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Der Porsche Künstler

03.11.2018 Von Markus Klimesch
Der Porsche Künstler

Im Rahmen meiner New York-Reise hatte ich neben meinem Besuch beim Event „Driven to America“ auch die Gelegenheit, Richard „Rich“ Goncalves von ROCS Motorsport zu treffen. Ich kannte ROCS Motorsports bereits über Instagram und Rich und ich hatten bereits ein paar E-Mails ausgetauscht. Nach meiner Atlantiküberquerung bot sich endlich die Gelegenheit für ein persönliches Treffen. Rich lud mich zu sich in seine Werkstatt nach New Jersey ein.

Porsche Rocs Motorsports
Von links nach rechts: Roger Rainville, Rich Gonçalves, Markus Klimesch, Victor Almeida

 

Ich habe nicht nur ein paar Fotos geschossen, sondern mich auch länger mit Rich unterhalten und einige Fragen gestellt. Rich ist eine sehr spannende Persönlichkeit. Man hört ihm sehr gerne zu wenn er mit großer Leidenschaft von seiner Berufung spricht. Ein persönliches Highlight war eine exklusive Ausfahrt mit dem von ROCS gebauten Porsche 911 Panamericana. Ich bin grundsätzlich ungern Beifahrer, aber diese Fahrt war atemberaubend. Der Wagen ist ein Hammer.

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INTERVIEW


Zunächst vielen Dank für die Einladung Rich. Wenn man in die Werkstatt kommt, fühlt man sofort eine ganz spezielle, positive Energie. Du fertigst hier in Handarbeit ganz individuelle Stücke. Erzähl uns doch etwas über deine Werkstatt! Wann hast du sie eröffnet?

Markus, es ist mir eine Freude, dich hier zu begrüßen und der Elferspot Community einen Einblick geben zu können. Die positive Energie kommt von einem gemeinsamen Credo: Gleichgesinnte glücklich machen, während wir tun, was wir lieben. ROCS wurde 1995 als eine auf Porsche spezialisierte Werkstatt mit Fokus auf Reparaturen und Wartung gegründet. Es lief einige Jahre lang sehr erfolgreich, doch in einer Ecke stand immer diese unverkennbare Silhouette eines Porsche 911 unter einer Plane. Dem widmeten wir uns nach Ladenschluss und begannen zu tüfteln. In meinem tiefsten Inneren wusste ich, dass wir hier auf der Spur nach etwas waren, dass ROCS verändern würde. Es wirkte zunächst weit hergeholt, aber es hat sich im Laufe der Zeit immer mehr in eine Kunst entwickelt. Wir verfolgten den Traum, etwas Eigenes zu kreieren und nicht einfach nur Kreationen wieder in Form zu bringen, so schön sie auch sein mögen.

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Wenn wir uns deinen Porsche 911 Panamericana Outlaw ansehen, dann fällt natürlich die stark patinierte Optik auf, wodurch der Wagen extrem ins Auge sticht. Was für Restomods hast du noch gebaut?

Ja, der Panamericana hat eine Menge Charakter. Er ist unsere Antwort auf eine ganz spezielle und komplexe Aufgabe, die ein brillanter Kunde uns aufgetragen hat. Wir haben unzählige Stunden gebraucht, um den Look und die Haptik zu entwickeln, für die wir mittlerweile bekannt geworden sind. Alles ist von Hand lackiert oder bemalt. Der Schaltknauf, die Aufnahmepunkte für das Fahrwerk, das Interieur, die Aerodynamik, jedes Einzelteil hat seinen eigenen Touch. Sogar die Sticker auf dem Stabilisator wurden direkt bei uns gefertigt. Keines unserer Autos gleicht dem anderen… und wir haben einige!

Unser ROCS NJ1 wurde für den Journalisten Mark Morrissey aufgebaut und im Excellence Magazin 2013 erstmals der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Der vor etwa 10 Jahren fertiggestellte NJ1 war das Auto, was ROCS einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht hat. Der NJ1 sollte zeigen, dass wir gern etwas zurückgeben möchten. Danach kam der ROCS Chicago in aquamarinblau. Ein unheimlich schönes Auto, mit unaufdringlichen Änderungen am Design. Der ROCS Montreal ist zum Beispiel auch ein sehr beliebtes Auto. Die Liste geht immer weiter doch man landet häufig bei den NJs. Der NJ2 orientierte sich an den 70er Jahre Rennfahrzeugen aus der amerikanischen IROC Serie, der NJ3 am RSR, der ROCS Mule sogar einfach an unserer Plakatwand. Diese und einige weitere sind in der Galerie auf rocsauto.com verewigt. Selbst noch nicht fertiggestellte Fahrzeuge, wie zum Beispiel das geheime 212 Projekt.

Wir haben unzählige Stunden gebraucht, um den Look und die Haptik zu entwickeln, für die wir mittlerweile bekannt geworden sind.

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Wie laufen solche Projekte ab? Werden die Autos nur auf Kundenwunsch gebaut? Wie lange braucht ihr durchschnittlich für ein Fahrzeug?

Ja, jedes Auto ist maßgeschneidert für den Kunden. Wir glauben, dass die Individualität an erster Stelle, noch vor dem Wert eines Autos stehen sollte. Daher weigern wir uns auch, zugunsten der Effizienz gewisse künstlerische Elemente wegzulassen. Dann wären wir einfach nur ein Unternehmen. Die Umbauten dauern mindestens fünf Monate, vorausgesetzt das Grundfahrzeug muss nicht komplett neu aufgebaut werden. Sofern wir das Fahrzeug von Grund auf restaurieren müssen, kann es bis zu anderthalb Jahren dauern.

Wie tickt ein typischer Kunde von euch?

Unsere Kunden haben genug gesehen und wollen etwas komplett Einzigartiges. Oftmals wissen sie gar nicht genau, was sie wollen, doch sie wissen sehr genau, was sie nicht wollen. Sie sind auf der Suche nach etwas, das mehr ist als nur die Summe der Teile, die verbaut werden. Sie sind auf der Suche nach einer ganz persönlichen, individuellen Erfahrung.

Was war das Verrückteste, was du je gebaut hast? Welcher Kunde hat dich am meisten überrascht?

Ich würde sagen, der verrückteste Umbau läuft gerade – das geheime Projekt 212. Es ist ein unkonventioneller 911, um es vorsichtig zu sagen. Er entsteht aus der künstlerische Zusammenarbeit eines Kunden mit mir.

Vermutlich hat Anil, der Eigentümer des Panamericana mich am meisten überrascht. Er hat uns im Prinzip vollkommen freie Hand gelassen. Wir wussten also gar nicht, was er überhaupt will. Er sagte nur: „Man muss einen Künstler auch einen Künstler sein lassen.“

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Der generelle Trend zu mehr Individualität macht auch vor Porsche nicht Halt. Wie siehst du diese Entwicklung? Werden die originalen Fahrzeuge aussterben?

Porsche als Marke hat diesen Trend voll erkannt. Das sieht man beispielsweise an der Arbeit von Porsche Classic. Sie bauen Re-Kreationen von Ikonen, wie dem Project Gold oder dem kürzlich vorgestellten, neuen Carrera GT. Ich glaube nicht, dass „ehrliche“ originale Autos aussterben. Die Herkunft muss zu einem gewissen Maß ersichtlich sein, um überhaupt ein Interesse an diesen Fahrzeugen zu generieren.

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Neben deiner Arbeit hier in der Werkstatt widmest du dich auch der Kunst. Was machst du genau und wie ist es dazu gekommen?

Meine Eltern haben sich früh scheiden lassen und ich verbrachte meine Jugend zusammen mit meiner Mutter in Europa. Als Teenager kam ich mit meinem Vater in die Staaten und habe zum ersten Mal den Einfluss von Porsche und generell Autos auf mich gespürt. Meine natürliche Veranlagung lag zwar weiterhin im Künstlerischen, aber meine neugewonnenen Interessen drängten immer mehr in der Vordergrund. Während ich in der Werkstatt ständig am Tagträumen über Kunst war, fand ich meinen Ausgleich in den künstlerischen Fächern an der Highschool. Am College widmete ich mich dann der Technik. Über die Jahre habe ich die Flamme der Leidenschaft für die Kunst immer bewahren können. 2005 war ich dann endlich soweit, dass ich meine Kunstkarriere fortsetzen konnte, wie du in meinem Studio oder auch hier in der Werkstatt siehst. Ich kann voller Ehrfurcht und Demut sagen, dass meine Arbeiten mittlerweile ihren Weg in private Sammlungen gefunden haben. Im Moment arbeite ich auf eine Ausstellung in Lissabon hin.

Ich kann voller Ehrfurcht und Demut sagen, dass meine Arbeiten mittlerweile ihren Weg in private Sammlungen gefunden haben.

Wird dein Sohn später auch Autos modifizieren?

Sehr gute Frage! Ich liebe meinen Sohn und deshalb denke ich, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen muss. Mit 3 Jahren hat er allerdings seine Mutter überredet, dass sie ihn mit in die Werkstatt nimmt und er hat sich in jedes einzelne Auto gesetzt. Ich würde also sagen, die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht. (lacht)

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Wenn du dir jetzt einen Porsche aussuchen könntest, welcher wäre das?

Was für eine gemeine Frage! Eigentlich einen Porsche 917K, aber dein blauer SC mit den goldenen Felgen gefällt mir auch ganz gut. (lacht)

Gute Wahl, beides großartige Autos. Vielen Dank Rich, danke für die Einladung. Es war mir eine Freude, mit dir sprechen zu können!

Wer mehr über ROCS Motorsports erfahren möchte, der sollte hier klicken: >>ROCS Motorsports
Mehr über Rich und seine Kunst findet ihr hier: www.instagram.com/richgoncalvesart/

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Fotos: © Elferspot Media GmbH, Markus Klimesch
Video: ROCS Motorsports
Interview: Markus Klimesch, Übersetzt aus dem Englischen: Richard Lindhorst


 

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