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Gary Turner und sein 911 ST Tribute

20.03.2019 Von Markus Klimesch
Gary Turner und sein 911 ST Tribute

In unserem letzten Interview war die Rede davon, dass die Liebe für klassische Porsche keine Frage des Alters ist. Dort sprachen wir mit einem 24-jährigen Petrolhead, dieses mal mit einem etwas älteren Enthusiasten: Gary Turner. Gary kann auf jahrelange Erfahrung mit Oldtimern zurückblicken und mit Sicherheit als Autofreak bezeichnet werden. Sein Enthusiasmus ist ansteckend und inspirierend.

Porsche 911 ST Tribute

Hi Gary! Vielen Dank, dass du dem Elferspot Magazin etwas von deiner Zeit widmest. Soziale Netzwerke sind eine tolle Sache. Man findet Enthusiasten mit gleichen Interessen über den ganzen Globus verteilt. So haben auch wir uns kennengelernt. Nach ein paar Mails wussten wir, dass du ein absoluter Autofreak bist und küzrlich einen sehr interessanten klassischen Porsche 911 gekauft hast. Erzähl uns doch etwas mehr über dich!

Hallo Markus, das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich bin Gary Turner und habe sechs Kinder im Alter von 18 bis 30. Unsere bislang einzige Enkeltochter ist drei Jahre alt und hört auf den Namen Edie. Ich bin Partner bei KPMG in Toronto und helfe Käufern und Verkäufern von Unternehmen mit Beratungsleistungen und Hilfestellungen bei der Prozessoptimierung. Du hast völlig Recht damit, dass soziale Netzwerk eine Triebfeder unserer modernen Zeit sind. Informationen und Verbindungen sind immer nur ein paar Klicks entfernt.

Eigentlich komme ich aus dem Automotive Bereich und bin Verfechter des Lean Managements. Anfangs war ich als Produktionsingenieur bei der Rover Group, Jaguar und der Ford Motor Compay beschäftigt. 1984 habe ich meinen ersten Job nach dem Studium in der Fertigung bei Rover begonnen und Kotflügel an klassischen Minis angeschweißt. Erst 1996 kam ich in die Beratung und habe in den letzten 23 Jahren mindestens 100 Klienten in 30 verschiedenen Ländern betreut. Kunden waren unter anderem Saab, Rolls Royce, Morgan, BMW, Mercedes-Benz und Honda.

Porsche 911 ST Tribute

Verrate uns doch mehr über deinen Porsche 911 ST Tribute. Wie hat dieser wunderschöne 911 den Weg in deine Garage gefunden?

Gekauft habe ich das Auto vor über einem Jahr. Inseriert war er als 911 ST Replica. Davor habe ich bereits eine Auktionsplattform verfolgt und hatte dort auch auf einige britische Sportwagen geboten. Dann habe ich jedoch den 911 gesehen und die Auktion sogar gewonnen. Wer nicht so sehr im Thema Auktionen steckt – es besteht absolute Suchtgefahr, es ist wie Kokain, nur mit Autos!

Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, einen sportlichen, frühen 911 (vor 1973) zu kaufen. Es sollte ein Auto werden, dass ich hart und schnell fahren konnte, ohne zu viele Gedanken daran zu verschwenden, den Elfer in Concours-würdigem Zustand zu halten. In meinem Kopf schwirrte auch der Gedanke umher, einen Backdate, oder Hotrod zu bauen, oder gar einen verlebten 1970er 2.2 911 S zu kaufen. Ich wollte den aufregenden Charme eines frühen 911 mit überschaubarem Budget. Bevor ich mich zu einem Entschluss durchringen konnte, verging jedoch einige Zeit.

Dann verliebte ich mich jedoch auf den ersten Blick in diesen Wagen. Er hatte alles, also wirklich alles, was ich von meinem 911 wollte. Er war puristisch, schnell, toll aufgebaut, hatte eine schmale Karosse. Sozusagen ein Wolf im Schafspelz mit 265 PS an der Kurbelwelle, einem Sperrdifferenzial und einer langen Liste an verbauten Teilen von weltweit verteilten Porsche Spezialisten.

Ich habe den Wagen bei Pfaff Autoworks in Toronto komplett zerlegen und neu lackieren lassen. Das war allerdings, mit Ausnahme einer sauberen Abstimmung der 46er Weber Vergaser, so ziemlich das einzige, was ich an dem Auto noch erledigen musste.

Dann verliebte ich mich jedoch auf den ersten Blick in diesen Wagen. Er hatte alles, also wirklich alles, was ich von meinem 911 wollte.

Porsche 911 ST Tribute

Wie viele Autos hast du zur Zeit? 

Bevor ich mit meiner Frau aus Großbritannien nach Toronto zog, entschied ich mich dazu, meine in den letzten 20 Jahren selbst aufgebauten Klassiker zu verkaufen. Darunter waren ein 1985er und ein 1989er 911 3.2 Carrera, ein 1972er Lotus Europa, 1971er Datsun 240Z, ein Mazda MX-5 des Jahrgangs ’90, ein 2004er NSX, sogar ein 1971er 911 T 2.2 und ein Hot Rod 912 des Jahres 1967 sowie ein ’83er Golf I GTI. Ich kam ganz ohne Autos nach Kanada! Der erste „neue“ Klassiker war der 911 ST Replica. Damit fing der Neuaufbau meiner Sammlung an. Und ich muss sagen, dieser Porsche 911 macht den Verkauf meiner kompletten Sammlung vergessen. Er ist wirklich so gut.

Als Ergänzung zum Porsche 911 habe ich einen bunten Mix. Unter anderem einen 1966er VW Bus, der im Prinzip jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich habe kein Fahrzeug besessen, dass mir mehr Freude bereitet und ist in absolutem Bestzustand. Er ist so makellos, dass er letztes Jahr beim Cobble Beach Concours Wettbewerb den zweiten Platz erreicht hat. Ein extremer Kontrast zum 911 ST.

Und ich muss sagen, dieser Porsche 911 macht den Verkauf meiner kompletten Sammlung vergessen. Er ist wirklich so gut.

Was war dein erster Porsche und wie kam es zum Kauf?

Das war ein indischroter Porsche 911 Carrera 3.2 Targa, Baujahr 1985. Ich habe ihn 2005 gekauft, kurz nach meiner Scheidung nach 14 Jahren Ehe mit drei Kindern. Mein bester Freund Paul sagte „Gary, du musst jetzt drei Dinge tun: Ein Rennpferd kaufen, eine neue Freundin finden und einen Porsche kaufen!“ Ich habe alle drei Vorschläge in die Tat umgesetzt. Das Rennpferd war ein Desaster. Es gewann nie ein Rennen und kostete mich irre viel Geld. Meine Freundin Annette wurde später meine Frau, das hat also super funktioniert. Der Carrera 3.2 entfachte meine Liebe für klassische Autos und den 911 im Speziellen. Zwei von drei ist doch keine schlechte Quote, oder?

„Gary, du musst jetzt drei Dinge tun: Ein Rennpferd kaufen, eine neue Freundin finden und einen Porsche kaufen!“ Paul, Garys bester Freund

Was bedeutet es für dich, einen klassischen Porsche zu fahren und wie oft kommst du dazu?

Den 72er 911 ST Replica fahre ich so oft ich kann. Leider ist der kanadische Winter so lange, dass der Wagen von Dezember bis Ende März meist in der Garage steht. Sobald der Schnee geschmolzen und das Salz von den Straßen gewaschen ist, werde ich wieder im 911 sitzen. Es ist zwar nicht mein Daily Driver (das ist ein 2004er 911 Carrera 4S), aber 150 Kilometer die Woche mache ich schon damit. Ich fahre darin meist zur Arbeit nach Downtown Toronto. Der Wagen ist unheimlich drehfreudig und Leistung kommt eigentlich erst ab 4.000 U/min bis hin zu 7.500 U/min. Im zweiten oder dritten Gang bedeuten diese Drehzahlen eigentlich immer Geschwindigkeitsübertretungen. Er fühlt sich im Verkehr nicht wohl und die Weber Vergaser sprechen unter 3.000 Touren eher schleppend an. Die Nockenwellen sind nicht all zu scharf, sodass die Fahrbarkeit weiter gegeben ist, aber was der Wagen wirklich braucht und wofür er gebaut wurde, sind offene, weite Landstraßen.

Sobald der Schnee geschmolzen und das Salz von den Straßen gewaschen ist, werde ich wieder im 911 sitzen.

Wie steht deine Familie zu all dem? Mögen sie deine Autos?

Aber na klar! Annette ist auch total infiziert und fährt einen 1955er MG TF. Ein toller Klassiker, sehr puristisch, aber zuverlässige Mechanik. Den VW Bus liebt sowieso jeder, einschließlich der sechs Kids unserer Patchwork Familie. Wir können darin zu acht nach Toronto, Kensington Market, zum Strand oder nach Downtown fahren. Jeder winkt uns zu und gibt ein high five zum Bus.

Wenn du dir einen anderen 911 aussuchen könntest, welcher wäre das?

Das ist eine schwierige Frage. Ich habe meinen perfekten 911 in Form des ST Replica. Wenn ich einen anderen nehmen müsste,  dann würde ich vermutlich einen originalen 71er ST mit schmaler Karosse wählen. Als Ergänzung vermutlich einen serienbelassenen 1992er Porsche 964 RS in lila, am besten gerade erst eingefahren. Diese Fahrzeuge bieten ein unheimlich gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Ich würde voraussagen, dass ihr Wert sich in den nächsten fünf Jahren verdoppelt. Wir werden dann zurückschauen und sagen „Hätte ich mal 2019 einen gekauft. Dort gab es welche für 300.000 USD, nun sind sie eine Million wert.“

Wie siehst du aktuell den Markt für klassische Porsche Sportwagen? Wie ist die Stimmung in Sachen Porsche derzeit in Kanada und den USA?

Ich versuche, den Markt hier in Nordamerika im Blick zu behalten. Auch hier regeln Angebot und Nachfrage den Preis. Ich glaube, die Zahl an Kaufinteressenten steigt kontinuierlich, während die Anzahl erstrebenswerter Klassiker gleich bleibt. Ja, natürlich kommen auch neue Klassiker dazu, wie der 911 R, GT2 und GT3 oder auch japanische Fahrzeuge wie MX-5, Skyline und NSX. Ich denke aber, dass die Anzahl wirklicher Ikonen weltweit bei etwa 30.000 liegt. Da die Nachfrage anscheinend weiter steigt, glaube ich, dass die wirklich guten Exemplare auch künftig eine solide Investition darstellen.

Es gibt jedoch eine Sache, die die Dynamik des Marktes jedoch künftig stark einbremsen könnte: In den jüngeren Generationen gibt es weniger Enthusiasten. Sie kaufen keine Autos, sondern nutzen Uber oder Carsharing. Sie sehen Autos nicht als Statussymbole, sondern als Umweltverschmutzer und würden ein Auto nicht mehr als persönliches Investment einstufen. Das könnte gerade die Auktionspreise deutlich sinken lassen. Es ist zwar ein kleines Risiko, aber nichtsdestotrotz ist es immanent.

Porsche 911 ST Tribute

Wie lange verfolgst du schon Elferspot und wie bist du auf uns gestoßen?

Seit etwa sechs Monaten. Ein guter Freund, Faizul Ali, hat mich immer wieder bei Angeboten für frühe 911 auf Elferspot verlinkt. Er suchte einen Elfer, der meinem ähnelt und Elferspot scheint für mich der beste Ort zu sein, um nach solch speziellen, hochqualitativen Autos zu suchen.

Er suchte einen Elfer, der meinem ähnelt und Elferspot scheint für mich der beste Ort zu sein, um nach solch speziellen, hochqualitativen Autos zu suchen.

Ich bin immer auf der Suche nach herausragenden 911, entweder zum Kauf für meine Sammlung, oder als Investition. Online-Marktplätzen und -Auktionen üben außerdem einen großen Reiz auf mich aus. Ich besuche zwar auch gern Auktionen, aber die höhere Reichweite bei Online-Auktionen ist zu unser aller Vorteil. Auch wenn die Anspannung und Aufregung bei einer echten Auktion immer noch etwas Besonderes ist.

Vielen Dank Gary, es war eine Freude, mit dir zu sprechen!

Ich danke dir. War mir eine Freude!

Porsche 911 ST Tribute

Bilder: Christopher Kennedy (>>Instagram)

Der 911 ST Tribute im Detail:

  • 2,5 Liter, Sechszylinder-Boxermotor mit Doppelzündung, 5-Gang Schaltgetriebe und Sperrdifferenzial
  • 46 mm Weber Vergaser, 110 Liter Tank mit zwei Spritpumpen
  • Überarbeitetes Fahrwerk mit neuen Bremsen und aufgearbeiteten 15″ Fuchs Felgen
  • Erneuerter Innenraum mit originalen Recaro Performance Sportsitzen
  • Ursprünglich jadegrüner 1972er 911 2.4T ohne Schiebedach, originale US-Auslieferung mit VIN 9112100727
  • Fünf Vorbesitzer und etwa 130.000 Kilometer Laufleistung

Ziel des Neuaufbaus, der sich über fünf Jahre erstreckte, war es, ein Auto entsprechend der FIA 1971 Appendix J Gruppe 4 Regularien aufzubauen. Der Großteil der Arbeiten wurde vom Vorbesitzer aus Ottawa zwischen 2009 und 2013 erledigt. Ein in Kanada bekannter Porsche Experte, der auch Rennfahrzeuge aufbaut (Markus Blazsak) hat die Umbauarbeiten vom braven 911 T zum 911 ST Replica vorgenommen. Ich bevorzuge die Bezeichnung Replica, statt Tribute. Der Wagen ist so nah am echten 911 ST, wie nur irgendwie möglich.

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