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Rainer Buchmann – bb-Auto – Vordenker und Visionär

30.01.2023 Von Richard Lindhorst
Rainer Buchmann – bb-Auto – Vordenker und Visionär

Die 1970er und 80er Jahre gelten kulturell als sehr wilde und bunte Zeit. Eine Zeit, in der Autos noch individuell sein sollten. Doch die Hersteller konnten – oder wollten – viele frische Ideen dieser Zeit nicht umsetzen. Mal scheiterte es am sogenannten NIH-Syndrom (dazu später mehr), mal an fehlendem Mut oder auch schlicht am Geld. Hier kam ein gewisser Rainer Buchmann mit seiner Firma bb-Auto ins Spiel.

Buchmann gründete mit bb-Auto eine später weltbekannte Ideenschmiede. Seine legendäre Firma musste sich keinen Konzernvorgaben unterwerfen. bb-Auto bot solventen Kunden exklusive Ausstattungen an, konnte Autos auf den Leib schneidern und veredeln. In einem sehr ausführlichen Interview erzählte er mir unter Anderem, wie es damals zum legendären Regenbogen-Porsche kam und welche Geschütze die großen Hersteller gegen den Frankfurter Visionär auffuhren.

Die Geschichte von bb-Auto begann mit einem VW Käfer

Als Rainer Buchmann mich bei sich in Frankfurt begrüßte, wirkte er immer noch frisch und voller Tatendrang. Mir dämmert, wie er es als junger Mann fertigbringen konnte, neben dem Studium zum Wirtschaftsingenieur mit Ausrichtung Elektrotechnik ein Praktikum in einer Bank zu machen und in der Freizeit im Hof seines Elternhauses Autos für Freunde zu lackieren.

Mit dieser Hobbylackiererei fing in den 60er Jahren alles an. Doch schon damals war Buchmann klar, wohin die Reise gehen sollte. Er arbeitete sich systematisch über einige VW Käfer, dann Karmann-Ghias und über den Porsche 356, schließlich zum 911 nach oben. Doch woher kamen seine Passion und die vielen Ideen?

Rainer Buchmanns Faible für Porsche hat mit der Zuverlässigkeit zu tun

„Meine Faszination für Porsche entwickelte sich aus ganz nüchternen Gesichtspunkten – Motoren, Qualität, Zuverlässigkeit. Britische Fahrzeuge hatten damals tolle Innenräume und Lederqualität, doch die Motoren hielten nicht lange und die Elektrik war unterdimensioniert. BMW war auch noch nicht so weit und Mercedes kein Sportwagenhersteller. Also erschien mir Porsche die logische Wahl.“

„Meine Faszination für Porsche entwickelte sich aus ganz nüchternen Gesichtspunkten – Motoren, Qualität, Zuverlässigkeit.“

Rainer Buchmann auf die Frage, was ihn schon früh an Porsche fasziniert hat
Mit Glück entkam Rainer Buchmann aus diesem Wrack eines Porsche 911 F-Modells mit dem Leben. Für die Gründung von bb-Auto sollte dieser Unfall eine gewichtige Rolle spielen.

Doch auch unternehmerisch hatte Buchmann größere Ziele. Er fand Gefallen daran, Freunden bei der Autosuche behilflich zu sein, fungierte also als Automakler. Schon damals, Ende der 1960er Jahre, erkennt er den Hang seiner Kunden zur Individualisierung ihrer Fahrzeuge. Der Wunsch danach, sich von der Masse abzuheben, war gerade bei Fahrern exotischer Autos besonders ausgeprägt.

Auf Kotflügelverbreiterungen folgten bei bb-Auto Hifi-Anlagen

Rainer Buchmann, zeitlebens Ästhet, verstand den Serienzustand eines Autos als Aufforderung zum Optimieren und kultivieren. Seine ersten Umbauten waren damals Kotflügelverbreiterungen. Und diese waren die Ausgangsbasis für alles, was bei bb-Auto noch folgen sollte. Der Name steht übrigens für Buchmann und Buchmann, also Rainer Buchmann und seine Frau Kathrin. Schon kurz nach der Gründung machte Rainer Buchmann weitere Geschäftsfelder aus.

„Hifi und Elektronik waren kein Thema im Automobilsektor. Ich war allerdings Hifi-affin und baute Lautsprechersysteme in Autos ein“, erinnert sich Buchmann an die Anfänge bei bb-Auto. Anfang der 70er Jahre hatte selbst ein Mercedes 600 nur ein Paar 4-Watt-Lautsprecher. Potenzielle Kunden gab es also reichlich. Auch die Ölkrisen kamen bb-Auto zu Pass. „Dadurch sind die reinen Fahrleistungen etwas in den Hintergrund gewichen. Stattdessen gewannen Individualisierung und spezielle Zusatzausstattung an Bedeutung“, so Buchmann.

Rainer Buchmann baute mit bb-Auto Modelle, die die Hersteller nicht anboten

Doch dabei blieb es nicht. bb-Auto baute den Kunden die Autos, die sie vom Hersteller nicht bekommen konnten. Sein erster großer Coup war dabei ein Porsche. Denn die Stuttgarter ließen in den 70ern verlauten, dass die Karosserie des 911 Targa zu weich für einen Turbo Targa gewesen wäre. Für Buchmann war das weniger eine Absage, als eine Herausforderung. Schließlich galt für ihn schon damals „Ich wollte immer das schnellste Auto haben. Und ein Cabrio musste es sein.“

„Ich habe die Lücken genutzt, die Porsche gelassen hat. Deren Fokus lag klar im Ingenieursbereich. Motor, Fahrwerk und Aerodynamik hatten für Porsche immer Priorität. Ausstattung, Innenraumdesign und -qualität kam erst danach.“

bb-Auto-Gründer Rainer Buchmann

Mit diversen Versteifungsmaßnahmen, zum Beispiel in den Scheibenrahmen, kreierte Rainer Buchmann mit seinem Team bei bb-Auto eine Targa-Karosse mit breitem Heck. Durch eine Werbekooperation mit Polaroid erhielt der Wagen eine legendär gewordene Lackierung mit Akzenten in Regenbogenfarben. Geboren war der Porsche 930 Turbo Targa, auch Regenbogenporsche genannt. Dass das Ergebnis verwindungssteif genug war, bescheinigte auch die Fachpresse. Und das bei nur 60 Kilogramm Mehrgewicht gegenüber dem Serien-Turbo. Die Exklusivität kostete damals 42.000 DM Aufpreis zum 58.000 DM teuren Über-Elfer.

Zwar waren Rainer Buchmanns Auftragsbücher voll, doch der Wind der Hersteller wurde rauer

Nach dem Erfolg des Porsche 911 Turbo Targa fokussierte sich Rainer Buchmann weiter auf Porsche-Umbauten. Aus seiner Feder stammte zum Beispiel auch das Porsche 928 Cabrio. Ein weiteres Modell, das Porsche selbst nicht angeboten hatte. Auch der teuerste Porsche der Welt, ein 911 Turbo Targa für einen Lotteriebesitzer aus Curaçao, entstand bei bb-Auto. Diese Geschichte ist, wie viele andere, in Gerold Lingnaus Buchmann-Biographie wunderbar beschrieben. Doch der Erfolg hatte seinen Preis…

„Porsche war damals noch zu klein, nicht selbstbewusst genug. Sie fühlten sich durch bb-Auto angegriffen“, blickt Buchmann zurück. „Ab 1982 erhielt ich von Porsche keine Teile mehr. Ich schickte verkleidete Mitarbeiter zum Kauf der Teile in die Porschezentren. Ich habe also die gleichen Preise zahlen müssen, wie private Endverbraucher“. Ein Riesenproblem für Buchmann, dessen Haupt-Einnahmequelle unter anderem die Umrüstung deutscher Porsches für den US-Markt gewesen war. Die Kunden waren überwiegend amerikanische Soldaten, die ihren Porsche mit nach Amerika nehmen wollen.

„Modellpolitik wird in Stuttgart gemacht, nicht in Frankfurt“

Auch langjährige Weggefährten, wie die Auto Motor & Sport wandten sich gezwungenermaßen von bb-Auto ab. Rainer Buchmann sagt dazu heute: „Die AMS bekam damals von Porsche eine bb-Sperre auferlegt. „Modellpolitik wird in Stuttgart gemacht, nicht in Frankfurt“, sagte man mir damals“. Porsche-Mitarbeitern, die bei von Buchmann organisierten Fahrevents als Instruktoren bereitstanden, wurde mit Kündigung gedroht, sollten sie weiter für Buchmann arbeiten.

Rainer Buchmann bb-Auto Rodrgiues Porsche
Der teuerste Porsche 911 der Welt wurde für einen Lotteriebesitzer aus Curaçao bei bb-Auto gebaut. Er hat nicht nur ein umfangreiches Hifi-System mit Fernseher, sondern auch ein mit Blattgold überzogenes Armaturenbrett.

Bis 1986 hielten bb-Auto und Rainer Buchmann noch durch

Trotzdem ließ Buchmann sich nicht unterkriegen. In seiner Ideenschmiede entstand schon Ende der 70er eine Park-Distance-Control. Auf Grundlage von Kamerasensoren aus dem Hause Polaroid konnte der Abstand centimetergenau bestimmt und im Cockpit angezeigt werden. Auch eine Sprachausgabe war bereits enthalten. Außerdem entwickelte bb-Auto Funkfernbedienungen zur Zentralverriegelung. In die Serie wollte das (damals) kein Hersteller bringen.

bb-Auto hatte auch als erstes ein funktionales Computersystem mit digitaler Anzeige aller relevanten Fahrzeugdaten und Warnungen bei Abweichungen im Programm. Wegen dieses digitalen Informationssystem hatte Volkswagen eine Serie von 40 Polos bei Buchmann in Auftrag gegeben. Selbst das Multifunktionslenkrad, eine weltweit patentierte Entwicklung aus dem Hause bb-Auto, stieß auf Ablehnung. Bei Volkswagen hielt man die Idee für zu teuer und fürchtete zu viel Ablenkung des Fahrers. Buchmann selbst vermutet die Gründe woanders: „Bei großen Herstellern gab es damals Ressentiments gegen alles, was nicht inhouse entwickelt wurde, also „not invented here“. Das nennt man NIH-Syndrom.“

Buchmanns Ideenreichtum ging sogar so weit, dass er mit seiner Mannschaft einen sogenannten Taumelscheibenmotor entwickelte. Die Grundlagenarbeit dafür stammte von Naxos Union. Dieser ermöglichte kontinuierliche Veränderungen des Kolbenhubs, also des Hubraums zwischen 1,0 und 2,0 Liter Hubraum. Auch besondere Entwicklungsaufträge für Hersteller wurden in Frankfurt gebaut. Zum Beispiel die BMW Futura, ein vollverkleidetes BMW-Motorrad mit Boxermotor und Turbolader. All diese Bemühungen konnten aber nicht verhindern, dass bb-Auto 1986 letztlich den Weg in die Insolvenz ging.

„Warum fühlt sich ein junges Paar in einem Porsche so wohl?“

Obwohl Porsche zweifelsfrei einen Anteil am unternehmerischen Aufstieg und auch Scheitern von bb-Auto trägt, bleibt die Marke Buchmanns Favorit. „Ich habe mich mal mit dem früheren Porsche-Designer Anatole Lapine unterhalten. Er fragte mich „Warum fühlt sich ein junges Paar in einem Porsche so wohl, aber in einem Mercedes so distanziert?“. Die Antwort darauf liegt schlicht in der räumlichen Nähe. Die knisternde Verbindung eines schmal geschnittenen Sportwagens ist in einem Mercedes nun mal nicht gegeben.“

„Die Hersteller haben heutzutage nicht mehr den Mut, etwas zu bauen, was neuartig ist. Keiner möchte im Zweifel die Verantwortung für einen Flop übernehmen.“

Rainer Buchmann

Auf die Frage, was Rainer Buchmann von aktuellen Designtrends hält, winkt er gewissermaßen ab. „Die Hersteller haben heutzutage nicht mehr den Mut, etwas zu bauen, was überhaupt neuartig ist. Keiner möchte im Zweifel die Verantwortung für einen Flop übernehmen“, antwortet er unumwunden. Stattdessen nötigen ihm eher technische Finessen Respekt ab. „Die Hydropneumatik bei Citroën in den 50ern war sehr innovativ, auch innenbelüftete Bremsscheiben oder heutzutage automatische Fernlichter mit Matrix-LEDs. Viele Innovationen werden leider intern abgeschossen.“

Rainer Buchmann Porsche 991 Targa Regenbogen Design

Das letzte moderne Auto, das Buchmann als wegweisend ansieht, ist die erste Generation des Mercedes CLS. „Das ist ein toll gezeichnetes, viertüriges Coupé“, erinnert er sich nach kurzem Überlegen. Die Frage nach dem schönsten Porsche aller Zeiten kommt hingegen wie aus der Pistole geschossen: „Porsche 930 Turbo, ganz klar! Er war ein wirklicher Sprung, schon allein wegen der Motorleistung. Porsche hatte damit einen echten Durchbruch geschafft.“

In der Porsche-Szene hat Rainer Buchmann noch heute viele Fans, auch in den USA und Japan

Fahrzeuge aus dem Hause bb-Auto genießen seit jeher Kultstatus. Besonders die exklusiven Buchmann-Autos, wie der Turbo Targa sind begehrt. Wer einen bb-Porsche hat, der hält ihn in Ehren. Auch in den USA und Japan ist Buchmann noch heute vielen ein Begriff. Er ermöglichte unter Anderem vielen in Deutschland stationierten US-Soldaten die Mitnahme ihrer geliebten Porsche Sportwagen in die Heimat.

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Aber auch die europäischen bb-Auto-Fans sind Buchmann treu. Regelmäßige Vorführungen des Kultfilms Carnapping bringen viele von ihnen zusammen. In den Hauptrollen der Kriminalkomödie sind neben Bernd Stephan als Autodieb Robert Mehring vor allem der Regenbogen-Porsche und Buchmanns größter Marketing-Coup, der CW 311 zu sehen. Diese Zuneigung beruht in jedem Fall auf Gegenseitigkeit. Denn auch heute bietet Buchmann noch immer individuelle Karosserieveränderungen, Lackierungen und Innenausstattungen für alte und neue Porsche Sportwagen an.

Jeder Porsche-Freak sollte die Geschichte von Buchmann und bb-Auto kennen

Rainer Buchmann war der Zeit und vor allem den Autoherstellern oft einige Schritte voraus. Er erahnte Trends und brachte sie zu den Kunden. Auch wenn er selbst sagt, dass er vornehmlich Ideen aus dem Kreise seiner Kunden umgesetzt hatte, war er ein echter Vorreiter und Pionier der Branche. Ein Beispiel gefällig? Zehn Jahre nach Erscheinen des bb-Auto Porsche 930 Turbo Targa präsentierte auch Porsche ein Sicherheitscabrio mit Turbomotor. Mit seinen „Flachschnauzern“ nahm er auch die späteren Slantnose-Modelle aus dem Sonderwunschprogramm vorweg. Die Geschichte Rainer Buchmanns und seiner Firma bb-Auto ist in Gerold Lingnaus Buch hervorragend aufgearbeitet. Es zeichnet ein akkurates Bild des Frankfurter Auto-Modeschöpfers: Kreativ, smart, zuvorkommend und extrem sympathisch. Absolute Pflichtlektüre für jeden Porsche-Fan!


„Buchmann hat verstanden, den Dingen Glanz zu verleihen.“

Harry Valérien

© Bernd Meyer (u.a. Titelbild), Rainer Buchmann, Werner Kilian, Lies de Mol, Ralph Rosenberger, Peter Vann

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