Als Dirk Lührmann vor fast 50 Jahren auf dem Schulweg am Laden des Apothekers von Mletzko vorbeikam, hat es ihn gepackt. Doch nicht wegen einer Frau, sondern wegen eines Autos! Davor stand ein Porsche 911 Carrera RS 2.7, der sein Leben weit mehr beeinflussen sollte, als er es sich je hatte vorstellen können. Heute steht Dirk Lührmann mit seinem Familienunternehmen Mletzko newgen GmbH & Co. KG für ein Qualitätsprodukt, das in seiner Detailversessenheit Maßstäbe setzt.
Herzlich willkommen! Also autoverrückt war ich ja schon immer. Bevor ich mich für meinen Weg in den Immobilienbereich entschied, habe ich auch mal ein paar Semester Maschinenbau studiert. Neben dem Beruf war ich schon immer Fan von Oldtimern und bin gern bei Oldtimer-Rallys unterwegs. Aber selbst als ich 2010 meine Firma verkauft habe, war das Thema Porsche noch nicht auf der Agenda. 2015 war ich dann mit einem guten Freund in Kalifornien und da habe ich zum ersten Mal einen Singer gesehen. Die Idee, eines luftgekühlten Porsche 911 mit moderner Technik im schlichten, klassischen Design hat mich total begeistert. Noch während des Rückflugs sagte ich zu meinem Freund: „Das mache ich auch!“ Wir einigten uns darauf, dass er dann den ersten Porsche von mir kaufen würde. Danach ging alles ziemlich schnell.
Zwar bin ich nicht unbedingt das, was man gemeinhin als porscheverrückt bezeichnen würde, aber ich bin absoluter Ästhet. Und wenn man eine Ikone will, die gleichzeitig auch für Sportlichkeit steht, dann geht nur Porsche. Die Simplizität im Design, kombiniert mit der ungeheuren Kraft, die davon ausgeht, gibt es meiner Meinung nach nur bei Porsche. Alles ist funktional und schnörkellos, aber trotzdem emotionsgeladen. Einen solchen Spagat schafft kein Auto besser als der Porsche 911.
Der Weg war mit Sicherheit nicht immer leicht. Beruflich bin ich ein absoluter Perfektionist und deshalb brauchte es auch etwas Zeit, bis das passende Team für dieses Projekt zusammengestellt war. Die ersten Jahre waren mit sehr, sehr viel Designarbeit verbunden und nach etwa anderthalb Jahren musste ich das Team auch deutlich umbauen. Ein kleines Beispiel, was die Arbeit dabei so schwierig machte: Der Schwung vom Schweller zum hinteren Radkasten allein hat uns ca. 50 Stunden lang beschäftigt, bis alles genau so war, wie wir es uns vorgestellt haben. Es ging dabei um Millimeter.
„Ich würde nicht sagen, dass ich beruflich sonderlich mutig bin, aber ich glaube, dass gute und ehrliche Arbeit immer belohnt wird. Deshalb werde ich auch nichts verkaufen, was meinen Ansprüchen nicht genügt.“ – Dirk Lührmann, Mletzko newgen
Zu sagen, dass die Entwicklung und gerade auch der Designprozess anstrengend waren, wäre sicherlich ein wenig untertrieben. Während dieser Zeit habe ich auch gesundheitlich zu kämpfen gehabt und bekam Herzrhythmusstörungen. Aber wenn ich den fertigen Wagen heute sehe, dann habe ich das rückblickend gern in Kauf genommen. Da wir den Wagen ohnehin rot lackieren wollten, war deshalb übrigens auch der Name für den Prototyp schnell gefunden und wir haben ihn Mletzko Heartbeat getauft.
Für mich steht Ästhetik über allem. Ich gebe mich nicht mit halbgaren Lösungen zufrieden und kann da sicherlich auch mal ein Quälgeist sein. Die nächste, eigentlich genauso wichtige Prämisse war immer, dass alle Umbauten und alle neu entwickelten Teile vom TÜV abgenommen sein müssen. Ein schönes Beispiel für die Komplexität dabei ist das Heck. Um die kürzeren Stoßstangen im Stile eines F-Modells an einem Porsche 964 zu montieren, braucht man logischerweise auch einen kleineren Querträger. Da es hier vornehmlich um Crashsicherheit geht, darf man dabei keine Kompromisse eingehen. Und so etwas gibt es eben nicht von der Stange, sondern man muss es selbst entwickeln und vom TÜV absegnen lassen.
Diese veränderte Fahrzeugstruktur im Heck verringert jedoch den Platz hinter dem Motorraum. Gleichzeitig wollten wir allerdings eine deutliche Steigerung der Motorleistung, die wiederum maßgeblich von der Auspuffanlage beeinflusst wird. Wenn man nun einen größeren, stärkeren Motor, in geschrumpften Platzverhältnissen verbauen will, muss man bei der Abgasanlage sehr kreativ werden. Allein diese Entwicklung hat etwa anderthalb Jahre gebraucht. Jede kleine Änderung in der Entwicklung eines Autos führt immer zu einer Vielzahl weiterer Änderungen und deshalb wird so ein Projekt meist deutlich umfangreicher, als anfangs gedacht.
Zunächst gab es auch hier wieder die zentralen Vorgaben: TÜV muss er haben und schön muss er sein! Wir machten uns auf die Suche nach einem Partner und fanden Hilfe aus dem Motorsport für die Entwicklung. Wir reden hier von etwa 4 Litern Hubraum, 369 PS und 400 Nm Drehmoment. Es ist der stärkste, vom TÜV zugelassene, luftgekühlte Saugmotor für einen 964er geworden. Bis auf das Kurbelgehäuse und das Lüfterrad blieb auch kein Stein auf dem anderen. Titanpleuel und speziell entwickelte Kolben sind da nur die Spitze des Eisbergs.
Besonders das Design des Motorraums und der Ansaugbrücke hat nochmal viel Zeit gekostet. Die Ästhetik eines Motors hat im Rennsport nicht unbedingt die höchste Priorität. Im Scherz sage ich gern, dass wir den Jungs erstmal beibringen mussten, wie ein schöner Motor auszusehen hat. Wir haben insgesamt hunderte von Stunden Entwicklungsarbeit nur für den Motor gebraucht.
„Im Mletzko Porsche gibt es keinen Sicherungskasten mehr. Alles wird über Steuergeräte geregelt. Allein beim Kabelbaum konnten wir dadurch etwa 20 Kilogramm einsparen. Nahezu alle Karosserieteile sind aus Kohlefaser. Unser Auto wiegt deshalb nur noch 1.145 Kilogramm.“
Etwa 700. Das reicht von ziemlich banalen Sachen wie Haltern und Scharnieren, über die von Fuchs lizenzierten Felgen im 17 Zoll Format, weil 18 Zoll in meinen Augen nicht zur Silhouette passen würde, bis hin zu meinem persönlichen Liebling – den Scheinwerfern. Ich wollte absolut keine Streuscheiben mehr und wir haben hier LED Scheinwerfer mit Klarglas, die nicht nur toll aussehen, sondern auch super funktionieren. In der Gesamtbetrachtung denke ich, dass wir hier ein sehr rundes Produkt geschaffen haben. Es ist ein sehr sportliches Auto, aber kein kompromissloser Rennwagen. Man kann damit in unter fünf Sekunden auf 100 beschleunigen, auf der Hausstrecke richtig angasen, aber auch mal sonntags zum Brötchenholen fahren.
Ich würde gern eine Marke aufbauen. Dabei möchte ich, dass Mletzko dafür steht, nicht nur besonders schnell oder besonders schön, sondern eben möglichst perfekt zu sein. Das habe ich meinem Sohn und meinem Schwiegersohn mit auf die Reise gegeben. Die beiden sollen die Firma irgendwann übernehmen und das, was in ca. 33.000 Stunden Entwicklungsarbeit und etwa 552 Millionen Herzschlägen entwickelt und gebaut wurde, weiterführen.
Etwa acht Monate dauert es. Mit Ausnahme der Form kann man als Kunde auch viel selbst bestimmen. Farbgebung, Stoffmuster, Ledersorten, Motor… Unser Mletzko Marrakesh ist beispielsweise farblich von außen zurückhaltend aber innen sehr mutig und extrovertiert. Der Kreativität sind so gesehen sehr wenig Grenzen gesetzt. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 600.000 Euro zuzüglich des eines Basisfahrzeuges.
Hier gibt es alle Details rund um den Mletzko auf einen Blick!
Elferspot Magazin