Spaß. Du kannst ohne viel Erfahrung schnell damit fahren. Du verstehst sofort, wie das Auto funktioniert und sich verhält. Auf Landstraßen im niedrigen Geschwindigkeitsbereich aber hohem Drehzahlbereich hast du irre Spaß.

Wusstest du damals schon, wie viel Arbeit auf dich zukommen sollte?

Da mein Freund Jonas sich damals einen Porsche 944 gekauft hatte, konnte ich die ein oder andere kommende Baustelle erahnen. Ich konnte seine „Odyssee“ mitverfolgen und mitschrauben. Allerdings durfte ich auch auf einem gemeinsamen Trip in die Dolomiten erleben, wie toll so ein Transaxle-Porsche fährt. Spätestens ab da war ich vollends angefixt. Schließlich bietet er nicht nur viel Fahrspaß, sondern ist sparsam im Verbrauch und hat auch extrem viel Stauraum.

Ich hatte keine Hebebühne, nur eine einfache Garage und einen Wagenheber, und habe einfach angefangen.

Amadeus Schwed

Meine Einstellung dazu war, dass ich lieber einen günstigen, „abgeranzten“ Wagen kaufe und alles neu mache, statt einen mit ungewissem Arbeitsaufwand zu kaufen, der mit seinem Äußeren blendet. Gleichzeitig wollte ich nie, dass dieses Projekt als Restaurationsaufgabe wieder im Netz landet. Ich hatte zu viele davon gesehen, als dass ich es dazu kommen lassen wollte. Aber da stand ich nun mal, ohne viel Erfahrung mit meinem eigenen Restaurationsobjekt.

Womit hast du angefangen?

Das Auto hatte zwar noch TÜV und fuhr geradeaus, aber sonst gab es ziemlich viele Baustellen. Der Tacho zeigte nichts an, die Handbremse ging nicht, das Fahrwerk und die Bremsen mussten neu… Also habe ich ihn erstmal fahrsicher gemacht. Das bedeutete den Austausch des Fahrwerks, neue Bremssättel, -scheiben und Beläge, Radlager sowie auch eine neue Kraftstoffpumpe, Filter und Antriebsachsen.

Woher nahmst du den Mut, direkt zum Einstieg in die Autowelt eine Porsche-Restauration anzugehen? Gab es auch Momente, in denen du gezweifelt hast?

Ich bin mit der Einstellung an die Sache herangegangen, mit Zeit und Logik schon alles hinzubekommen. Zwar studierte ich Maschinenbau, aber fahrzeugtechnische Expertise hatte ich nicht. Ich habe dann während der Restauration alles von Satteln über Elektrik bis hin zu Mechanik, Karosseriebau und Lackieren gelernt bzw. mir die Grundfertigkeiten angeeignet.

Ich bin mit der Einstellung an die Sache herangegangen, mit Zeit und Logik schon alles hinzubekommen.

Amadeus Schwed

Natürlich gab es einige heftige Sachen. Zumal ich außer Foren und Youtube keinerlei Informationsquellen hatte. In der Szene vernetzt war ich damals noch nicht. Das Targadach war eine dieser schwierigen Geschichten. Ein defektes Dach bedeutete damals gern mal einen wirtschaftlichen Totalschaden für diese Fahrzeuge, wenn es nicht abdichtet und es dann zu Rost kommt. Zum Glück war es dicht… Das Dach selbst liegt in einer Nut und diese war von allen Seiten mit Badezimmersilikon verklebt. Anfangs habe ich alles rausgeschnitten, was ging. Danach probierte ich alle möglichen Reiniger, Silikonentferner und Hausmittel, doch ich bekam das Dach nicht heraus.

Wie hast du es am Ende hinbekommen?

Ich entschied mich, stattdessen erstmal die Nähte des Lenkrads selbst zu reparieren. Mit im Reparatur-Kit war so eine geschwungene Nadel, mit der man den Bezug am Lenkrad vernäht. Nachdem das ganz gut lief, habe ich mit der besagten Nadel und dickem Garn versucht, das Dach wie eine alte Fensterscheibe herauszuschneiden. Und was soll ich sagen? Es hat geklappt! Zwar war das Satteln des Dachhimmels kein Spaß und auch die Teilesuche für den Hubdach-Antrieb eine Herausforderung, doch es hat sich gelohnt. Der Moment, als ich den Schalter betätigt habe und das Dach auf- und zuging, war eines der größten Erlebnisse bei der Restauration.

Eine mittelschwere Katastrophe war auch das Thema Reifen. Auf den originalen Design-90-Felgen ließ ich bei einem Reifenhändler neue Reifen aufziehen. Als ich die Räder für die Lackierung des Autos abbauen wollte, gingen sie nicht mehr runter! Die Radmuttern wurden so fest angezogen, dass sie sich auch mit 300nm nicht lösen ließen. Es sind alle 20 Radmuttern abgerissen und ich musste sie mühsam ausbohren bzw. fräsen. Leider sind dabei zwei Felgen kaputt gegangen… An Weihnachten konnte ich aber zufällig passende Gullydeckelfelgen von Fuchs für schmales Geld ersteigern.

Und was war die größte Herausforderung?

Der Austausch des Armaturenbretts war im Netz als zeitaufwendige Horrorgeschichte beschrieben, vor der ich wirklich Respekt hatte. Aber es war im Nachhinein gar nicht wild. Die Karosseriearbeiten waren letztlich das, wo alle sagten  „Das schaffst du nicht allein ohne auftrennen und schweißen“. Denn mein 924 S hatte auf einer Seite eine nicht sehr fachmännische Kotflügelverbreiterung. Niemand traute mir zu, das wieder zu richten. Ich habe mir ein Karosserie-Hammerset auf Amazon bestellt und bin mit Mut und Youtube-Tutorials an die Sache herangegangen. Am Ende habe ich das tatsächlich alles faltenfrei wieder zurückgearbeitet bekommen.

Wofür nutzt du deinen Porsche 924 S heute? Und was hast du in Zukunft damit vor?

Ich will fahren, Roadtrips machen, zu Events mit dem Auto… Die Liste an potenziellen Zielen ist lang. Italien und Spanien interessieren mich sehr, vielleicht auch mal eine kleine Rallye. Mein größtes Ziel mit dem Auto ist es, meinen Desktophintergrund mit meinem 924 nachzustellen. Dabei handelt es sich um ein Werbe-Foto eines roten Porsche 924 vor Le Mont-Saint-Michel direkt am Meer in Frankreich.

Generell merke ich, dass eine neue Generation Oldtimer-Enthusiasten entsteht, die nicht nur putzt, sondern auch nutzt.

Amadeus Schwed

Generell merke ich, dass eine neue Generation Oldtimer-Enthusiasten entsteht, die nicht nur putzt, sondern auch nutzt. Leute um die 20 bis 40 Jahre entdecken das Hobby neu für sich und kombinieren es mit Social Media. Diese „neue“ Community rund um die Marke finde ich sehr interessant. Die Passion lässt sich dadurch sozusagen neu erleben.

Es sind nicht mehr nur die vereinsorganisierten Treffen samstags auf dem Supermarkt-Parkplatz. Sondern man trifft sich zu Cars & Coffee, unternimmt Roadtrips und feiert gegenseitig die Erlebnisse und Geschichten rund um die Autos… Die Leidenschaft um diesen Lifestyle, das Hobby Oldtimer in einer bodenständigen Art und Weise, finde ich toll. Dies ist auch der Antrieb für meinen Roadtrip & Oldtimer-Podcast Grundehrlich – Sprachnotizen zum Runterschalten, in dem ich neben der Story über die 924 S-Restauration mich ebenfalls mit verschiedenen Leuten aus der Community unterhalte. 

Zum Abschluss noch die klassische Frage: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was wäre dein Traum-Porsche?

Da gibt es einige. Ein Porsche 930 Turbo wäre geil! Am liebsten außen in dunkelgrün und mit hellbeigem Interieur. Auch ein 996 Turbo wäre interessant. Am reizvollsten wäre für mich aber wieder das Untypische – ein Porsche 924 S mit dem 2,7 Liter Motor aus dem 944, also der „924 S2 Prototyp“. Darüber ranken sich unzählige Mythen und es gab wohl insgesamt 16 Stück. Dieser würde mich schon sehr interessieren. Vielleicht gibt es ja irgendwann wieder diesen einen Zufall.

Amadeus Schwed ist ein Meister im Suchen. Er hofft, irgendwann vielleicht einen Porsche 924 S2 Prototypen ausfindig zu machen. Wir drücken ihm fest die Daumen!

Falls ihr mehr über Amadeus Schwed und seine Restauration wissen wollt, folgt ihm auf Instagram und hört seinen Podcast „Grundehrlich – Sprachnotizen zum Runterschalten“

Über den Autor

Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.

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