In typischer Porsche Tradition wurde im September 2005 auf der IAA in Frankfurt ein neuer Zuffenhausener vorgestellt: Der Porsche Cayman 987, genauer gesagt der 987c. Nachdem der Boxster die Herzen der Kundschaft im Sturm eroberte, legte Porsche zur zweiten Generation der wassergekühlten Mittelmotorsportler mit einem Coupe nach. Ein Blick ins Lexikon verriet schon damals: Der Name Cayman hat seinen Ursprung in einer kleinen, wendigen Gattung der Alligatoren. Doch ist das kleine Krokodil aus Baden-Württemberg 15 Jahre später noch immer eine Sünde wert? Wir gehen der Sache in der heutigen Elferspot Kaufberatung auf den Grund!
Genau 30 Jahre lang, seit Auslaufen des Modells 914, hatte Porsche kein von Grund auf zweisitziges Coupe mehr konstruiert. Das sollte sich mit dem Cayman ändern. Die technische Basis teilte sich das ab Spätherbst 2005 ausgelieferte Mittelmotorkrokodil mit dem Boxster. Durch das starre Dach verfügt der Porsche Cayman 987 allerdings über eine deutlich steifere Karosserie als sein offenes Geschwisterteil. Hinter dem Fahrer befand sich zunächst nur ein 3.387 ccm großer Sechszylinder Boxermotor, dessen 295 PS die Hinterräder antrieben.
Erst zum Sommer 2006 wurde das Basismodell mit 2,7 Litern Hubraum und 245 PS eingeführt. Diesen gab es übrigens nur mit 5- oder 6-Gang Schaltgetriebe, während der Cayman S neben der 6-Gang-Box auch die 5-Gang Tiptronic S im Angebot hatte. Weitere Unterschiede zwischen dem Einstiegsmodell und dem Cayman S waren die rot lackierten Bremssättel, 20 mm größere Bremsscheiben an der Vorderachse, serienmäßige 18-Zöller und der Doppelauspuff mittig im Heck.
Auf dem Boxster aufbauend, war der Porsche Cayman 987 nicht gerade eigenständig, was sein Design anbelangte. Jeremy Clarkson meinte damals im Top Gear Test, dass Porsche das Boxster Coupe eher Coxster hätte nennen sollen.
Zugegeben, das Design polarisierte damals wie heute. Doch der 987 ist gut gealtert, wirkt austrainiert und in auf den vorwiegend mit SUVs gefüllten Straßen geradezu winzig. Das spürt man auch beim Handling. Die fast schon telepathisch präzise Lenkung des Cayman, kombiniert mit etwa 1.400 kg Leergewicht sorgen für ungeahnten Fahrspaß. Die Fachpresse war vollkommen begeistert vom neuen Cayman. Insbesondere das Chassis erhielt allenthalben Sonderlob. Es wurde für so gut befunden, dass bereits in den ersten Tests der Schrei nach noch mehr Leistung laut wurde.
Beim 2009er Facelift setzen Porsche genau das um. Neue Motoren mit Direkteinspritzung (DFI) mit 2,9 bzw. 3,4 Litern Hubraum und 265, respektive 320 PS, wahlweise mit 7-Gang Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) wurden dem Cayman zuteil. Im Innenraum übernahm man die hübschen Lenkräder des 997.2 mit Aluminiumspangen, was eine deutliche Aufwertung des Interieurs bedeutete.
Ende 2010 schob Porsche das Sondermodell Cayman R hinterher. Mit 330 PS und um 55 kg abgespeckt blies er zum Angriff auf die Rennstrecke. Neben viel Feinschliff am Fahrwerk gab es u.a. schwarze Scheinwerfereinfassungen, einen feststehenden Heckflügel und Griffschlaufen statt Türgriffen im Innenraum. Der Baby-GT3 spurtete in Verbindung mit dem optional erhältlichen PDK und dem Sport Chrono Plus Paket in sehr beachtlichen 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Cayman R ist allerdings selten und nie wirklich günstig geworden. Außerdem gab es die Sondermodelle Porsche Design Edition 1, Sport Edition und Black Edition. Die Black Edition ist dabei besonders hervorzuheben, da sie den 330 PS Motor des Cayman R hatte.
Wer früher einen Porsche kaufte, der hatte zwar ein robustes Auto mit vier Sitzen, aber so richtig viel Platz im Kofferraum gab es dann doch nicht. Mit dem Porsche Cayman 987 hingegen kann man beim Autoquartett sogar in dieser Kategorie punkten. Satte 410 Liter stehen dem Fahrer zur Verfügung, aufgeteilt in je ein Gepäckabteil vorn wie hinten. Selbst ein VW Golf hatte zu dieser Zeit weniger Platz im Kofferraum! Zwar war fast alles aufpreispflichtig, doch auch beim Thema Ausstattung brauchte sich der neue Zweisitzer nicht verstecken. Das Porsche Active Suspension Management System (PASM) war genauso optional erhältlich wie die Porsche Ceramic Composite Brakes (PCCB).
Die enge Verwandtschaft zum Boxster hatte von Anfang an den positiven Nebenffekt, dass der Cayman mit wenig mechanischen Problemen zu kämpfen hatte. In technischer Hinsicht gibt es keine übermäßig stark ausgeprägten Schwachstellen. Da die ältesten Modelle allerdings schon bald die 15 Jahre voll machen, sollte man für eine Fahrwerksrevision ein wenig Puffer einplanen, sofern noch die ersten Komponenten verbaut sind. Gerade Gummilager und Manschetten unterliegen Verschleiß. Auch die Dämpfer sind sicherlich nicht mehr ganz so stramm wie am ersten Tag. Nichts zu bemängeln gibt es – porschetypisch – an der Bremse. Sie gilt als standfest und sehr gut dosierbar.
Bis zum Modelljahr 2008 waren noch die Motoren der M96/97-Familie im Einsatz. Diese erreichten eine gewisse zweifelhafte Bekanntheit durch Probleme mit der Zwischenwellenlagerung. Sowohl M96/97, als auch die zum Facelift eingeführten 9A1/MA1-Motoren mit Benzindirekteinspritzung (DF) haben hin und wieder Last mit Undichtigkeiten am Kurbelwellensimmering. Die sind zwar nicht existenzbedrohlich, aber eben ein Mangel bei der Hauptuntersuchung. Ein Austausch schlägt mit etwas über 1.000 Euro ins Kontor.
Auch für die Zündanlage sollte man schon mal ein paar Hunderter beiseite legen. Die Zündspulen werden im Lauf der Jahre porös. Da der Austausch der Zündkerzen ohne Hebebühne ziemlich fummelig werden kann, gibt es auch manche Cayman, die nur fünf neue Kerzen im Laufe ihres Lebens bekommen kann. Wie bei allen Porsches mit Boxermotor leiden die Abgasanlagen im Winterbetrieb, besonders am Krümmer. Ein bisschen Korrosion ist unbedenklich, aber an der Krümmerdichtung sollte man genauer hinschauen. Ohne erhebliche Überredungskunst lassen sich rostige Schrauben dort oft nicht aus dem Motorgehäuse lösen. Scheren die Schrauben ab, kann im schlimmsten Fall sogar ein Motorausbau nötig werden.
Zwar ist der Innenraum in der Baureihe 987 deutlich wohnlicher geraten als noch im Vorgänger 986, doch die Langzeitqualität der Materialien offenbart Schwächen. Wie auch beim Porsche 997 blättert der Softlack früher oder später gern ab. Sowohl in der Mittelkonsole als auch auf den Fensterheberschaltern. Es gibt mittlerweile spezialisierte Betriebe zur Behebung dieses Problems. Allerdings ist eine Reparatur ziemlich kostspielig. Aufmerksamkeit sollte, wie beim 996 auch, den Radiatoren in der Front zuteil werden, die gern korrodieren und leck schlagen. Deshalb sollte vor Kauf dringend die Klimaanlage auf Funktion geprüft werden! Probleme an Wasserpumpe, Ölabscheider und Zündschloss sind ebenfalls nicht ungewöhnlich.
Gerade bei den frühen, noch in Finnland montierten 987er Caymans gibt es auch immer wieder Probleme mit nervigen Geräuschen im Innenraum. Aus dem Heckbereich quietscht und klappert es häufiger mal. Der Sichtschutz und die Gummipuffer der Heckklappe können nervtötend herumlärmen. Auch die Kunststoffabdeckungen der Rückleuchten verursachen unangenehme Geräusche. Abhilfe kann beispielsweise ein aufgeklebtes Schaumstoffpolster schaffen. Sehr skurril ist auch das Problem der verschmierten Seitenscheiben. Beim Porsche Cayman 987 gab es immer wieder Probleme mit einlaufendem Wasser an den Fensterdichtungen Türen. Wer durch heftigen Regen oder die Waschanlage fährt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit Schlieren an den Seitenscheiben, wenn sie das nächste mal herunter- und wieder hochgefahren werden.
Fahrerisch ist der erste Cayman über jeden Zweifel erhaben. Die tolle Balance, gepaart mit sehr drehfreudigen Motoren und fantastischer Lenkung macht den 987 noch heute zu einem absolut erstrebenswerten Sportwagen. Es gibt jedoch einige Faktoren, die den Gebrauchtkauf schwierig machen. Der Cayman hat sich deutlich schlechter verkauft als der Boxster. Und gerade weil er trotz seiner genialen Fahreigenschaften zwischenzeitlich sehr erschwinglich geworden war, diente er vielfach als Tracktool. Das bedeutet natürlich oft rennsportliche Umbauten und erhöhten Verschleiß.
Preislich bewegt sich der Porsche Cayman 987 eher nach oben als nach unten. Die Talsohle hat die erste Generation Cayman damit auf jeden Fall durchschritten. Ganz generell würden wir den 2,7 Liter Cayman nur mit dem optionalen 6-Gang Getriebe empfehlen. Im Alltag nervt die 5-Gang-Schaltbox mit auf Dauer recht hohem Drehzahlniveau. Auch die Tiptronic würden wir beim Cayman eher meiden. Sie passt nicht so wirklich zum sehnigen, sportlichen Charakter des Cayman. Wen es auf die Rennstrecke zieht, der sollte beim Vorfacelift die Ölversorgung erneuern, oder sogar upgraden. Die DFI Motoren hingegen haben zwei extra Öl-Rückförderpumpen, was eine zuverlässigere Schmierung bedeutet.
Elferspot Top Tipp: Entweder frühen Porsche 987 Cayman S oder Cayman 2,9 mit Schaltgetriebe oder PDK kaufen und wertstabilen Fahrspaß auf immer noch allerhöchstem Niveau genießen! Sammlern würden wir den Cayman R oder den Cayman Black Edition ans Herz legen.
Elferspot Magazin