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Zwei Porsche, ein Preis – Erster Porsche für 50.000 Euro

27.11.2025 Von Richard Lindhorst
Zwei Porsche, ein Preis – Erster Porsche für 50.000 Euro

Vor einigen Monaten stellten wir euch vor die fiktive und zugegeben kontroverse Wahl zwischen Porsche 997 und 964 Cabrio. Etwas überraschend votierten 60 Prozent aller Nutzer für den neueren Elfer der Baureihe 997. Viele von euch fanden das Gedankenspiel interessant und kurzweilig. Also machen wir weiter und blicken auf zwei weitere Optionen. Diesmal suchen wir einen ersten Porsche in unserer beliebten Kategorie „Porsche unter 50.000 Euro.“

Was ist überhaupt ein Einsteiger-Porsche?

Des Menschen Wille ist sein Himmelreich – ganz besonders beim Thema Automobile. Daher liegt es auf der Hand, dass es nicht den einen idealen ersten Porsche für alle Anforderungen gibt. Doch die Mehrzahl aller Porsche-Fahrer hat sich nicht direkt für einen neuen 911 entschieden, sondern sich zunächst einen gebrauchten Porsche in die Garage gestellt. Auch das Budget für einen ersten Zuffenhausener Sportwagen ist selten auf dem gleichen Niveau wie bei Wiederholungstätern.

Doch wenn wir uns einen idealen ersten Porsche ausmalen müssten, würde er vermutlich wertstabil und zuverlässig sein. Er darf gern schon einige Jahre auf dem Buckel haben, sollte aber jeden Tag nutzbar sein, seinen neuen Besitzer vor keine Rätsel stellen. Das gilt auch für eventuelle Reparaturen und Wartungen. Beim ersten Porsche erst nach einer spezialisierten Werkstatt für einen Zuffenhausener Exoten suchen müssen? Lieber nicht… Einsteiger-Porsche meint vielmehr einen verhältnismäßig preiswerten und unkomplizierten Sportwagen, der weder im Unterhalt, noch hinter dem Lenkrad überfordert.

Elfer oder nicht Elfer? Das ist hier die Frage…

Wer an Porsche denkt, hat zumeist einen Elfer vor Augen. Also muss natürlich auch ein 911 mit auf die Liste für potenzielle erste Porsche. Für 50.000 Euro drängt sich da eine Option auf, die mittlerweile als begehrter Klassiker gilt – der Porsche 996 Carrera 4S. Bildschön, gealtert wie ein feiner Wein und fahrerisch noch immer auf der Höhe. Er ist eben ein echter Elfer. Das müssen auch seine früheren Kritiker eingestehen, die in ihm einst den Niedergang der Marke gesehen haben.

Muss der erste Porsche unbedingt ein Elfer sein? Schließlich hat auch ein Boxster seinen Reiz. © David Fierlinger, Elferspot & Triple & Crown

Doch auch abseits des Elfers gibt es herausragend gute Sportwagen aus Zuffenhausen, die möglicherweise sogar ein noch besseres Fahrerlebnis versprechen. Die Rede ist natürlich von Porsches MIttelmotor-Plattform. Bei Preisen um 50.000 Euro kann man mit einem Porsche Boxster der Generation 981 prinzipiell nur wenig falsch machen. Sie steht für moderne Technik, viel Komfort, atemberaubenden Sound und hervorragende Qualität. Aber ist er am Ende auch so gut, dass man ihn einem 911 vorziehen möchte?

Früher verkannt, heute geliebt – Der 996 Carrera 4S zählt mittlerweile zu den meistgesuchten Elfern

Wie schnell sich Dinge im Leben doch ändern… Nachdem der Porsche 996 zu seiner Präsentation gemischte Kritiken erntete, drehte sich das etwa 20 Jahre später merklich. Dass er sich Wasserkühlung und Front mit dem darunter positionierten Boxster teilte, sahen einige langjährige Markenfans als Affront. Für Porsche bedeutete es wirtschaftlich hingegen einen den Aufschwung. Beide Modelle verkauften sich prächtig. Was ab Modelljahr 2000 den 911 Turbo etwas abhob, fand zum 2002er Facelift auch den Weg an die Carrera-Modelle – die neuen Scheinwerfer.

Die „entschärften“ Scheinwerfer des Porsche 996 Carrera 4S sind gefälliger designt als bei den Carreras bis Modelljahr 2001. © Porsche Centre Vaughan

Hinzu kam außerdem die Rückkehr des Carrera 4S. Dieser 996 baute auf der breiteren Karosserie des Turbos auf und nutzte auch dessen Front- und Heckschürzen. Doch mit dem durchgängigen Leuchtband unter dem Heckdeckel mit Carrera-Spoiler und dem Wegfall der Lufteinlässe in den hinteren Kotflügeln unterschied er sich vom Top-Modell. Heraus kam ein bildschön gezeichneter und auch aus heutiger Sicht exzellent proportionierter 911.

Trotz der sehr guten Absatzzahlen – allein 17.298 996 Carrera 4S Coupés und 5.757 Cabriolets wurden verkauft – fielen die Gebrauchtpreise teils sehr deutlich. Preise fielen zeitweise auf bis zu 30.000 Euro. Das sind etwa 30 Prozent des damaligen Neupreises von etwa 100.000 Euro. Doch spätestens seit 2015 stabilisierten sich die breiten Carrera-Modelle. Heute gibt es um 50.000 Euro viel Auswahl. Gleichzeitig zählt der 996 Carrera 4S zu den meistgesuchten Porsche 911, nicht nur innerhalb der Baureihe, sondern insgesamt.

5,1 Sekunden von null auf hundert, 280 km/h Spitze – Auch nach über 20 Jahren noch sportlich

Zwar sind reine Zahlen in einem mindestens 20 Jahre alten Porsche nicht das oberste Kaufkriterium, doch Leistungsreserven beruhigen bekanntermaßen. Im Falle des Porsche 996 Carrera 4S bedeutet das mindestens 320 PS, mit dem Werksleistungssteigerungskit (WLS) X51 sogar 345 PS. In Kombination mit 1.565 Kilogramm Leergewicht im Cabrio und 1.495 Kilogramm im Coupé bedeutet das auch 2025 noch sportliche Beschleunigungswerte von 5,1 Sekunden im Standardsprint. Das Cabrio braucht 0,2 Sekunden länger, erreicht mit 280 km/h aber die gleiche Höchstgeschwindigkeit. Selbst Tiptronic-Modelle mit 5,6 bzw. 5,9 Sekunden von null auf hundert sowie 275 km/h Endgeschwindigkeit sind beileibe keine Verkehrshindernisse.

Dazu kommen hervorragende Bremsen vom 911 Turbo – 35 Meter von 100 km/h bis zum Stillstand sind noch immer zeitgemäß – ein zehn Millimeter tieferes Sportfahrwerk, eine tolle Lenkung und natürlich ein Klang, den nur ein Sechszylinder-Boxermotor ohne Turbolader erzeugen kann. So muss sich Elferfahren anfühlen! Üblicherweise sind 996 Carrera 4S zudem üppig ausgestattet. Vollleder, elektrische Sitze mit Memory-Funktion und CD-Radio mit Klangpaket sind serienmäßig. Mit einem Porsche Classic Communication Management System oder einem Bluetooth-Upgrade ist also auch für guten Sound aus dem Radio gesorgt.

Der Porsche Boxster 981 – Schon in der Basis-Version ein Auto fürs Herz?

Die dritte Generation Porsche Boxster namens 981 wurde von 2012 bis 2016 insgesamt 54.374 mal gebaut und war in vielerlei Hinsicht ein großer Wurf. Optisch war er durchaus als 987-Nachfolger erkennbar, doch vor allem die Heckpartie gelang dem Design Team um Michael Mauer deutlich gefälliger als noch beim Vorgänger. Stilistisch und haptisch war er außerdem sehr nah am damals aktuellen Elfer, dem 991. Ausgestattet mit hochwertigen Materialien im Innenraum sowie den als sehr haltbar geltenden Direkteinspritzer-Motoren mit 2,7 und 3,4 Litern Hubraum erarbeitete sich die Baureihe einen exzellenten Ruf. Nicht wenige sehen im 981 den besten Boxster aller Zeiten.

Auch ein einfacher Basis-Boxster der Generation 981 ist ein schönes, wertiges und aufregendes Fahrzeug. © JB Motors

Das sorgt allerdings auch für Begehrlichkeiten. Wer einen hat, behält ihn oft lang. Dementsprechend klein ist das Angebot. Im gesetzten Budget von 50.000 Euro muss man daher ein wenig Glück haben und schnell sein, wenn man einen der 18.297 schönen 981 Boxster S bekommen möchte. Doch muss es überhaupt ein S-Modell sein? Der 265 PS starke, 28.511 mal gebaute Boxster ist schließlich auch ein flottes, bildschönes und hervorragend verarbeitetes Auto. Außerdem ist das akustische Erlebnis im Basis-Boxster keinen Deut schlechter als im Boxster S, wenn wir ehrlich sind.

Vorbildliches Handling und schier grenzenloser Fahrspaß in einem Paket, das heute noch frisch wirkt

Die Plattform 981 wurde durch die Bank weg von allen Publikationen gefeiert. Handling, Motoren, Getriebe, Bremsen – alles war auf einem so hohem Level, dass die Baureihe verdientermaßen zum World Performance Car of the Year 2013 gewählt wurde. Ja, der 981 ist wirklich so gut. Er ist sogar so gut, dass der große Bruder 911 erstmals Angst vor dem kleinen Geschwisterkind haben musste. Einige Autotester attestierten ihm sogar, der bessere Sportwagen zu sein als der 991.

Wer Gruppenausfahrten in den Alpen erlebt hat, der sieht sogar unter Supersportwagentouren immer wieder 981 – und keiner davon fällt in dieser Riege negativ auf. Ganz im Gegenteil. Wer bei seinem ersten Porsche viel Wert auf Dynamik legt, ist beim 981 somit goldrichtig. Was ihn besonders charmant macht, ist zudem das immer noch top-aktuell wirkende Interieur. Die Materialanmutung ist exquisit, Bluetooth-Konnektivität ist entweder bereits ab Werk dabei, oder günstig nachzurüsten.

Die Fahrleistungen des Porsche 981 Boxster liegen mit 5,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und 264 km/h Spitze nicht weit vom 996 Carrera 4S. Findet sich ein passender Boxster S im Budget sind sie praktisch gleichauf.

Der zeitlose und exzellent verarbeitete Innenraum spricht für den 981. © Porsche Centrum Twente

Hinzu kommt, dass mit dem 7-Gang Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) auch ein automatisches Getriebe für Performance-Freaks zur Wahl steht. Alles am Porsche 981 wirkt noch immer so zeitgemäß und up to date, dass man ihm durchaus abnehmen würde, ein aktuelles Design zu sein. Es gibt ihn sogar noch mit der begehrten Porsche Approved Garantie. Somit sind die gefahrenen Kilometer in einem Boxster 981 nicht nur ungemein spaßig, sondern auch relativ sorgenfrei.

Ein Vergleich als Sinnbild für die Entwicklung des Porsche 911

Der direkte Vergleich der beiden Fahrzeuge ist natürlich unfair für den knapp zehn Jahre älteren Porsche 996 Carrera 4S. Unweigerlich fällt der charakterliche Unterschied dem Fahrer ins Auge. Dass der 996 C4S etwa 200 Kilogramm mehr auf die Waage bringt als ein Boxster 981 merkt man vor allem in Wechselkurven. Hier spielt der agile Boxster alle seine Trümpfe aus. Er ist flink und gleichzeitig spielerisch leicht zu fahren. Selbst ein zügiger Fahrer müsste sich am Pass schon ziemlich anstrengen, im 996 an einem Basis-Boxster dran zu bleiben.

Dank seines geringen Gewichts von unter 1.400 Kilogramm ist der Porsche 981 Boxster sehr agil und noch immer verdammt sportlich! © House of Cars

Doch diese Erkenntnis steht gewissermaßen für das, was der Porsche 911 über die Jahrzehnte geworden ist: Ein Sportwagen mit herausragenden GT-Qualitäten. Denn trotz seines mittlerweile stolzen Alters von über 20 Jahren fährt es sich entspannt im 996. Er ist nicht unangenehm laut, bietet jeden nötigen Komfort und kann bei Bedarf nach wie vor verdammt sportlich. Im Boxster ist es andersherum. Er ist in erster Linie ein reinrassiger Sportwagen, hat aber trotzdem gute Alltagsqualitäten. Sie bewegen sich im selben Spektrum, kommen allerdings von unterschiedlichen Seiten.

Wie ist die Prognose für die Wertentwicklung von Porsche Boxster 981 und 996 Carrera 4S?

Niemand verliert gern Geld. Ein Fahrzeug, das seinen Wert hält, ist daher immer eines, das dem Eigentümer gern im Gedächtnis bleibt. Erfahrungsgemäß erreichen Autos nach etwa 15 Jahren ihr niedrigstes Preisniveau, die oft zitierte Talsohle. Das würde im Falle des Porsche Boxster 981 bedeuten, dass die Preise noch ein paar Jahre fallen dürften. Doch der 981 nimmt – ähnlich wie der große Bruder 991 – eine Sonderstellung am Markt ein.

Porsche Boxster 981 zählen mittlerweile zu den wertstabilsten Porsche-Modellen überhaupt.

So richtig günstig wurde der dritte Boxster nämlich nie. Statt preislich nachzugeben, verharrten 981er nämlich im besten Fall bei knapp unter 40.000 Euro und stiegen zwischenzeitlich sogar wieder leicht an. Mittlerweile bewegen sich Spitzenexemplare mit wenig Kilometern nämlich seit ein paar Jahren stabil um 50.000 Euro. Wer einen 981 kauft, kriegt das gezahlte Geld mit großer Wahrscheinlichkeit nach ein paar Jahren auch wieder, sofern er verkauft werden soll. Große Sprünge nach oben, sind zwar eher nicht zu erwarten, doch Verluste ebensowenig.

Beim Porsche 996 Carrera 4S sind die Aussichten ganz ähnlich. Im Vergleich mit seinen schmalen Carrera-Geschwistern erwies er sich schon immer als etwas wertbeständiger. In der Talsohle um 2010 bis 2015 waren Preise ab etwa 30.000 Euro realistisch. Seit 2020 stabilisierten sich die Marktpreise für ordentliche 996 C4S um etwa 50.000 Euro. Für ihn gilt die gleiche Aussicht, wie für den Boxster – Preislich ist mittelfristig nicht mit extremen Veränderungen zu rechnen.

Welcher ist der bessere erste Porsche für 50.000 Euro?

Rein objektiv wäre der Boxster 981 sicherlich die bessere Wahl. Er ist neuer, handlicher, günstiger im Unterhalt und hat prinzipiell keine mechanische Achillesferse. Dem steht der 996 Carrera 4S als mittlerweile auch schon 20 Jahre alter Klassiker entgegen, den es nicht mit Doppelkupplungsgetriebe gibt, dafür jedoch mit einer hinteren Sitzreihe. Außerdem sollte man sich beim 996 bewusst machen, dass ein sogenannter Kolbenkipper, also letzten Endes ein übermäßiger Verschleiß der Zylinderlaufbahn, am Ende auch eine Motorrevision erforderlich machen kann.

Doch es gibt auch gute Gründe, wieso der 996 Carrera 4S der bessere erste Porsche sein könnte. Da wäre natürlich zum Einen seine historische Bedeutung für die Marke Porsche. Mit ihm brachen die Zuffenhausener in das neue Jahrtausend, das Zeitalter der Wasserkühlung auf. Er ist der einzige Elfer ohne Rundscheinwerfer vorn. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – zählt er heute zu den beliebtesten Porsche 911.

Der erste Porsche ist immer etwas ganz Besonderes. Die Wahl sollte daher wohl überlegt sein – in diesem Fall wären beide eine gute.

Eine Empfehlung könnte vielleicht wie folgt lauten: Für diejenigen, die ihren ersten Porsche auch gern im Alltag bewegen wollen, wäre ein 981 mit Porsche Approved Garantie die bessere Wahl als der 996 Carrera 4S. Wer hingegen gern ein Stück Porsche Mythos zu ausgewählten Anlässen im Jahr bewegen möchte, der kann ruhigen Gewissens zum echten Elfer greifen.

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