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Klassentreffen 2024 – Porsche Benzingespräche mit Roland Kussmaul, Walter Röhrl & co im Schloss Hohenstein

13.03.2024 Von Richard Lindhorst
Klassentreffen 2024 – Porsche Benzingespräche mit Roland Kussmaul, Walter Röhrl & co im Schloss Hohenstein

Was kommt dabei heraus, wenn sich ein renommierter, gut vernetzter Journalist und Porsche-Fotograf mit einem aufstrebenden Künstler aus der Szene zusammentut und eine Kunstausstellung in einem 700 Jahre alten Schloss organisiert? Ein wunderbarer Rahmen für Gespräche rund um unser liebstes Hobby. Unter dem Titel „Klassentreffen 2024 – Porsche Benzingespräche“ kreierten Tobias Kindermann und Nikita Karagozov ihre ganz eigene Vision des Zusammenspiels von Kunst und Fotografie in historischen Gemäuern. Im Schloss Hohenstein bei Coburg bieten sie zur Zeit die einmalige Gelegenheit, über künstlerische, gleichzeitig historisch sauber aufbereitete Arbeiten tief in die Entwicklungsarbeit Porsches einzusteigen. Ihrer Einladung zum Klassentreffen folgen eine Vielzahl verdienter Mitarbeiter Porsches und berichten über ihre Zeit in Zuffenhausen und Weissach. Den Anfang machte kürzlich Roland Kussmaul. Wir durften für euch exklusiv mit dabei sein und einem der Väter der modernen RS-Modelle auf den Zahn fühlen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung „Klassentreffen 2024 – Porsche Benzingespräche“ waren einige hochkarätige Fahrzeuge vor Ort. Unter anderem der Entwicklungsprototyp des Porsche 964 Carrera RS, der vermutlich letzte Porsche 993 Cup und ein Porsche 911 S 2.5 mit dem Gerard Larousse 1972 den zweiten Rang bei der Rallye Monte Carlo erreichte. © Antje Hamann für das Kunstforum Schloss Hohenstein

Auf die Idee zum Porsche Klassentreffen kam Tobias Kindermann durch Ralph Veil von der Oskar-Hacker-Stiftung

Ende 2023 lernten sich Tobias Kindermann und Ralph Veil kennen. Der Rechtsanwalt ist Vorsitzender der Oskar-Hacker-Stiftung, die es sich zum Ziel gemacht hat, das Kulturdenkmal Schloss Hohenstein zu beleben, zu erhalten und zu fördern. Die beiden fanden schnell ein gemeinsames Thema. Es entstand die Idee, ein Kunst-Event rund um die legendäre Stuttgarter Sportwagenschmiede im Schloss Hohenstein zu organisieren. Den Stiftungsvorsitzenden Veil reizte der Kontrast zwischen den sehr intimen Ausstellungsräumen und dem sonst sehr technisch besetzten Thema.

Kunst lebt erst, wenn über sie gesprochen wird, wenn sie gesehen wird, wenn sie wahrgenommen wird, wenn Kommunikation stattfindet.

Ralph Veil, Vorsitzender der Oskar-Hacker-Stiftung

Tobias Kindermann und Nikita Karagozov organisierten das Klassentreffen in Rekordzeit

Um in weniger als drei Monaten eine Ausstellung zu planen und vorzubereiten, braucht es gute Partner. Deshalb tat sich Tobias Kindermann mit Nikita Karagozov, dem Gründer von Sechszylinder Art zusammen. Die beiden lernten sich im Rahmen einer Veranstaltung bei dp motorsport kennen. Gemeinsam zeigen die beiden mit Kunstdrucken und Fotografien kleine Ausschnitte aus Porsches traditionsreicher Geschichte. Vom Porsche 356 3000 RR (Röhrl Roadster) über luftgekühlte Elfermodelle führen die beiden hin zu den Entwicklungsprototypen des Porsche 964 Carrera RS und 996 GT3 RS. Diese historisch bedeutsamen Fahrzeuge befinden sich noch heute im Besitz von Roland Kussmaul, der maßgeblich an deren Entwicklung beteiligt war.

Wir finden, diese Passion, diese Leidenschaft, die Begeisterung, die Menschen dieser Marke entgegenbringen, kann man sich Zuhause auch mal an die Wand hängen.

Tobias Kindermann

Aus der Panzer-Entwicklung in den Rennsport – Roland Kussmauls Weg ist einmalig

Um dem Titel „Porsche Benzingespräche“ gerecht zu werden, lud Tobias Kindermann eben jenen Roland Kussmaul ein, die Benzingespräche mit seinen unzähligen Erfahrungen aus mehr als vier Jahrzehnten Porsche-Entwicklung zu bereichern. Der ließ es sich nicht nehmen, schon bei der Eröffnungsvernissage den geladenen Gästen bereitwillig ihre Fragen zu beantworten. Gepaart mit seiner ihm eigenen schwäbischen und teils schelmischen Art hingen ihm Jung und Alt sofort an den Lippen.

Im Benzingespräch zur offiziellen Eröffnung der Kunstausstellung ging Kussmaul im Interview auf einige Eckpfeiler seiner Karriere bei Porsche ein. Angefangen hatte dabei alles in der Panzer-Entwicklung für den Leopard. Kussmaul war dort zur Entwicklung und Konstruktion der Pedalerie eingesetzt. In seinen Berechnungen unterschätzte er, wie viel Kraft ein groß gewachsener Mann bei einer Panikbremsung auf das Bremspedal ausüben könnte.

Roland Kussmaul im Gespräch bei der Eröffnungsvernissage Klassentreffen 2024 - Porsche Benzingespräche
Als Roland Kussmaul (2. v. l.) anfing, über die Entwicklungsgeschichte des Porsche 964 Carrera RS zu referieren, hörten Autobegeisterte alle Altersgruppen andächtig zu. © Antje Hamann für das Kunstforum Schloss Hohenstein

Beim Start des Aggregats hatte ein Mitarbeiter nicht bedacht, dass der Leopard-Panzer auch mit eingelegtem Gang startet und sofort losfährt. Voller Panik stieg der Mitarbeiter auf die Bremse. Er entwickelte dabei so viel Druck, dass das Bremspedal nachgab und brach. „Er hat den Schlüssel rumgedreht und das Ding lief sofort weg. Es war dummerweise in Front vor dem Fahrzeug eine Backsteinmauer und da war nachher die Silhouette vom Panzer wunderbar drin“, erinnert sich Kussmaul schmunzelnd. Sein Chef sagte im Anschluss „Ich glaube du bist vielleicht besser aufgehoben, wenn du jetzt zu den Sportwagen gehst“. Eine folgenreiche Entscheidung für die Marke Porsche, wie sich später herausstellte.

Der bescheidene Maschinenbau-Ingenieur Roland Kussmaul wurde schnell zu Porsches Allzweckwaffe für Rallye-Einsätze

Peter Falk beorderte Kussmaul in die Fahrwerksentwicklung und -erprobung. Schnell stieg er auf und zeichnete mitverantwortlich für Porsches Rallye-Einsätze. Dass damals viel improvisiert wurde und die Entscheidungswege noch kurz waren, belegt Kussmauls Erzählung vom Zustandekommen des Dakar-Einsatzes auf Porsche 953/959. Rennfahrer Jacky Ickx traf im Aufzug eines Pariser Hotels Anfang 1984 auf einen Vorstand des amerikanischen Öl-Riesen Texaco. Es entwickelte sich ein kurzes Gespräch, das binnen weniger Monate einen Einsatz Porsches bei der Rallye Paris-Dakar zur Folge hatte.

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Denn eingangs fragte der Vorstand, ob Porsche nicht auch mal in Dakar antreten könnte. Ickx wiegelte seinerzeit ab. Schließlich hätte Porsche für so ein exotisches Event gar keine Mittel freigegeben. Doch die Antwort des Vorstands war trocken: „Ich hab dich nicht gefragt, ob ihr das zahlen könnt, sondern ob ihr das machen könnt!“

Ich hab dich nicht gefragt, ob ihr das zahlen könnt, sondern ob ihr das machen könnt!

Diese Frage eines Texaco-Vorstands an Jacky Ickx führte zu Porsches Dakar-Einsatz 1984 bis 1986

Kurzerhand sagte Texaco die Finanzierung in einer Größenordnung zwischen 1,2 bis 1,5 Millionen D-Mark zu. Jacky Ickx stellte Entwicklungsvorstand Helmuth Bott die Idee vor. Dieser rief kurzerhand Roland Kussmaul zum Gespräch dazu und fragte, ob er sich ein solches Projekt in leitender Funktion vorstellen könnte. „Ja, wenn man genug Zeit hat zum Lernen“, antwortete Kussmaul und wurde prompt unterbrochen. Bott gab die Order aus „Wenn wir da hingehen, dann wollen wir auch gewinnen!“. Bei dem Gespräch im Februar 1984 offenbarte Bott, dass man noch in diesem Jahr bei der Paris-Dakar antreten wolle.

Bei der Rallye Paris-Dakar fuhr Roland Kussmaul 1986 im Begleitfahrzeug auf eine Top-Platzierung

Kussmaul selbst, der auf keinerlei Allrad-Erfahrung zurückblicken konnte, sprach diesen Umstand bei Bott an. Der gab ihm kurzerhand die Schlüssel zu seinem Dienstwagen. Dessen 911 war mit einem Allradsystem aus dem Hause Audi ausgestattet. Er diente Roland Kussmaul fortan als Entwicklungsfahrzeug und ging nie wieder an seinen Chef zurück. Rückblickend sagt Kussmaul, dass trotz der Finanzierung von Texaco „mit sehr viel Liebe und mit Ehrgeiz daran gearbeitet“ werden musste. Mit den 1,2 bis 1,5 Millionen D-Mark musste das Projekt schließlich – inklusive Renneinsatz – über ganze drei Jahre finanziert werden. Im dritten Jahr erreichte Roland Kussmaul im Begleitfahrzeug, das vorrangig Ersatzteile für die Porsche 959 der beiden Gesamt-Ersatzplatzierten Rene Metge und Jacky Ickx transportierte, einen viel beachteten sechsten Gesamtrang.

Roland Kussmaul at the Paris Dakar Rally 1984 driving a Porsche 959
Roland Kussmaul am Steuer eines Porsche 959 bei der Rallye Paris-Dakar 1986. Das Auto war primär für den Transport von Ersatzteilen vorgesehen. Kussmaul beendete die Rallye auf einem beachtlichen sechsten Gesamtplatz. © Porsche

Selbst als Roland Kussmaul schon in Rente war, vertraute Porsche auf sein Urteil – ohne dessen Segen wäre der Porsche 911 R so nicht in Serie gekommen

Gegen Ende des knapp einstündigen Talks gab Kussmaul noch eine Anekdote zum Besten, die eindrucksvoll Porsches Wertschätzung gegenüber verdienten Mitarbeitern und deren Wichtigkeit für das Unternehmen belegt. Während seiner aktiven Zeit beharrte Kussmaul stets darauf, dass der Porsche 911 GT3 einen Heckflügel zur Verbesserung der Fahrstabilität benötige. Mehrere Jahre nach Renteneintritt erhielt Kussmaul einen Anruf aus Porsches Chefetage. Diese hätte nun ein Auto vor sich, das habe gar keinen Flügel und soll freigegeben werden. Es ging um den Porsche 911 R.

Ihr zwei, also Walter (Röhrl) und du, nehmt das Auto jetzt am Wochenende und am Montag rufst du mich an und sagst mir „das Auto ist okay“ oder „ist nicht okay“.

Der Vorstand wollte sich damit nochmal rückversichern und das neue Auto vom Duo Kussmaul/Röhrl absegnen lassen. Kussmaul fuhr früh morgens in Richtung Regensburg um Walter Röhrl abzuholen und war „fassungslos“. Auf der Autobahn durchlief der 911 R Prototyp Kussmauls übliches Testprogramm. „Ich konnte mit dem Auto tatsächlich bei 300 (km/h) Spurwechsel machen, dass die Reifen quietschen“, freute sich der Urvater der RS-Modelle. Auch Kollege Röhrl war vom Fahrverhalten des flügellosen Rennsport-Elfers beeindruckt. Die beiden hatten bei ihrer Tour durch den Bayrischen Wald reichlich Freude. Dementsprechend positiv fiel die Antwort an den Vorstand aus: „Am Montag hab‘ ich gesagt, das war das beste Auto was wir seit langem gefahren haben“, so Kussmaul. Und aus dem Porsche 911 R wurde längst eine neue Legende.

Die Arbeiten von Kindermann und Karagozov sind noch bis 31. März im Schloss Hohenstein ausgestellt. Am 17. März bereichern Hartmut Kristen und Walter Röhrl die Talk-Runde.

Bis Ende März gibt es noch die Möglichkeit, samstags von 11 bis 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr die Ausstellung von Tobias Kindermann und Nikita Karagozov im Schloss Hohenstein zu besichtigen. Am kommenden Sonntag, den 17. März werden neben Roland Kussmaul auch Porsches ehemaliger Motorsportchef Hartmut Kristen und Rally-Legende Walter Röhrl für Benzingespräche beim Klassentreffen 2024 bereitstehen. Wie auch das Benzingespräch mit Roland Kussmaul wird das Klassentreffen am 17. März ab 14:45 Uhr live auf Youtube gestreamt.

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Die Location ist wirklich faszinierend. Mir ist bewusst geworden, ich bin in einer Location die schon seit über 700 Jahren da ist. Was hier alles an Energie ist, an Kreativität. Das ist echt der Wahnsinn.

Nikita Karagozov über die besondere Stimmung auf Schloss Hohenstein

Für alle Porsche-Fans bietet sich damit die einmalige Gelegenheit, eine Reise durch vier Jahrzehnte Porsches-Geschichte zu unternehmen. Das historische Ambiente des jahrhundertealten Schlosses im Norden Bayerns bietet dabei nicht nur einen würdigen Rahmen für die Ausstellung selbst. Mit seiner spannenden Architektur und dem Schlosspark bietet es auch über die Ausstellung hinaus viel zu entdecken. Absolute Empfehlung!

Tobias Kindermann

Jahrgang 1966 und seit seiner Kindheit vom Thema Porsche begleitet. Schon als kleiner Junge nahm ihn sein Onkel oft in seinem Porsche 356 SC Cabriolet mit. 1991 kaufte er sich seinen ersten Porsche, einen 924S, 1999 folgte ein 911 Carrera 3,2, den er heute noch besitzt und ständig weiterentwickelt. Seine Ergebnisse dokumentiert er auf seinem Portal GT Speed.

Tobias Kindermann verband seinen Beruf mit seiner Passion: Er arbeitet beim Fränkischen Tag als Redakteur, 2000 war er Mitgründer der ersten Community im Internet für den Porsche 911, seit 14 Jahren ist zudem er als Porsche-Journalist und Photograph aktiv.

Nikita Karagozov

Jahrgang 1989, hat 2020 das Label „sechszylinder“ gegründet. Hier lebt der Artdirektor einer Werbeagentur seine Passion für die Marke Porsche aus, gestaltet Mode und Kunstdrucke. Er hat als Vertreter einer jungen Generation einen neuen Blick auf die Porsche-Kultur, ist als gefragter Gast auf internationalen Treffen in vielen Ländern unterwegs.

„Mit der Zeit entwickelt man ein immer stärkeres Gespür für die unaufdringliche Eleganz Porsches im Sportwagensegment. Für die Performance auf der Rennstrecke, die Funktionalität und das perfekte Design“, beschrieb er seine Sichtweise auf Porsche in einem Interview.

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